Mit Céline Dion im Café Diglas
Julian Valerio Rehrl ist Céline Dion. Vielleicht sogar die klügste und netteste Céline aller Zeiten. Wir werden es nie erfahren. Im Gegensatz zum Original waren wir mit ihm im Kaffeehaus.
Beachtlich, wirklich beachtlich, die Karriere des 26-jährigen Julian Valerio Rehrl: von der Nachwuchshoffnung zur fixen Größe im Ensemble der Josefstadt. Am 15. Februar wird man dann wissen, wie er die vermutlich größte Herausforderung seiner jungen Karriere gemeistert haben wird: die Rolle von Jacob/Céline Dion in „James Brown trug Lockenwickler“.
Der Inhalt: Jacob beschließt eines Tages: Er ist Céline Dion. In einem Heim trifft er dann einen Freund, der weiß ist, sich aber als Schwarzer sieht. Seine Eltern sind verzweifelt (siehe Coverstory).
Julian Valerio Rehrl wird in jeder Szene auf der Bühne zu sehen sein – einfach, weil es immer um ihn geht. Er ist der personifizierte Elefant im Leben seiner Eltern. Verzichtet wird übrigens auf den Québec-Akzent von Jacob/Céline wie im französischen Original.
Das sagt Julian Valerio Rehrl
„Die Gefahr, aus Céline eine Karikatur zu machen, ist groß. Es ist keine Travestie-Revue. Auch wenn ich schon in Frauenkleidern auf der Bühne gestanden bin: Ich spiele keine Frau, ich spiele die Kunstfigur Céline Dion. Es geht um einen Menschen, der gegen jeden Fakt sagt: Ich bin Céline Dion. Das Spannende ist: Für die Figur ist es nicht nur eine Behauptung, sondern ein echtes Erleben. Wir klammern den Realismus, dass Jacob als Céline gar nicht überleben könnte, völlig aus. Ich darf in diesem Stück die Position der totalen Naivität einnehmen und sagen: Ich habe überhaupt keine Ahnung, was euer Problem ist. Denn Jacob ist nicht verrückt, er hat sich einfach entschieden, das zu sein, was er will. Die Idee ist unglaublich poetisch, rührend und märchenhaft, sie ist absurd und surreal, aber doch ganz nah.
Uns geht es darum, den Schmerz der Figuren zu finden und zu untersuchen, woher deren Verhalten kommt. Das Stück ist ein Statement für Toleranz, und es wertet kein einziges Mal. Reza gibt uns ein Thema und die Suche der verschiedenen Charaktere. Sie sagt zum Publikum: Nehmt und macht etwas daraus. Beim Proben ist auch der Unterschied zwischen Jacob und Céline immer mehr verschwunden, hat sich aufgelöst. Ich könnte gar nicht mehr sagen: Hier spricht Jacob und hier Céline. Es ist ein absurdes Stück, aber in vielen Momenten durch seinen schrägen Realismus sehr nahbar.
Dass ich die ganze Zeit auf der Bühne bin, macht einen Subraum auf. Céline ist immer da, sie nimmt alles wahr und ist zugleich auch bei den Eltern immer präsent. Jacobs/Célines Suche nach Identität steht im Zentrum. Das ist interessant und eröffnet schauspielerisch spannende Möglichkeiten. Die Vorstellung, dass ich einen mir nahestehenden Menschen an eine Welt verliere, die ich nicht verstehen kann, wäre auch für mich schwierig. So geht es Jacobs Eltern. Als Schauspieler habe ich das Privileg, die ganz großen Themen – wie eben die Suche nach Identität – verhandeln zu dürfen.
Es war recht lustig, wie mir Direktor Föttinger die Rolle angetragen hat. Er meinte trocken: ‚Weißt du, wen du nächste Saison spielen wirst? Céline Dion.‘ Da war ich kurz verblüfft, und dann dachte ich mir: Großartig, das kriege ich hin.“