Das große Gebäude der Wiener Staatsoper steckt voller Geheimnisse. Eines ­davon, vielleicht das Spannendste, ist die verzauberte Tür: ein magisches Portal, das irgendwo im Haus versteckt sein soll und sich nur alle hundert Jahre für ­einen Tag öffnet. 

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Was? Sie glauben uns nicht? Sie meinen, wir sollten etwas weniger trinken?

Warten Sie! Bleiben Sie noch ein wenig bei diesem Text, blättern Sie bitte nicht um, die Geschichte geht nämlich weiter: Wenn es Belmonte, Konstanze (Sie wissen schon: Das sind die aus Mozarts „Entführung aus dem Serail“) und ihren Freunden gelingt, die Tür zu finden, solange sie offen steht, sind sie befreit. Wenn nicht, müssen sie weitere hundert Jahre in Gefangenschaft verbringen. 

Gefangenschaft? Wie? Es reicht Ihnen gleich? Wir sollten endlich ernst sein, so wie es sich für ein anständiges Kultur­magazin gehört? 

Nun denn: Packen Sie doch Ihre Kinder oder Enkerl oder Ihren märchenverliebten Partner ein, und schauen Sie sich die Produktion „Die Entführung ins Zauberreich“ an. Sie werden sehen: ­Alles, was wir vorher erzählt haben, bekommt plötzlich Sinn.

Wanderoper für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren

Nina Blum ist das Mastermind hinter dem Projekt und hat für das Haus am Ring eine Wanderoper konzipiert. Sie möchte so Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren im Zuge einer musikalischen Abenteuerreise durch das Gebäude Lust auf Oper machen. Und ­Nina Blum kann das richtig gut.

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Das hat sie in den vergangenen 15 Jah­ren eindrucksvoll bewiesen. Mit ihrem „Märchensommer“ in Niederösterreich verzauberte sie Tausende von Kindern und brachte diese mit ihren Wanderopern der klassischen Musik und dem klassischen Theater auf spielerische Weise näher. Nebenbei bemerkt ist Nina Blum mittlerweile auch Intendantin der „Sommernachtskomödie Rosenburg“, eines echten Publikumsmagneten des Theatersommers Niederösterreich. Jetzt also die Wiener Staatsoper. Die BÜHNE war bei den ersten Kostümproben mit dabei und brachte zu dem Termin auch gleich eine 6-jährige Zielgruppen-Person mit. 

Das Leading-Team. Nina Blum us Henn und Autorin Margit Mezgolich (links) bei den Proben.

Foto: Peter M. Mayr

Beim Wandern die Wiener Staatsoper miterleben

„Mir ist fad.“ Das war der Satz, der fiel, BEVOR die Proben starteten. Ab dem ersten gesungenen Ton war dann nur mehr Staunen mit offenem Mund an­gesagt. „Ich wollte unbedingt ‚Die Entführung aus dem Serail‘ als erste Wander-­Kinderoper in der Wiener Staatsoper machen, weil ich die Musik von Mozart so liebe. Das Wandern ist ein wichtiges Stilmittel, weil man nicht nur eine Oper erleben wird, sondern auch dieses wunderbare Haus sehen kann und Plätze, die man nicht kennt.

Das funktioniert als Format schon beim Theater ganz wunderbar, aber bei der Oper wird es noch viel wichtiger – denn Oper ist ein sperrigeres Format, weil Libretti oftmals nicht sehr aufregend sind. Es gibt ­wenig Spannungsbögen. Der Grund dafür ist, dass logischerweise bei Opern­werken die Musik im Vordergrund steht – bei Kindern sind es aber die Geschichten.“ 

Belmonte purzelt aus Statue

Weil Kinder aber Inhalte anders wahrnehmen und verstehen, wurde das Li­bretto neu geschrieben. Nina Blum: „Das Stück beginnt als normale Opernhausführung. Ich habe aus dem Ensemble des ‚Märchensommers‘ einen Schauspieler mitgenommen: Er erzählt den Kindern, dass es in der Oper eine Sage gibt, der zufolge es alle hundert Jahre eine verzauberte Stunde gibt. Und wenn man in dieser Stunde ein geheimes, gut verstecktes magisches Portal findet, dann können durch dieses alle Opernfiguren den Weg in die Freiheit finden.

Während der Guide erzählt, kommt aus einer Statue, die wir auf der Feststiege bauen werden, der Bel­monte rausgepurzelt und sagt ganz aufgeregt, dass er seine Freunde sucht und dass der Führer durchs Haus ihm dabei helfen muss. So geleiten wir die Kinder in den Gustav-Mahler-Saal, den wir zum Serail umgebaut haben. Dort tauchen dann auch alle anderen Figuren der Oper auf, die hier gefangen gehalten werden.“

Schnitzeljagd durch die Oper

Sie sehen, wir haben Ihnen anfangs nicht zu viel versprochen. Mit vielen Tricks gelingt den Protagonisten die Flucht. Und nun beginnt eine Schnitzeljagd durch die Oper, bei der die Kinder in drei Gruppen aufgeteilt werden. Blum: „Es wird eine Schatzkarte geben und viele lustige Dia­loge – und natürlich viel Musik. ­Alle wichtigen Arien werden gespielt. Ein kleines Orchester aus acht Musikern und einem Dirigenten wird vom ersten Auftritt Belmontes bis zum Schluss für einen permanenten Klangteppich sorgen, damit der Operncharakter er­halten bleibt. Mein persönliches Ziel ist es, Kindern Lust auf Oper zu machen. Am Ende sollen sie beim Rausgehen sagen: ‚Boah, das war aber spannend!‘“

Unser Fazit nach dem Probenbesuch: Ihren Kindern oder Enkerln wird es sicher gefallen. Und Ihnen auch. Versprochen.

Termine und Karten: Wanderoper für Kinder in der Wiener Staatsoper