Die Marquise von O.... von Heinrich von Kleist
Der vielleicht berühmteste Gedankenstrich in der Literaturgeschichte stammt aus Kleists Novelle. Worum es geht und was ein Gedankenstrich alles erzählen oder verschweigen kann, lesen Sie hier in dieser Zusammenfassung.
Inhalt
Schauplatz Italien, zweiter Koalitionskrieg (1799-1802): Die Zitadelle bei M…. wird von russischen Truppen erstürmt, wobei die Marquise, die Tochter des Kommandanten, von einigen Soldaten misshandelt wird. Ein gewisser Graf F.... kommt ihr dabei scheinbar zu Hilfe, sie fällt darauf in Ohnmacht. Dann wird durch einen Gedankenstrich ein Zeitsprung angedeutet.
Wie man später erfährt, ist hier wohl eine Vergewaltigung durch den Grafen F.... vorgefallen. Der erklärt sich aber nicht gleich, sondern will die Marquise um jeden Preis ehelichen. Die Marquise entdeckt, dass sie schwanger ist und wird von ihren Eltern, die zunächst nicht an ihre Untadeligkeit glauben, verstoßen.
Die Marquise veröffentlicht eine Zeitungsannonce, in der sie den Schuldigen sucht. Dieser stellt sich als der Graf F.... heraus, eine Ehe mit ihm wird zunächst gegen den Willen der Marquise arrangiert, um die Ehre wieder herzustellen. Nach einiger Zeit der Reue des Grafen, verzeiht ihm die Protagonistin.
Werkgeschichte
Kleists Novelle erscheint erstmals 1808 in der Zeitschrift Phöbus. Als mögliche Quelle gilt Michel de Montaignes Essai über die Trunksucht von 1588. Darin wird eine Bäuerin von einem betrunkenen Knecht vergewaltigt und geschwängert und heiratet diesen nach seinem Geständnis. Auch die anonyme Erzählung Gerettete Unschuld und Jean Jaques Rousseaus Julie oder Die neue Heloise könnten Vorlagen für Kleist gewesen sein.
Der Gedankenstrich ist ein geschickter Zug Kleists, er lässt hier Spielraum für Interpretation. Ob es sich tatsächlich um eine Vergewaltigung handelt, wird im Weiteren nicht eindeutig bestätigt.
Adaptionen
Heimo Erbse schuf 1957 die Oper Julietta, die auf Kleists Novelle basiert. Sie wurde 1959 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt.
Auch einige filmische Adaptionen des Stoffes existieren, so zum Beispiel aus den Jahren 1920, 1975, 2001 unter dem Titel Julietta – Es ist nicht wie du denkst oder 2008 als italienische Produktion Il seme della discordia.
Theateradaptionen gab es beispielsweise von Ferdinand Bruckner 1933, uraufgeführt in Wien, 2011 als She She P. ist die Marquise von O. im Maxim Gorki Theater, 2012 auf der Volksbühne Berlin oder 2021 unter dem NamenWüst. Oder die Marquise von O.... – Faster Pussycat! Kill! Kill! von Enis Maci am Theater Bremen.
Prominente Interpreten
In der Filmproduktion aus dem Jahr 1976 spielen unter anderem Bruno Ganz und Ruth Drexel mit. In Julietta von 2001 sind Lavinia Wilson, Wotan Wilke Möhring sowie Uwe Kokisch, der vor allem als Commissario Brunetti bekannt ist, zu sehen.
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