30.000 Abonnent*innen und 200.000 verkaufte Karten pro Saison: Es sind große Zahlen, die im Bühne-­Interview mit dem kaufmännischen Direktor Ronald Hora und der Leiterin des Abonnementbüros Claudia Singer fallen. Früher „Theater der Schulen“ genannt, kann das heutige Theater der Jugend nach ganzen neunzig Jahren seit seiner Gründung auf viele Angebote verweisen. Zusammen mit der Pressesprecherin des TdJ, Elisa Weingartner-Niederndorfer, haben wir über verschiedene Abosysteme und über den Prozess der Stückeauswahl gesprochen und warum das TdJ eine Talenteschmiede für Jungschauspieler*innen ist.

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Sie schreiben in Ihrer Broschüre, in der Sie die Abos bewerben, über eine „Theaterreise durch Wien“. Was kann man sich dar­unter vorstellen?

Ronald Hora: Aufgrund des erheblichen Besucheransturms in der Nachkriegszeit war das Theater entschlossen, Jahresabos für verschiedene Altersstufen anzubieten. Wir sind dabei in stetigem Austausch mit den Schulen in Wien, dem Burgenland und in Niederösterreich. Wir versuchen, das Theaterangebot der anderen Häuser in Wien auf die Bedürfnisse unserer Abonnentinnen und Abonnenten aus allen Altersstufen abzustimmen. Alle Stücke in unseren Häusern werden vorab von uns angesehen und dann altersgerecht und handverlesen für unsere Abos ausgewählt.

Claudia Singer: Prinzipiell ist es uns wichtig, dass wir Schülerinnen und Schüler auf die Theaterwelt vorbereiten. Das ist auch etwas, was wir im Austausch mit den anderen Häusern kommunizieren.

Ronald Hora: Wir wollen natürlich bei jungen Leuten die Leidenschaft für Kunst und Kultur wecken und jungen Menschen möglichst früh – schon ab sechs Jahren – einen Zugang zur Wiener Theaterlandschaft bieten. Auch der künstlerische Leiter Thomas Birkmeir achtet darauf, dass wir alle Eigenproduktionen, die wir an unseren beiden Spielstätten – Renaissancetheater und Theater im Zentrum – auf höchstem Niveau anbieten können.

Ich hake gleich ein bei den „ausgewählten Vorstellungen“: Nach welchen Kriterien wählen Sie diese aus? 

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Ronald Hora: Wir gehen schon früh in die Recherche. Frau Singer, die Leiterin unseres Abonnementbüros, hat steten Kontakt zu anderen Theaterhäusern. Wir sprechen uns mit den Häusern ab, wir fragen, ob die Stücke für die jeweilige Altersgruppe geeignet sind.

Claudia Singer: Es ist uns wichtig, Stücke für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene sowohl von großen als auch von kleinen Häusern anzubieten. Das heißt, wir haben für Volksschulkinder neben dem Rabenhof auch die Volksoper oder die Vereinigten Bühnen mit ihren Musicals im Angebot.

Die Aboangebote vom Theater der Jugend sind eine ­wunderbare Gelegenheit, die Vielfältigkeit des ­kulturellen Angebots der Stadt erleben zu können.

Mag.ª Veronica Kaup-Hasler, amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft in Wien

Welche Abonnements kann man abschließen?

Claudia Singer: Ursprünglich hatten wir das Schulabo im Angebot, später kam das ABOdirekt dazu, das sich an Privatpersonen richtet. Wir haben gesehen, dass es viele Eltern gibt, die ihre Kinder begleiten möchten oder keine Möglichkeit haben, in der Schule zu bestellen.

Ronald Hora: Wir haben seit den 1950ern das Jugendabonnement. Das ist für Menschen bis 27 Jahre besonders vergünstigt. Und für Erwachsene bieten wir zusätzlich das Wiener Stadtabo an.

Claudia Singer: Für die Volksschüler*innen sind fünf Vorstellungen im Abo im Angebot. Je älter die Kinder werden, desto mehr verschiedene Bühnen kommen dazu. Wir bieten mit den Spielstätten Renaissancetheater und Rabenhof ein sehr familiäres Umfeld an. Ab der vierten Klasse gehen sie dann auch in die Volksoper und ins Musical bei den VBW.

Elisa Weingartner: Kinder und Jugendliche können einerseits über die Lehrer*innen oder direkt über uns ein Abo abschließen. Als Kind und Jugendliche*r beginnt die Theaterreise durch verschiedene Bühnen Wiens, und auch als Erwachsene*r kann man diese fortführen und bekommt so zu Saisonbeginn einen bunten Blumenstrauß an Theaterkarten für verschiedene Spielstätten in Wien exklusiv zusammenstellt!

Zur Person: Claudia ­Singer

geb. 1971, seit 1992 am Theater der Jugend tätig, leitet das Abonnementbüro am Theater der ­Jugend und ist in ­stetigem Austausch mit den anderen ­Bühnen, um für die vielseitigen Theater-Abonnements zwischen dem Theater der Jugend mit seinen Eigenproduktionen und den anderen ­Wiener Theatern und Musiktheaterbühnen für alle Altersstufen attraktive Produktionen zu vermitteln.

Claudia Singer: Wenn man möchte, kann man nach dem Schulabo gleich weiter das Jugendabo der Stadt Wien beziehen. Und dann gibt es noch das Wiener Stadtabo. Das ist quasi unser Luxusabo, denn es beinhaltet auch eine Vorstellung der Wiener Staatsoper.

Elisa Weingartner: Damit kann man fast die ganze Wiener Theaterlandschaft erleben. Und es ist günstiger und bequemer, als sich selbst lauter Einzeltickets zu kaufen.

Claudia Singer: Und man kennt gleich zu Saisonbeginn die Termine. Das ist berufsbedingt wirklich von Vorteil. Wenn die Großeltern Abos kaufen, hören wir oft, dass sie selbst schon im Theater der Jugend waren. Genau das stellen wir uns vor, und das ist das, was wir erzielen wollen: Theaterbegeisterung über ganze Generationen.

Elisa Weingartner
Elisa Weingartner-Niederndorfer ist Pressesprecherin und Leiterin der Abteilung Digitales ­Marketing am Theater der Jugend. Sie ist 1983 in Linz ­geboren, seit 2016 am Haus und Mutter zweier Kinder im Schulalter.

Foto: Stefan Fürtbauer

Wie viel Euro bezahlt man für ein Abo?

Claudia Singer: Ein Abo in der Volksschule beinhaltet fünf Theaterbesuche und kostet zwischen rund 60 und 120 Euro für ein Schuljahr.

Ronald Hora: Es ist uns ein Anliegen, die Karten zu möglichst niedrigen Preisen anzubieten.

Warum ist es wichtig, Theater jungen Menschen näherzubringen? 

Ronald Hora: Kunst und Kultur ­gehören zum menschlichen Leben dazu. Wir möchten eine Orientierungshilfe und niederschwelligen Zugang bieten. Man sieht die Welt aus anderen Perspektiven. Was auf der Bühne passiert, sind Ausschnitte aus und Reflexionen über das Leben.

Claudia Singer: Ich sehe es auch als Bildungsauftrag, dass wir durch unsere Theatervermittlung Literatur wieder interessant machen.

Ronald Hora: Und natürlich ist es auch eine sinnvolle Alternative zur Freizeitgestaltung. Theater ist etwas Aktives. Da stehen wirklich Menschen auf der Bühne, und das ist etwas Greifbares. Die unmittelbaren Reaktionen unserer kleinen und großen Zuschauer*innen sind ein Erlebnis.

Das Theater der Jugend wird auch als Talenteschmiede gesehen. Was ist das Geheimnis hinter diesem Sprungbrett? 

Claudia Singer: Immer wieder kommen talentierte junge Schauspieler*innen direkt aus den Schauspielschulen zu uns, werden von unserem künstlerischen Direktor Thomas Birkmeir entdeckt und haben dann die Chance, sich auf unseren Bühnen gleich in großen Rollen oder Hauptrollen zu profilieren. Allein dadurch sind in den letzten Jahren 18 Nestroy-Nominierungen und -Auszeichnungen zusammengekommen.

Elisa Weingartner: So werden sie dann auch von Kritiker*innen und unserem ­Publikum gut wahrgenommen und ­setzen ihre Karriere oft rasch an anderen großen Theatern fort.

Abonnements
Die Abonnements beeinhalten ein vielseitiges Theaterangebot (von oben links): Vom Volkstheater zum Raimundtheater, Theater am Werk, Burgtheater, Drachengasse, Volksoper, Theater der Jugend und viele weitere!

Fotos: Igor Ripak, Marcel Urlaub, Deen van Meer, Nikola Hergovich, Barbara Pálffy, Nela Pichl, Astrid Knie, Katarina Šoškić

Gibt es etwas, was Sie sich für die ­Zukunft des Theaters wünschen?

Ronald Hora: Ja, tatsächlich. Wir wollen das Renaissancetheater umbauen, weil wir eine neue Lüftungsanlage brauchen. Es ist ein großes Projekt, das viel Geld kostet und natürlich auch einiges an Zeit in Anspruch nimmt, weil es technisch vorgeplant werden muss, bis es umgesetzt werden kann. Das können wir nicht selbst finanzieren.

Elisa Weingartner: Noch ein Wunsch ist, weiterhin Kinder, Jugendliche und Erwachsene fürs Theater zu begeistern!

Claudia Singer: Und jedes Jahr haben wir eine neue Chance, Kindern in den Volksschulen Lust auf Theater zu machen, ihnen die Welt von Kunst und Kultur zu eröffnen.

Ronald Hora: Unsere Kulturreferent*innen – die Lehrer*innen, die an den Schulen unsere Abos bewerben – stellen eine große Hilfe dar.

Claudia Singer: Man muss dazusagen, dass die meisten Kulturreferent*innen auch theaterbegeistert sind und deshalb so gut vermitteln können. Wir möchten uns hier wirklich gerne für ihr großes Engagement bedanken.

Zur Person: Ronald Hora

ist seit 1. Juli 2023 neuer kaufmännischer Direktor am Theater der Jugend. Er wurde 1974 in Wien geboren und ist studierter Be­triebswirt. Ab April 2018 war er als Leiter des Rechnungs­­wesens im Theater der Jugend beschäftigt. Davor war er in der Privat­wirtschaft als­ ­Buchhalter und ­Controller tätig.

Gibt es etwas über das Abo-­Angebot, von dem Sie sich wün­schen, dass mehr Menschen davon wissen?

Elisa Weingartner: Ich finde es spannend zu wissen, dass man neben den Abos beim Theater der Jugend auch ganzjährig spontan Einzeltickets für unsere Eigenproduktionen für Kinder und Jugendliche im Renaissancetheater und im Theater im Zentrum kaufen kann. Und wer viele Bühnen kennenlernen möchte, kann dies mit einem Abo als einzigartige Theaterreise durch die Stadt. Mit unserer Abostruktur verfügt Wien über ein weltweit einzigartiges System der Kulturvermittlung.

Ronald Hora: Wir wünschen uns, dass wir Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Gesellschaftsschichten unterstützen möchten.

Claudia Singer: Ein großer Wunsch ist es, die Möglichkeit zu haben, weiterhin packendes Theater an Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu vermitteln.

Ronald Hora: Das unterschreibe ich!

Alle Informationen zu den verschiedenen Abos finden Sie hier.