ImPulsTanz 2022: Die Performance-Highlights
Genauso vielfältig wie das Workshop-Programm präsentiert sich die Auswahl an Performances, die beim diesjährigen ImPulsTanz Festival zu sehen sein werden. Die BÜHNE hat sich das Programm genauer angesehen.
Von 7. Juli bis 7. August verwandelt die 39. Ausgabe des ImPulsTanz Festivals Wien wieder ein eine riesige, bunte und vibrierende Tanzfläche. Mit insgesamt 54 Produktionen in 20 Spielstätten, darunter 15 Uraufführungen. Wir haben eine Liste an (subjektiven) Highlights zusammengestellt.
Tanztheater Wuppertal Pina Pausch: Vollmond. Ein Stück von Pina Bausch
2006, also drei Jahre vor dem Tod der Jahrhundertchoreografin Pina Bausch, wurde dieses Stück uraufgeführt. Berühmt wurde es auch deshalb, weil einige Schlüsselszenen von „Vollmond“ in „Pina“, dem 3D-Film von Wim Wenders vorkommen. Das Stück gehört zu den sogenannten „Nachtstücken“ der Begründerin des deutschen Tanztheaters und widmet sich der Liebe in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit.
Wo: Burgtheater | Wann: 7., 9. & 10. Juli
Kein Theatersommer ohne Sommertheater – die Highlights 2022
Kitzeln die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht, kann man sich darauf verlassen, dass überall in Österreich gerade Bühnenbilder für Theaterfestivals entstehen. Unsere Liste mit Empfehlungen finden Sie hier. Weiterlesen...
Simon Mayer / Kopf Hoch: SunBengSitting
In „SunBengSitting“, das heute zu den Klassikern der österreichischen Tanz-Performance zählt, möchte der Oberösterreicher Simon Mayer das Volkstümliche aus der Schmuddelecke holen. Dazu gehört für ihn auch, die Peitschen knallen und die Kettensäge ordentlich rattern zu lassen. Nach getaner Arbeit freut er sich dann darauf, die Abendsonne auf der „SunBeng“, also der Sonnenbank, genießen zu können.
Wo: Akademietheater | Wann: 11. Juli
Claudia Bosse: Oracle and Sacrifice oder die Evakuierung der Gegenwart
Zukunft und Vergangenheit haben sich in uns eingeschrieben – genau genommen in unsere Organe. Dadurch wird die Zukunft im Menschen selbst lesbar. Ausgehend von antiken Opferritualen und Eingeweideschauen schließt die Choreografin und Performerin Claudia Bosse in ihrem Solo vom Kleinsten aufs Unendliche, vom engsten Kern des Körpers auf die äußerste Schicht unserer Möglichkeiten.
Wo: Odeon | Wann: 11. Juli
Rosenkranzsonaten und politische Erstickung
Anne Teresa de Keersmaeker, Amandine Beyer / Rosas, Gli Incogniti: Mystery Sonatas / for Rosa
Insgesamt 21 Produktionen hat die belgische Großmeisterin des Tanzes schon bei ImPulsTanz gezeigt – die erste 1994 im Volkstheater. Nur ganz wenige untersuchen das Verhältnis zwischen Tanz und Musik, Klang-, Raum- und Bewegungsstrukturen mit so überragendem Erfolg derart tiefgründig wie sie. Diesmal geht es um den böhmischen Barockkomponisten und seinerzeit gefeierten Geiger Heinrich Ignaz Franz Biber, genauer: um dessen „Mysterien-“ oder „Rosenkranzsonaten“.
Wo: Volkstheater | Wann: 12. bis 15. Juli
Cie. Mathilde Monnier: Records
Gemeinsam mit sechs Tänzerinnen unternimmt Mathilde Monnier in „Records“ eine Reise gegen das Vergessen und widmet sich dabei Körperzuständen, wie sie im Mai 2020, nach dem ersten Lockdown, herrschten. Die derzeit vielleicht wichtigste Choreografin Frankreichs ist überzeugt, dass dieses Gefühl des Eingesperrtseins in Erinnerung bleiben muss.
Wo: Akademietheater | Wann: 13. & 15. Juli
Kaltes Händchen, Habanera und Alttestamentarisches: Die Opernfestivals rund um Wien
In diesem Jahr locken die beiden beliebten Opernfestivals rund um Wien mit Puccini und Bizet. „Carmen“ und „La Bohème“ stehen auf dem Programm und verzaubern vor traumhaften Kulissen. Weiterlesen...
Sergiu Matis: Hopeless.
Was sagen Theokrits und Vergils Lobeshymnen auf die Erde uns über die Trümmer, die ihre ursprüngliche Pracht nur noch erahnen lassen? Kann überhaupt dieselbe Welt gemeint sein? In „Hopeless.“ setzen der rumänische, in Berlin lebende Choreograf Sergiu Matis und seine Mitstreiter*innen Martin Hansen und Manon Parent zusammen, was noch übrig ist, und huldigen ein letztes Mal der Idylle, die einst war.
Wo: Odeon | Wann: 16. & 18. Juli
Jan Lauwers / Needcompany: All the good
„Künstler müssen alles tun, um sicherzustellen, dass ihre ,Poetik‘ eine kraftvolle Antwort auf die alles verschlingende politische Erstickung liefert, in der wir uns gerade befinden“, schreibt der flämische Regisseur Jan Lauwers zu diesem Stück, das ebenso eine Liebesgeschichte ist wie eine Reflexion über den Krieg. Jüngst reüssierte Lauwers mit seinen Operninszenierungen bei den Salzburger Festspielen und an der Wiener Staatsoper.
Wo: Volkstheater | Wann: 17. & 19. Juli
Neue Perspektiven auf Kipling
Philipp Gehmacher: In its Entirety
„In its Entirety“ ist eines der persönlichsten Stücke des Tänzers, Performers, Choreografen und bildenden Künstlers. Das in zwei Teile geteilte Stück präsentiert sich am Ende doch als großes Ganzes. Zuerst lässt Gehmacher den Körper klingen, dann reduziert er sich auf die eigene Stimme.
Wo: Akademietheater | Wann: 20. Juli
Ultima Vez / Wim Vandekeybus: Hands do not touch your precious Me
Getrieben von uralten Geschichten und modernen Techniken, mit flammenden Köpfen oder unter gespenstischen Masken geraten lehmverschmierte und mystisch mit Farben gezeichnete Körper an die Grenzen des Menschseins. Für diesen bildgewaltigen Traum hat Wim Vandekeybus sich mit dem kongolesisch-französischen Künstler Olivier de Sagazan und der spanischen Komponistin Charo Calvo zusammengetan.
Wo: Volkstheater | Wann: 22. & 24. Juli
Akram Khan Company: Jungle Book reimagined
In seiner sensiblen Neuinterpretation von Rudyard Kiplings „Dschungelbuch“ ändert der britische Choreografie-Star Akram Khan einiges an Handlung. So versetzt er seine Heldin Mowgli in eine von den Folgen des Klimawandels geprägte Zukunft. Die Welt erlebt eine große Flut, aus der es Mowgli nur durch ein Wunder in den Dschungel schafft.
Wo: Burgtheater | Wann: 23., 25. & 26. Juli
Genreübergreifende Stunts
Dada Masilo / The Dance Factory: The Sacrifice
Als die international bekannte Künstlerin Dada Masilo 2019 an ihrem jüngsten Stück „The Sacrifice“ zu arbeiten begann, fragte sie unter anderem: „Was opfern wir in unserem täglichen Leben?“ Daraus entstand schließlich die Idee, die eher schlichte Handlung des „Frühlingsopfer“, 1913 von Igor Strawinsky und Vaslav Nijinsky produziert, zu erweitern, um „eine größere Geschichte zu erzählen“. Ergebnis ist ein sehr emotionales Werk, das sie gemeinsam mit elf Tänzer:innen ihres Johannesburger Ensembles auf die Bühne bringt.
Wo: Burgtheater | Wann: 28. & 30. Juli
Florentina Holzinger: TANZ. Eine sylphidische Träumerei in Stunts
Florentina Holzingers Tänzer*innen und Performer*innen vergnügen sich ebenso mit Stunt-Acts wie mit Balletttraining an der Stange oder beim Besenreiten.Es wird getrickst, es wird akrobatisch, und es ist ein großer Auftritt für die über 80-jährige Ex-Ballerina Beatrice Cordua. Der einstige Star bei John Neumeier fühlt sich mit Florentina Holzinger so richtig frei. Vor zwei Jahren war „TANZ“ zum Berliner Theatertreffen eingeladen, Theater heute kürte es zur Inszenierung des Jahres und ein Nestroy für die beste Regie ging ebenfalls an Florentina Holzinger.
Wo: Volkstheater | Wann: 31. Juli & 2. August
Trajal Harrell / Schauspielhaus Zürich Dance Ensemble: The Köln Concert
Keith Jarretts „Köln Concert“, die meistverkaufte Jazz-Soloplatte aller Zeiten, spielt in dieser Arbeit des Hauschoreografen des Schauspielhauses Zürich, eine zentrale Rolle. Aber auch Joni Mitchell, die den Raum aufmacht für die äußerst eleganten sieben Tänzer*innen und für ihre Versuche, sich nah zu sein in einer Welt, die auf mehr als eine Weise von Distanz bestimmt ist.
Wo: Volkstheater | Wann: 5. & 7. August