Three, Two, One, Zero: Das Tanzfestival Rakete im Senkrechtstart
Die fünfte Ausgabe des Tanz- und Performancefestivals Rakete kann endlich wieder vor Publikum stattfinden. Ein Trip zu neuen Galaxien und unbekannten Lebensformen im Tanzquartier Wien.
Neue Räume erkunden, bislang unbekannte Lebensformen entdecken und alternative Erzählungen entwickeln – das Festival „Rakete“ im Tanzquartier Wien ist eine etablierte Startrampe für junge Tänzer*innen, Performer*innen und Choreograf*innen. Nach zwei Jahren, in denen das Festival nur online gezeigt werden konnte, findet der Ausflug in neue Tanz- und Performance-Galaxien heuer wieder vor Publikum statt. Datum der ersten Zündung in diesem Jahr: 6. Mai.
Die Konturen der Dinge
Im Zentrum steht eine Auswahl junger Positionen der lokalen und internationalen Tanz- und Performanceszene. Eröffnet wird das Programm heuer von Mohamed Toukabri, P.A.R.T.S.-Absolvent und ehemaliges Mitglied der von Jan Lauwers und Grace Ellen Barkey gegründeten Needcompany. Zum Auftakt zeigt er ein berührendes Mutter-Sohn-Duett. In seiner Performance werden auch die geopolitischen Grenzen verhandelt, die Tänzer*innenkarrieren ebenso wie mitunter engste Beziehungen definieren. „The Power (of) The Fragile“ ist eine Sammlung beeindruckender Bilder und eine Reflexion darüber, wie die Beziehung zwischen Mutter und Sohn aussehen kann. Dabei dreht sich alles um die Frage, welchen Unterschied es macht, zu Hause zu bleiben oder wegzugehen.
Parasol: Geteilte Räume, gemeinsame Bewegungen
Júlia Rúbies Subirós und Camilla Schielin sind Teil des Ausbildungsprogramms Parasol, das vom Tanzquartier Wien ins Leben gerufen wurde. Wir haben sie in den TQW Studios getroffen. Weiterlesen...
Direkt im Anschluss zeigt die in Wien lebende Künstlerin Julia Müllner „how, on floors“, eine Erstaufführung, in der sie mit scheinbar gewöhnlichen Objekten utopische Räume eröffnet. Ihre Performance „kitzelt die Achsel des Tanzes“ und fragt nach einer Aufmerksamkeit, die mehrere Gegebenheiten im Raum geschehen lässt. Außerdem spielt Staub eine wichtige Rolle. Er macht die Zeit sichtbar und leitet unseren Blick hin zu den Konturen der Dinge – zu deren Atmosphären.
Veränderung, Alleinsein, Mitgefühl
Am zweiten Wochenende zerlegt und remixt Lena Schattenberg Scores unterschiedlicher Choreograf*innen. Die Erstaufführung „The Many Piece“ vereint Choreografien unterschiedlicher Künstler*innen –
aufgebrochen, fragmentiert, neu zusammengefügt, gegeneinander gelehnt und ineinander verwoben. Seit ihrem Abschluss an der Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten arbeitet Lena Schattenberg als freischaffende Künstlerin. Unter anderem mit Rosas, Eva Borrmann und Christoph Marthaler. „The Many Piece“ ist ihre erste eigene Kreation. An ebenjenem Wochenende bricht außerdem Susanne Songi Griem in eine Landschaft aus Grün auf, um mit den Komplexitäten von Veränderung, Alleinsein, Unbehagen und Mitgefühl zu spielen. „Spaziergang bei Nacht“ ist ein Duett der Künstlerin mit Musiker* Pete Prison IV. Es verhandelt die ständige Änderung innerer Aufstellungen durch äußere Umstände.
Am dritten Wochenende lenkt caner teker mit „KIRKPINAR“ den Blick auf die fragile Konstruktion von Männlichkeit unter eingeölten Muskelpanzern. Die Performance konfrontiert das Publikum mit dem Widersprüchlichen und Unaussprechlichen des eigenen Begehrens. Immer wieder wirft sie die Frage auf, warum es oft so schwer ist, den Blick abzuwenden. Im Anschluss an „KIRKPINAR“ zeigt der in Südafrika geborene Künstler tiran den ersten Teil seiner Trilogie „trompoppies“. „Trompoppies“ ist Afrikaans und beschreibt Trommelmajoretten, die einen Formationstanz in Uniform aufführen. Die Performance untersucht eines der choreografischen Elemente dieser Tänze: die präzisen Handgesten.
Das Festival findet von 6. Mai bis 21. Mai im Tanzquartier Wien statt.