3 Fragen an: Annemieke van Dam
Bisher vor allem als wohlwollende Beatrice im Einsatz, übernimmt die Musicalsängerin in „Rebecca“ nun die begehrte Rolle der ambivalenten Mrs. Danvers. Wie sieht sie die Frau, die „Ich“ das Leben auf Manderley so schwer macht?
1. Sie werden ab Herbst allabendlich Mrs. Danvers singen. Was ändert sich dadurch für Sie?
Ich muss noch mehr auf meine Stimme achten, weil Mrs. Danvers extrem hoch angesetzt ist. Schon eine leichte Heiserkeit wäre schwierig. Die Rolle erfordert bereits beim Einsingen eine andere Technik. Und da es eine andere Rolle ist, verändert sich mein „Track“, also die Strecke, die ich backstage zurücklegen muss. Insgesamt ist es natürlich auch eine schöne Abwechslung.
2. Mrs. Danvers ist eher das Bad Girl, wird vom Publikum aber dennoch geliebt. Wie definieren Sie ihren Charakter?
Ich glaube, das hat zwei Facetten. Die Leute mögen sie, weil ihre Partie so gut geschrieben ist, weil sie tolle Songs hat. Und man kann Verständnis und Empathie für sie aufbringen, weil sie mit Rebecca beinahe so etwas wie eine Tochter verloren hat. Obwohl man sehen kann, dass sie nicht freundlich ist, sondern verbittert, kann man Mitleid mit ihr haben. Man versteht ein wenig, dass sie die Anwesenheit einer neuen Mrs. de Winter nicht akzeptieren kann.
3. Zum Start von „Rebecca“ haben Sie erzählt, dass Sie darum gebeten haben, auch für Mrs. Danvers vorsingen zu dürfen. Ist Mrs. Danvers demnach eine Traumrolle für Sie?
Ich habe mich selber ewig nicht als Mrs. Danvers gesehen, weil ich glaubte, ich sei dafür zu jung. Bis ich realisiert habe, dass ich auch schon über 40 und damit im idealen Alter bin … Ich habe davor „Mary Poppins“ und „Elisabeth“ gespielt und dachte, vielleicht sieht das Team aufgrund meiner Optik und meines Gesangs, der gut zu Beatrice passt, ebenfalls keine Mrs. Danvers in mir. Deshalb habe ich um die Audition gebeten. Mrs. Danvers ist eine ikonische Rolle, die ich sehr gern spielen wollte. Möglicherweise habe ich mir aber nicht zugestanden, dass ich in die Reihe jener Interpretinnen gehöre, die das auch singen dürfen. Umso glücklicher bin ich nun, dass ich es darf.
Die Nette und das Biest
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Zur Person: Annemieke van Dam
absolvierte das Brabants Conservatorium und feierte ihren Durchbruch im deutschsprachigen Raum als „Elisabeth“. Sie war u. a. in „Jekyll & Hyde“ und „Evita“ erfolgreich, überzeugte am Wiener Ronacher als „Mary Poppins“ und verkörperte Beatrice in „Rebecca“.