Wie geht es euch und wo erwischen wir euch gerade?

Anzeige
Anzeige

Wir sind gerade im Auto auf dem Weg nach Reichenau. Zum ersten Mal gönnen wir uns heuer ein bisschen Pause vom Trubel in Reichenau und pendeln aus Wien.

Wie oft pendelt ihr?

Die Hälfte der Spielzeit verbringen wir am Payerbacherhof und die andere Hälfte pendeln wir.

Mein Theatersommer: Nikolaus Hagg & Johanna Aurora
Nikolaus Hagg spielt nicht nur, für die Festspiele in Reichenau schrieb er das Stück „Parkbankphilosophen“, das 2008 Premiere hatte. Im Jahr darauf entstand die Dramatisierung des Romans „Die Strudlhofstiege“ nach Heimito von Doderer, 2011 „Oberst Redl“ und 2012 seine Dramatisierung von Tolstois „Anna Karenina“.

Foto: Jan Frankl

Wie ist es, bei diesen Temperaturen zu proben?

Anzeige
Anzeige

Nikolaus Hagg: Reichenau hat ja eine ganz andere Luft. Hier ist es viel kühler. Man hat die Berge vor der Nase und es wird bereits vom Hinschauen kälter. Im Theater selbst gibt es eine Klimaanlage.

Wie schaut ein typischer Theatersommer bei euch aus?

Bis Mitte/Ende Juni sind wir in Wien, bis es dann in Reichenau losgeht. Parallel dazu finden Proben in der Volksoper statt.

Bleibt im Sommer auch Zeit für Freizeit?

Johanna Arrouas: Der Festspielstart in Reichenau ist für mich immer der Übergang in ein Urlaubsgefühl.

Nikolaus Hagg: Man spielt oft zeitlich dicht hintereinander und manchmal findet unsere Vorstellung „Des Teufels General“ auch am Nachmittag statt. Wenn Zeit bleibt, machen wir Ausflüge an die Schwarza oder genießen den Austausch mit Kolleg*innen. Diese gute Mischung spiegelt sich meist auch auf der Bühne wider.

Mein Theatersommer: Nikolaus Hagg & Johanna Aurora
Sopranistin Johanna Arrouas ist fixes Ensemblemitglied an der Volksoper Wien und ist im Sommer in „Des Teufels General“ in Reichenau zu sehen.

Foto: Sepp Gallauer

Wie würdet ihr die Atmosphäre in Reichenau beschreiben?

Johanna Arrouas: Es ist eine ganz eigene Atmosphäre. Man wohnt in Reichenau mit all den anderen Theater-Kolleg*innen und hat dadurch eine viel größere Auseinandersetzung mit dem Stück als sonst.

Nikolaus Hagg: Der ganze Ort ist von Theater durchdrungen. Jeder kennt sich gut und bei einem Festival dieser Art trifft man auch auf Kolleg*innen anderer Häuser, was unglaublich bereichernd und lustig ist.

Welche neue Begegnung hat euch besonders überrascht oder begeistert? 

Nikolaus Hagg: Die Begegnung mit unserem Regisseur Hermann Beil. Seine unfassbare Klugheit und sein enzyklopädisches Wissen haben mich sehr beeindruckt. Er ist jetzt gerade 81 Jahre alt geworden.

Johanna Arrouas: Die mit einer Zuschauerin aus dem Publikum, die in den letzten 20 Jahren jedes Stück in Reichenau gesehen hat. Sie konnte sogar all meine Rollen aufzählen. Es war beeindruckend zu sehen, wie viel Einfluss man als Schauspielerin doch hat.

Gibt es etwas, das ihr uns über eure Rollen erzählen möchtet? 

Johanna Arrouas: Ich spiele eine Nazi-Braut. Es ist eine sehr negativ behaftete Figur, aber es macht mir trotzdem Spaß, die Rolle der verwöhnten Göre zu spielen.

Wie reagiert das Publikum im Sommer? Anders als sonst?

Das Publikum identifiziert sich in Reichenau unwahrscheinlich mit den Stücken. Viele der Gäste wohnen mehrere Tage vor Ort und manchmal kommt es vor, dass man mit dem Publikum in derselben Unterkunft wohnt und manche der Zuschauer*innen beim Frühstück trifft. Es ist einfach viel mehr Austausch da als sonst.

Zur Person: Nikolaus Hagg

Der in Klagenfurt geborene Nicolaus Hagg erhielt seine Schauspielausbildung am Konservatorium der Stadt Wien bei Elfriede Ott. Nach dem Abschluss der Schauspielschule wurde er Mitglied des Wiener Volkstheaters. Von 1999 bis 2003 war er an verschiedenen Theatern in Berlin tätig (Theater des Westens, Deutsches Theater). Wieder in Wien spielte er am Theater in der Josefstadt, und den Festspielen Reichenau. Er ist Mitglied der Wiener Volksoper. Mit „Parkbankphilosophen“ entstand ein erstes Stück für die Festspiele Reichenau. Ihm folgten Dramatisierungen der „Strudlhofstiege“ und der „Dämonen“ von Doderer, „Anna Karenina“, „Madame Bovary“, und „Effi Briest“. Mit „Oberst Redl“ und „1914 – zwei Wege in den Untergang“, gelangten zwei Stücke zur Uraufführung, die nicht auf Romanen beruhen. Für das Theater in der Josefstadt entstand 2019 eine neue Dramatisierung der „Strudlhofstiege“. Außerdem verfasste er Texte für das Burgtheater und die Salzburger Festspiele.

Johanna Arrouas wurde in Wien geboren und kam nach ihrer Ausbildung am Konservatorium zunächst ins Ensemble des Theaters in der Josefstadt, wo sie Rollen wie Malchen /„Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ und Lucy /„Die Dreigroschenoper“ spielte. Im Anschluss daran wurde sie als Solistin an die Volksoper engagiert, deren Ensemble sie seitdem angehört. Dort verkörperte sie zahlreiche Partien, darunter Eliza/ „My fair Lady“, Adele/„Die Fledermaus“, Frasquita /„Carmen“, Julie /„Carousel“, Papagena /„Die Zauberflöte“, Rosée /„König Karotte“, Dorothy /„Der Zauberer von Oz“ oder Antonia in der Uraufführung von „Antonia und der Reißteufel“. Parallel dazu trat sie häufig am Stadttheater Baden (u.a. als Annie /„Annie get your gun“, Eponin e/„Les misérables“) sowie bei den Festspielen Reichenau auf. Hier war sie z.B. als Erna /„Das weite Land“, Kitty /„Anna Karenina“, Lieschen / „Der Alpenkönig u der Menschenfeind“ und Stella /„Endstation Sehnsucht“ zu sehen. 2015 führte sie Regie bei der österreichischen Erstaufführung von „Thrill me“ im Off Theater.

Zu den Spielterminen von „Des Teufels General“ bei den Festspielen in Reichenau!