Wer kennt sie nicht – diese Gedankenschlingen und Grübel-Loops, in die man sich nächtens so sehr verstrickt, dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist? Genau diesen Phasen des schlaflosen Herumwälzens widmen sich Clara Frühstück (u.a. „Winterreise“ und „Den Göttern in die Seele blicken“ im Burgtheater), Slyvi Kretzschmar und Maya Osojnik in ihrem Abend „Versammlung der Schlaflosen“ – einem Stück zwischen Musiktheater, Konzert, Performance und Live-Art.

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Die drei Musikerinnen und Performerinnen haben für ihren interdisziplinären Abend Interviewantworten von Menschen vertont, die sich in genau diesen Schlingen verheddert haben und auf diese Weise um ihren Schlaf gebracht wurden. Dabei prallen private und politische Anliegen aufeinander und die Bühne wird zu einem Schlafzimmer, in dem anstelle von Ruhe eine gewisse Unruhe herrscht. Kurz: Der Bühnenraum wird zu einem Verstärker für die Stimmen der schlaflosen Menschen – und aus den privaten und intimen Gedanken Einzelner ein gemeinsames Pamphlet komponiert.

Ein fragiles Manifest

Außerdem wird der Begriff „wokeness“ wörtlich genommen, denn Frühstück, Kertzschmar und Osojnik werfen die Frage in den Raum, was wir von den Schlaflosen über unmittelbar notwendigen gesellschaftlichen, politischen oder persönlichen Wandel lernen können.

Zudem erwartet das Publikum: Glühbirnen-Zertrümmerung, exorzistische Verbannung des blauen Lichts wie auch eine rituelle Austreibung des Fordismus aus Muskeln, Faszien und Zellen. Übrig bleibt eine raumgreifende sprechende, summende und klingende Skulptur – ein fragiles Manifest. Was das alles genau bedeutet? Von 22. bis 29. ist „Versammlung der Schlaflosen“ in Theater am Werk (Kabelwerk) zu sehen und zu hören. Empfehlung.

Versammlung der Schlaflosen
Versammlung der Schlaflosen: Bis 29. Juni im Theater am Werk

Foto: Apollonia T. Bitzan