Autor & Direktor Thomas Birkmeir über „Das große Shakespeare-Abenteuer“
Thomas Birkmeir ist nicht nur Theaterdirektor und Regisseur, er schreibt auch selbst Theaterstücke. „Das große Shakespeare-Abenteuer“ zum Beispiel, das noch bis 26. Juni im Theater der Jugend zu sehen ist.
Puck ist eine der beiden Hauptfiguren in Ihrem Stück. Was macht diese Figur aus Shakespeares großem Figurenarsenal so besonders? Warum fiel die Wahl auf ihn?
C. G. Jung hat Puck als eine „Trickster-Figur“ bezeichnet. Also einen Gauner, Betrüger oder Schwindler, der es mal gut, mal schlecht mit den Menschen meint. Die Mythologie ist voll von diesen Charakteren – Harlekin, Eulenspiegel, Mephisto … Und scheinbar hat der Mensch großen Spaß an ihrem amoralischen Verhalten, sonst würde er sie nicht erfinden. Shakespeare hat vor allem genial Plots geklaut, der „Sommernachtstraum“, in dem „Puck“ vorkommt, ist sein einziges „originales“ Stück. Wir haben es als Grundlage, als Metapher, genommen, um zu zeigen, welche Wirklichkeiten in den Köpfen der Menschen herumspuken. Da darf Puck nicht fehlen!
Marius Zernatto: Vom Willi zum Shakespeare
Ein Stück mit einem Darsteller zu besetzen, der charakterlich ganz der Hauptrolle entspricht – dieser Coup gelang beim „Großen Shakespeare-Abenteuer“. Weiterlesen...
Wie würden Sie die Figur des William charakterisieren?
Picasso hat mal gesagt: „Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin als Erwachsener einer zu bleiben.“ Das „Kind-Künstler-Sein“ steht natürlich für Offenheit Neuem gegenüber, die Lust am Ausprobieren und die Fähigkeit Wirklichkeiten dehnbar zu machen – zum Guten wie zum Schlechten hin. Shakespeare fasziniert uns nach 400 Jahren immer noch, weil er uns in seinen Werken all dies und noch viel mehr vermacht hat. An William hat uns genau das interessiert. Wir alle versuchen ja, uns auf sicherem Boden zu bewegen, William langweilt das eh schon Erfahrene, er gefährdet seine erlernten Sicherheiten – wie jede*r richtige Künstler*in. Und wie jedes Kind…
Gab es eine Art Initialzündung für dieses Stück? Etwas, das Sie zum Schreiben gebracht hat?
Ich beschäftige mich seit Jahrzehnten mit Shakespeare und kann ihn immer wieder aufs Neue lesen. Natürlich habe ich alle greifbaren Übersetzungen zu Hause, und es ist mir ein großer Spaß, sie nebeneinander zu legen und mit dem englischen Original zu vergleichen. Was Shakespeare anbetrifft, bin ich ein Nerd. Diese Faszination wollte ich weitergeben.
Wie sieht der Schreibprozess bei Ihnen aus? Gibt es etwas, das sich durchzieht?
Ich habe über 30 Stücke und Stückbearbeitungen geschrieben, die an über 100 Häusern nachgespielt wurden, darunter so renommierte wie das Thalia Theater, das Zürcher Schauspielhaus und das Bayrische Staatsschauspiel. Es ist jedoch immer wieder eine Qual, bis ich mich endlich hinsetze und schreibe. Ich bin da ein „geübter Prokrastinierer“, ich schiebe bis zum letzten Moment auf. Dann aber geht es „wie durch Zauberhand“, ich komme schnell in einen Flow. Tatsächlich hat der Ausdruck „mit etwas schwanger gehen“ etwas für sich. Der Schreibprozess selbst ist dann meist „eine leichte Geburt“.
Was ist Ihr Lieblingssatz von Shakespeare?
Da gibt es viele, doch meine drei Favoriten sind: „Ein tiefer Fall führt oft zu höherem Glück“, „Wenn die Seele bereit ist, sind es die Dinge auch“ und „Zweifel sind Verräter. Sie rauben uns, was wir gewinnen können, wenn wir nur einen Versuch wagen.“
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