Cornelius Obonya und Oper? Ja, der bekannte Schauspieler, der im „Jedermann“ in Salzburg ebenso auf sich aufmerksam machte wie am Wiener Burgtheater, hat sich heuer eine Regiearbeit vorgenommen, auf die man neugierig sein darf: Gemeinsam mit Carolin Pienkos, mit der er beispielsweise schon eine „Fledermaus“ an der Mailänder Scala in Szene setzte, inszeniert er Gaetano Donizettis „L'Elisir d'amore“ auf der Burg Gars. Dort hat Clemens Unterreiner, bekannt als Sänger beispielsweise von der Wiener Staatsoper her, die Intendanz übernommen und diesen Regie-Coup für das Belcanto-Glanzstück über einen (vermeintlichen) Liebestrank gelandet.

Anzeige
Anzeige

In der 35-jährigen Geschichte von Oper Burg Gars ist „L'Elisir d'amore“, diese charmante Geschichte über einen jungen Mann, der sich mit einem Liebestrank die Zuneigung der Angebeteten verschaffen möchte, noch nie gespielt worden. Obonya und Pienkos setzen, so kündigt man an, „auf italienische Lebenslust pur“. Und sie selbst schwärmen von „genialer Leichtigkeit gepaart mit herzzerreißender Sehnsucht und Verführung. Nichts ist überdreht oder grotesk, es sind ernsthaft gezeichnete Gefühlswechsel, behutsam, liebevoll und plastisch. Eine Oper für alle Sinne“ – so nennen sie das Werk.

Neo-Intendant Clemens Unterreiner ist davon überzeugt, dass „Donizettis heitere Romanze geradezu prädestiniert ist für die romantische Naturkulisse der Burg Gars“. Und er fügt hinzu: „Obgleich kurzweilig und unterhaltsam, geizt ‚Der Liebestrank‘ keineswegs mit Tiefgang und großen Gefühlen. Der bezaubernde italienische Charme und die unsterbliche Kraft dieser Musik werden unser Opernpublikum garantiert in ihren Bann ziehen“, so Unterreiner. Besetzt sind unter anderen Maria Nazarova, Paolo Rumetz und Orhan Yildiz, die Unterreiner und das Publikum natürlich von der Staatsoper her kennen. Es dirigiert Levente Török.

Oper Burg Gars
Cornelius Obonya, Clemes Unterreiner und Carolin Pienkos

Foto: C. Wulz

Günther Groissböck in Klosterneuburg

Mit einem großen Namen der Opernwelt kann man heuer auch wieder bei Oper Klosterneuburg aufwarten: Günter Groissböck, einer der weltweit besten Bässe, hat dort im Vorjahr „Don Carlo“ inszeniert, die er im Interview mit der „Bühne“ 2023 als „Lieblingsoper“ bezeichnete, „weil ich die düstere Atmosphäre so schätze.“ Er bringt diese Produktion als Wiederaufnahme und ist abermals darin zu erleben. Als Premiere zeigt man im Stiftshof „Norma“. Bei beiden Werken ist Christoph Campestrini am Pult zu erleben. Unter den Solisten sind Margarita Gritskova, Karina Flores, Arthur Espiritu und Daniel Schmutzhard avisiert.

Vera-Lotte Boecker Lulu
Vera-Lotte Boecker ist der Idealtyp einer modernen Sängerin: bestens ausgebildet, selbstbewusst, meinungsstark, bühnenpräsent.

Foto: Philipp Schönauer

Anzeige
Anzeige

Vera-Lotte Boecker und Nikola Hillebrand am Bodensee

Apropos düstere Atmosphäre: Bei den Bregenzer Festspielen gibt es heuer erstmalig „Der Freischütz“ von Carl Maria von Webern zu sehen. Philipp Stölzl inszeniert die unheimliche Geschichte. Mit Elissa Huber, Vera-Lotte Boecker und Nikola Hillebrand hat er drei herausragende Sopranistinnen, die sich die Rolle der Agathe teilen – und die alle schon an verschiedenen Bühnen des Landes brillierten. Den Max geben Thomas Blondelle und Mauro Peter, Christof Fischesser singt Kaspar. Tags nach der Premiere am See, wo „Der Freischütz“ bisher noch nie zu sehen war, bringt man „Tancredi“ ins Festspielhaus, diesen Opernthriller inszeniert der designierte Volkstheater-Wien-Intendant Jan Philipp Gloger.

Wenn wir ans andere Ende von Österreich hüpfen, wird im Steinbruch von St. Margarethen „Aida“ angekündigt. Leah Gordon, Leah Crocetto und Ekaterina Sannikova teilen sich die Titelrolle in der Regie von Thaddeus Strassberger.

Auch die Bundeshauptstadt bekommt heuer ein eigenes Sommer-Opern-Festival: Beim „Wiener Opernsommer Belvedere“ spielt man „Don Giovanni“, Intendant Joji Hattori übernimmt selbst die musikalische Leitung, es inszeniert Dominik am Zehnhoff-Söns. In der Titelrolle ist Thomas Tatzl zu erleben, als Leporello Alexandre Beuchat.

Asmik Grigorian
So schaut’s aus, wenn die BÜHNE Shootings macht. Hinter Asmik Grigorian die verschiedenen Outfits, am Tisch Schminkutensilien.

Foto: Lukas Gansterer

Debüts und Déjà-Vus in Salzburg und Innsbruck

Bei den Salzburger Festspielen präsentiert man heuer neben Neu-Inszenierungen auch bereits Gesehenes, jedoch umso Aufsehen Erregendes: Romeo Castellucci bringt seinen „Don Giovanni“ abermals heraus, „La Clemenza di Tito“ in der Regie von Robert Carsen wird von den Pfingstfestspielen übernommen. Cecilia Bartoli ist wieder als Sesto zu sehen. Krzysztof Warlikowski bringt „Der Idiot“ mit Bogdan Volkov und Ausrine Stundyte zur Premiere. Peter Sellars inszeniert „Der Spieler“, Asmik Grigorian ist darin besetzt. Und Mariame Clement, die in Wien zuletzt „Die Lustige Witwe“ mit einer gealterten Protagonistin herausbrachte, debütiert mit „Les Contes d´Hoffmann“.

Noch weiter westlich gibt es Neuerungen bei den Innsbrucker Festwochen Alter Musik: Ottavio Dantone ist der neue musikalische Leiter, Eva-Maria Sens nun künstlerische Direktorin. Sie starten mit „Cesare in Egitto“ von Geminiano Giacomelli, Dantone dirigiert selbst. Außerdem kommen „Dido, Königin von Carthago“ von Christoph Graupner sowie Georg Friedrich Händels „Arianna in Creta“.

Um bei alter Musik zu bleiben: In Retz bringt man die heimische Erstaufführung von „La Morte di Abele“ von Leonardo Leo. Und Joseph Haydns „Die wüste Insel“ kommt bei den Donaufestwochen im Strudengau auf Schloss Greinburg heraus. Opernliebhaber können also auch diesen Sommer wieder aus den Vollen schöpfen.