Asyl Tribunal: Ein Rechtsstaat ist ein Rechtsstaat ist kein Rechtsstaat
Alireza Daryanavard inszeniert für das Werk X-Petersplatz einen theatralen Gerichtsprozess, der sich mit aktuellen Problemlagen rund um das Thema Asyl beschäftigt. Am letzten der fünf Termine wird das Urteil präsentiert.
Ausgehend von Karl Nehammers Aussage „Ein Rechtsstaat muss ein Rechtsstaat bleiben“ beschäftigt sich das Theaterkollektiv Hybrid in „Asyl Tribunal – Klage gegen die Republik“ mit der Frage, ob das auch für den Asylbereich gilt. Der an fünf Abenden stattfindende öffentliche Gerichtsprozess ist der letzte Programmpunkt auf der Premierenliste des Werk X-Petersplatz. Inszeniert wird die Uraufführung von Alireza Daryanavard, der 2020/21 mit seinem Stück „Blutiger Sommer” eine Nestroy-Nominierung in der Kategorie „Bester Nachwuchs männlich“ erhielt.
Zur Person: Alireza Daryanavard
Der Performancekünstler und Regisseur wurde im Iran geboren und begann im Alter von 12 Jahren als Schauspieler zu arbeiten. Neben Hauptrollen in Kino und TV war er auch als Fernseh- und Radiomoderator tätig. Als es ihm offiziell nicht mehr erlaubt war, als Schauspieler tätig zu sein, gründete er ein Untergrundtheater in seiner Herkunftsstadt Buschehr, bis die Situation lebensgefährlich wurde und er schließlich fliehen musste. Seine Flucht führte ihn 2014 nach Österreich, wo er seitdem in Wien als Schauspieler, Musiker und Regisseur lebt.
Erschwerung von Zusammenführungen
Basierend auf realen Sachverhalten wird in „Asyl Tribunal“ in einem symbolischen Tribunal verhandelt, wir wirksam Asylsuchende in Österreich zu ihrem Recht auf Asyl kommen. Gemeinsam mit Richter*innen, Expert*innen und der Republik Österreich findet ein theatraler Gerichtsprozess statt, der sich mit aktuellen Problemlagen auseinandersetzt. Es wird unter anderem erörtert, inwiefern die Zusammenführung von Asylsuchenden mit Angehörigen von der Republik erschwert wird und mit welcher Häufigkeit illegale Pushbacks an Österreichs Außengrenzen stattfinden.
Laokoon im Burgtheater: Die digitale Seele
Geht es nach der Künstlergruppe Laokoon, könnten Verstorbene in Zukunft eine Stimme haben, wenn nicht vielleicht sogar das Sagen. Ihr Stück „Keine Menschenseele“ beschäftigt sich damit. Weiterlesen...
Am 20. Juni, dem ersten Tag des Prozesses und Weltflüchtlingstag, beginnt die „Klage gegen die Republik“ mit den Plädoyers der klagenden und der beklagten Seite sowie dem Abstecken des rechtlichen und inhaltlichen Rahmens des Verfahrens. Im Mittelpunkt steht die Missachtung der Genfer Flüchtlingskonvention und des Rechts auf Asyl, das die Grundrechtecharta der Europäischen Union gewährleistet. Die Verhandlungsgegenstände und die Beweggründe für die Klage werden dargelegt. Die Kommission berichtet, welche Bedeutung das Schließen der „Westbalkanroute“ für die Einleitung dieses Verfahrens hatte.
Am letzten Tag, 25. Juni, präsentieren die Parteienvertreter*innen ihre Schlussplädoyers. Danach folgt die Urteilsverkündung durch die Richter*innen. Im Anschluss an die letzte Vorstellung findet ein Expert*innen- und Künstler*innengespräch im WERK X-Petersplatz mit Ronald Frühwirth, Rechtsexperte für Asyl- und Migrationsrecht, und Ines Rössl, Schauspielerin und Rechtswissenschafterin, rund um das Thema Asyl und Migrationsrecht in Österreich statt.