Anatevka von Jerry Bock
Seine Töchter an den richtigen Mann zu bringen, ist für den jüdischen Milchmann Tevje gar nicht so einfach. Können Sie seinen Song „Wenn ich einmal...wär´“ vervollständigen und nachsingen? Hier lesen Sie auch die traurigen Hintergründe der nur teils unbeschwerten Geschichte.
Inhalt
Es sind harte Zeiten für die jüdischen Bewohner des Städtchens Anatevka, wo das Stück 1905 spielt. Doch Tevje, der Milchmann, lebt wie ein „Fiedler auf dem Dach“: fröhlich, obwohl er jederzeit in Gefahr schwebt, herunterzufallen. Seine größte Sorge ist es derzeit, seine drei Töchter an respektable Männer zu verheiraten. Die Heiratsvermittlerin empfiehlt für die Älteste, Zeitel, den Fleischer Lazar Wolf. Doch Zeitel liebt den armen Schneider Mottel. Tevje gibt nach – und erfindet gegenüber seiner Frau Golde die Geschichte, dass ihm im Traum Wolfs verstorbene Frau und Großmutter Zeitel erschienen sind und von einer Ehe mit Lazar abgeraten haben. Auf der Hochzeit tauchen plötzlich russische Soldaten auf, die den Juden ihre Abhängigkeit demonstrieren.
Hodel, die zweite Tochter, hat sich in den revolutionären Studenten und Hauslehrer Perchik verliebt. Als er ihr einen Antrag macht, sagt sie Ja und umgeht somit, dass ihre Eltern zuerst gefragt werden müssten. Tevje gibt auch hier nach. Er will der Liebe, so sehr sie gegen seine Erwartungen ist, nicht im Weg stehen. Zum Schrecken der Familie wird Perchik nach Sibirien verbannt, Hodel folgt ihm.
Als jedoch die dritte Tochter Chava sich ausgerechnet in den Russen Fedja verliebt, verweigert Tevje seine Zustimmung. Ein Christ kommt nicht für ihn in Frage. Er hält Zwiesprache mit Gott – und muss erfahren, dass seine kleine Chava bereits heimlich geheiratet hat. Nun gibt der Zar Befehl, dass alle jüdischen Bewohner Anatevka binnen drei Tagen verlassen müssen. Tevje zieht los, um mit seiner Familie nach Amerika auszuwandern.
Werkgeschichte
Zwischen Heiterkeit und bitterem Ernst schwankt schon das Buch des jüdischen Dichters Scholem Alejchem „Tewje, der Milchmann“, das ein Sittenbild des ostjüdischen Schtetls zeichnet und als Basis für das Musicallibretto von Joseph Stein diente. Die Gesangstexte schrieb Sheldon Harnick. Die Musik komponierte Jerry Bock, der ein gutes Gefühl für jüdisch-folkloristische Charakteristik unter Beweis stellte. Erstmalig wurde in einem Musical das Thema Pogrom angeschnitten. Bekannt ist Tevjes Lied „Wenn ich einmal reich wär`“. Der Untertitel „The Fiddler on the roof“ bezieht sich auch auf Arbeiten des Malers Marc Chagall.
Aufführungsgeschichte
Die Uraufführung fand am 22.9.1964 am Broadway statt. Neun Tony Awards wurden dem Stück verliehen, darunter jener für das Beste Musical, die Beste Regie (Jerome Robbins) und den besten Hauptdarsteller (Zero Mostel). Im folgenden Jahr kam das Musical am West End heraus, am 1.2.1968 fand die deutsche Erstaufführung am Hamburger Operettenhaus statt, 1969 die erste Aufführung in Wien. In der Wiener Volksoper ist ab 23. Februar die Wiederaufnahme des Musicals mit Dominique Horwitz als Tevje zu sehen.
Prominente Namen
In Wien gab es 1997 eine mittlerweile legendäre Inszenierung mit Karl Merkatz als Tevje. Ab 2003 lief an der Volksoper jene von Mathias Davids, unter anderen mit Adi Hirschal als Tevje. Eine Verfilmung von Norman Jewison von 1971 wurde in acht Kategorien für den Oscar nominiert und gewann drei.
Dominique Horwitz ist der neue Star in „Anatevka“
„Wenn ich einmal reich wär“, trällerte er in der Küche, und seine Tochter konterte: „Bist du aber nicht.“ Ab Februar ist der Chansonnier und Schauspieler Dominique Horwitz der Tevje in „Anatevka“. Das Gespräch zur Wiederaufnahme. Weiterlesen...