Das Schubert Theater gräbt weiter – und lädt sein Publikum dazu ein, live dabei zu sein, wenn Schicht um Schicht freigelegt wird. Am 1. Oktober wurde die Spielzeit 2024/25 mit „Astoria - oder Geh' ma halt ein bisserl unter“ feierlich eröffnet. Der scharfzüngige Kommentar von Jura Soyfer auf eine Gesellschaft, die blind auf Profit baut, ist hochaktuell, obwohl er bereits 1937 entstand. In den teils überzeichneten Charakteren erkennt man erschreckende Ähnlichkeit zu tagespolitischen Akteur*innen, wobei diese Zuspitzung eine wunderbare Grundlage bietet, die Geschichte mittels der schrägen Klappmaulpuppen des Schubert Theaters zu erzählen. „Astoria“ ist zum ersten Mal als Figurenstück zu erleben, Regie führt Christine Wipplinger.

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„Weil wir hauptsächlich mit großen Klappmaulpuppen arbeiten und man die Spielerin oder den Spieler immer sieht, sagen wir immer wieder, dass wir die ehrlichste Form von Figurentheater machen, die es gibt. Allerdings dauert es nicht lange, bis man die Spielerin nicht mehr wahrnimmt. Das ist dann meistens der Punkt, an dem die Augen der Zuseher*innen zu leuchten beginnen“, erklärte Co-Direktorin Lisa Zingerle einmal in einem Interview mit der BÜHNE.

Schubert Theater
„Der schlafende Wal“: Paulus Hochgatterer (Text), Simon Meusburger (Regie) und Manuela Linshalm (Spiel) setzten sich in einer ungewöhnlichen Inszenierung mit dem Komponisten Anton Bruckner auseinander, der im Stück gar nicht vorkommt.

Foto: Julie Dadsetan

Bruckner ohne Bruckner

Paulus Hochgatterer hat zum Jubiläum von Anton Bruckner für das Schubert Theater ein Stück geschrieben. „Der schlafende Wal“ ist die Geschichte einer jungen Frau, die wegen diverser Vergehen zur Leistung von einhundert Stunden Sozialdienst bei einer älteren Dame verpflichtet wird, die auf Grund ihrer Mobilitätseinschränkungen das Zimmer nicht verlassen kann. Langsam entsteht ein zartes Band der Freundschaft. In dem von Simon Meusburger mit Manuela Linshalm (Schauspiel und Puppen) inszenierten Abend geht es zwar um Bruckner, gleichzeitig kommt dieser gar nicht vor. Die Uraufführung findet in Kooperation mit dem Bruckner Haus und dem Posthof in Linz statt. Wien-Premiere ist am 16. Oktober im Schubert Theater.

Faust und ein Trauerspül

Teuflisch gut geht es weiter mit der Premiere „Faust Der Tragödie Allerlei“ am 08. November von Christoph Bochdansky und Soffi Povo in der Regie von Simon Meusburger.

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2025 kommt es dann zum großen Finale im dritten und letzten Teil „Habsburger III: A Trauerspül“: Was ist übrig geblieben vom einstigen Glanz? Das Schubert Ensemble greift mit Autor Stephan Lack zum letzten Mal in die Habsburg-Schatzkiste und stürzt endgültig die Monarchie – oder etwa doch nicht? Premiere ist am 21. März 2025.

Darum geht es: In einem Wiener Museumslabor arbeitet eine Restauratorin. Täglich fließt Geschichte durch ihre Hände, auch viele Habsburger-Relikte liegen auf ihrem Werktisch: Der Revolver von Kronprinz Rudolf, der Helm von Kaiser Maximilian I und ein Porträt von Maria-Theresia lehnt in der Ecke. Im Laufe ihrer Arbeit bringt sie nicht nur Ungeheuerliches aus der reichen Historie des Hauses Habsburg zu Tage, sondern gräbt auch tief in ihrer eigenen Geschichte – und stößt dabei auf eine alles verändernde Entdeckung… Entschließt sie sich zu einem riskanten Schritt?