„Tanz ist eine Zeremonie, die Macht hat. Die Kunst kommuniziert mit unserem Unbewussten. Wir verlassen unsere Alltagswelt und lassen uns nähren von etwas anderem, das außerhalb von uns ist“, sagte Ismael Ivo vor fast genau fünf Jahren in einem Interview mit der Tageszeitung Die Presse. Am Donnerstag verstarb der Tänzer und Choreograf in seiner Heimat Brasilien an einer Covid-Infektion. Er war Mitbegründer von ImPulsTanz, das im Jahr 1984 aus der Taufe gehoben wurde. Eine Idee mit durchaus experimentellem Charakter, die sich als großer Erfolg entpuppte. „Karl Regensburger und ich liebten das Genre, wir wussten gar nicht, dass sich das Festival derart toll entwickeln würde“, so Ivo im Gespräch mit Die Presse. 2019 wurde er für seine Arbeit und sein Engagement mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt konnte er bereits auf eine der erfolgreichsten Tanzkarrieren der vergangenen Jahrzehnte zurückblicken.

Anzeige
Anzeige

Von einer Idee zum größten Tanzfestival Europas

Geboren wurde Ismael Ivo 1955 als Sohn eines Bauarbeiters und einer Putzfrau in der brasilianischen Metropole Sao Paulo. In den 1970ern studierte er in seiner Heimatstadt zunächst Sozialwissenschaft und Psychologie sowie Philosophie und Soziologie. Ab 1976 absolvierte er aber bereits parallel eine Tanzausbildung im Dance Center Ruth Rachou. Mit dem Jahr 1983 wurde seine Tanzkarriere zunehmend internationaler. Er folgte einer Einladung ans bekannte Alvin Ailey’s American Dance Center und arbeitete fortan mit internationalen Größen aus Tanz, Theater und Performance zusammen. Parallel dazu gründete er 1984 gemeinsam mit Karl Regensburger die Internationalen Tanzwochen Wien, die zunächst im Sportzentrum auf der Schmelz veranstaltet wurden. Diese entwickelten sich im Laufe der Jahre zum heute international renommierten ImPulsTanz, dem größten Tanzfestival Europas. Obwohl sich sein Aufgabengebiet stets veränderte und erweiterte, blieb Ismael Ivo dem ImPulsTanz immer verbunden. Zuletzt präsentierte er im Rahmen des Festivals sein Ausbildungsprojekt „Biblioteca do Corpo“.

International tätig

2013 wurde der Brasilianer Gastprofessor am Wiener Max-Reinhardt-Seminar. Aber es zog ihn auch stets in andere Länder. So leitete er von 1996 bis 2005 das Tanztheater des Deutschen Nationaltheaters in Weimar und 2005 bis 2012 die Sektion Tanz der Biennale Venedig. Zuletzt hatte Ismael Ivo 2017 die Leitung des Bale da Cidade de Sao Paulo übernommen. Dort stieg er noch im gleichen Jahr zum Ko-Intendanten des Opernhauses auf. Im Alter von 66 Jahren verstarb der Choreograf und Tänzer in seiner alten Heimatstadt an einer Covid-Infektion. „Das ist ein großer Verlust für alle, die ihn kannten, weil er ein wunderbarer und unglaublich großzügiger Mensch war", sagte Karl Regensburger in einer ersten Reaktion.

„Mein Körper war immer politisch", betonte Ismael Ivo immer wieder in Gesprächen und Interviews.

Foto: Michael Dürr

Anzeige
Anzeige