Musical-Sommer mit Party-Stimmung und Gipsy-Ambiente
Berühmte Songs in Musicals: Die gibt es heuer bei „Mamma mia“ in Mörbisch, „Zorro“ in Staatz, „Jersey Boys“ in Amstetten und „Cabaret“ in Baden.
Eine riesige Party auf einer griechischen Insel: „Mamma mia“ ist wohl die Mutter aller Compilation-Musicals, also jener Musiktheaterwerke, die aus Songs berühmter Bands zusammengesetzt werden. 22 Welthits von ABBA wurden von Catherine Johnson zu einer unterhaltsamen Story zusammengefügt, die Herzschmerz und Generationskonflikt gleichermaßen auf die Bühne bringt. Nun kommt das Musical über Donna, die auf einer einsamen griechischen Insel nicht nur mit den Hochzeitsplänen ihrer Tochter konfrontiert wird, sondern auch damit, dass diese gleich drei mögliche Väter eingeladen hat, erstmals nach Mörbisch.
Dort kündigt man die „weltweit größte ‚Mamma mia‘-Produktion“ an. „Wir haben 70 Leute auf der Bühne und Dimensionen, die alle überraschen werden“, sagt Regisseur Andreas Gergen im Interview. „In unserem neuen Bühnenbild und unserer neuen Choreografie wird das gewaltig“.
Dabei sind einige Szenen aus „Mamma mia“ durchaus auf wenige Personen konzentriert: „Da ist es meine Aufgabe, dass es trotzdem wirkt und jeder Zuschauer weiß, wohin er schauen muss“, so Gergen.
ABBA-Hits, verblüffend gut verbunden
Dass „Mamma mia“ ein aus Hits zusammengesetztes Musical ist, unterscheide die Arbeit für ihn nicht von anderen Inszenierungen: „Ich behandle ein solches Compilation-Musical nicht anders als ein originales Musical-Play“, so Gergen, der ab Herbst auch das Falco-Musical „Rock me Amadeus“ in Wien herausbringt, „denn ich verstehe mich immer als Geschichtenerzähler. Natürlich gibt es Disco-Feeling und berühmte Nummern, aber für mich ist die Handlung stets im Vordergrund. Regisseur und Ensemble haben die Aufgabe, die Zuschauer klar durch die Geschichte zu führen.“ Seiner Ansicht nach sind in „Mamma mia“ die berühmten Texte von ABBA „so geschickt kombiniert, dass auf verblüffende Art und Weise Szenen in Musik übergehen und die Songs mit der Handlung ideal zusammenpassen.“
„Mamma mia“ in Mörbisch - „ein echter Coup“
Andreas Gergen inszeniert „Mamma mia“ in Mörbisch und für den Herbst „Rock me Amadeus“ bei den Vereinigten Bühne Wien. Ein Gespräch über seinen Inszenierungsstil, Compilation-Musicals und eine riesige Party am Neusiedlersee. Weiterlesen...
Wer andere Inszenierungen oder die Verfilmung kennt, wird dennoch einige Überraschungen erleben, kündigt Gergen an: „So haben wir beispielsweise für Sophie einen Alptraum kreiert. Als sie sich unsicher ist, was die Hochzeit betrifft, gerät sie in die Atmosphäre einer griechischen Tragödie, samt Fabelwesen und ihrer Mutter als Amazonenkönigin.“ Besonders freut sich Gergen, dass er mit Bettina Mönch als Donna sowie Lukas Perman und Peter Lesiak als ihre Verflossenen Kollegen trifft, mit denen er schon anderswo gut zusammenarbeitete. Für Sophie und Sky konnte in Anna Rosa Döller und Timotheus Hollweg eine sehr junge Besetzung gefunden werden.
Mantel- und Degen-Musical in Staatz
Melodien, die jeder im Ohr hat, wird es heuer auch auf der Felsenbühne Staatz zu hören geben. Denn in „Zorro“, dem Musical, kommen Hits der Gipsy Kings wie „Bamboleo“ und „Baila Me“ vor. Die Musiker dieser international bekannten Flamenco-Pop-Band konnten neben Arrangeur und Komponist John Cameron als musikalische Schöpfer des Mantel- und Degen-Musicals nach Isabel Allendes berühmten Roman gewonnen werden. Intendant Werner Auer bringt dieses Musical aus der Feder von Stephen Clark und Helen Edmundson nun, nachdem er es vor rund 15 Jahren in London gesehen hat und gerne nach Staatz importieren wollte, in die Open-Air-Kulisse der Felsenbühne. Er inszeniert auch selbst die Geschichte über ein ungleiches Brüderpaar und den Kampf zwischen Gut und Böse, Fecht-Einlagen inklusive. „Ich finde, der Reiz liegt in der Mischung zwischen Action, Komik und Musik“, sagt Auer im Interview.
Doppelgesichtige Figur
„Der junge Djego de la Vega stellt sich gegen die Pläne seines Vaters, dessen Nachfolger als Bürgermeister zu werden, und zieht lieber mit einer Gipsy-Gauklertruppe durchs Land. Als sein tyrannischer Bruder Ramon die Herrschaft in seiner Heimat übernimmt, kehrt Djego nicht nur als Bruder, sondern auch als geheimnisvoller Zorro zurück, um die Tyrannei zu beenden. Somit ist Zorro letztlich eine doppelgesichtige Figur.“ Dazu gibt es Liebesgeschichten und starke Charaktere. „Nach unserer guten Erfahrung mit Mantel- und Degenmusicals wie den ´Drei Musketieren´ denke ich, dass das Stück sehr gut nach Staatz passt.“ Das Bühnenbild sei durch die Open-Air-Bühne teils schon vorhanden, denn „Zorro“ spiele ja viel im Freien, auf Dorfplätzen und unter dem Sternenhimmel, da müsse man eigentlich nicht mehr viel hinzufügen, so Auer. Die große Bühne wird ein Pueblo verwandelt, warme Farben und entsprechende Projektionen sollen für den südländischen Touch sorgen.
„Ich möchte dieses südländische Lebensgefühl schon allein mit dem Bühnenbild auf die Bühne bringen“, sagt Auer. Außerdem verspricht er pyrotechnische Effekte, verzichtet aber bewusst auf Pferde. Die Musik werde stückbedingt etwas anders klingen, als man es von Musicals gewohnt sei. Gitarren, Trompeten und Percussion werden als Hauptinstrumente zur Umsetzung des „Gipsy Kings“-Sounds eingesetzt. „Dieses Musical zeigt, dass man Balladen auch ohne ‚Musical-Streicher-Zuckerguss‘ ergreifend interpretieren kann“, schwärmt Auer, „und es tut im Fall von ‚Zorro‘ der Geschichte auch sehr gut. Es wirkt authentisch.“
Aufstieg einer Band in Amstetten, Cabaret in Baden
Eine Band, die Hits lieferte, ist selbst Gegenstand eines Erfolgsmusicals, das heuer nach Amstetten kommt. „Jersey Boys“ bringt die Geschichte von „The Four Seasons“, die einst aus dem Arbeiterviertel von New Jersey aus groß wurden und als Rock‘n‘Roll-Band Furore machten. Das Musical von Bob Gaudio und Marshall Brickman, das auf einige Tony Awards und den Laurence Olivier Award für das Beste neue Musical 2009 verweisen kann, bringt Hits wie „Big Girls Don‘t Cry“ und „Can‘t Take My Eyes Off You“. Neben Charles Kreische als Frankie Valli werden Fin Holzwart, Lukas Mayer und Alexander Auler die Four Seasons verkörpern. Regie führt Intendant Alex Balga.
Bekannte Songs wird es heuer auch im Stadttheater Baden geben. Während in der Sommerarena „Der Graf von Luxemburg“ und „Frühjahrsparade“ auf dem Programm stehen, gibt man im Haupthaus über den Sommer „Cabaret“. Ann Mandrella ist als Sally Bowles, einst in der Verfilmung von Liza Minelli gespielt, besetzt, Drew Sarich gibt den Conférencier.