Sprungbrett in die Opernwelt
Seit zwanzig Jahren vermittelt die Opernschule der Wiener Staatsoper Kindern und Jugendlichen Freude an Gesang und Schauspiel. Und schafft damit echte Gänsehaut-Momente.
„Sagt es den anderen ins Gesicht“,wünscht sich Johannes Mertl, künstlerischer Leiter und Chorleiter der Opernschule der Wiener Staatsoper, von den 8- bis 10-Jährigen, die gerade singend durch den Raum wuseln. Antonio Vivaldis „Gloria“ steht auf dem Programm. Die Kinder nehmen ihren Lehrer beim Wort, wodurch es hin und wieder zu kleinen Frontalzusammenstößen kommt, die aber einfach weggelacht werden, bevor es im Takt des Klaviers wieder weitergeht. Wer sich eine Chorprobe des Basischors als ein Zusammentreffen vorgestellt hat, das sich zur Gänze in Reih und Glied abspielt, hat sich geirrt.
Energie und Improvisation
In der Opernschule der Wiener Staatsoper wird auf spielerische Art und Weise so viel Energie freigesetzt, dass man damit in den Wintermonaten problemlos das gesamte Haus heizen könnte. Entscheidend ist für Johannes Mertl, dass die Kinder bei den Proben und auf der Bühne ihre Fröhlichkeit und Natürlichkeit behalten. „Die Kinder sollen Kinder bleiben“, bringt er seine Herangehensweise lachend auf den Punkt.
Zweimal pro Woche probt der Basischor. Chorproben, solistische Stimmbildung und Schauspielunterricht laufen parallel ab. Das Schauspieltraining basiert vor allem auf Improvisation. „Durch das Singen, Spielen und die Auftritte auf der großen Bühne wird das Selbstbewusstsein der Kinder gestärkt“, so Mertl. Kein Wunder, schließlich stehen die Kinder mit internationalen Opernstars wie Anna Netrebko auf der Bühne und müssen im laufenden Opernbetrieb abliefern.
Es ist dieses Gefühl, wenn der Klang aufgeht und die Gänsehaut kommt."
Johannes Mertl
Neben dem Basischor gibt es auch noch den Kernchor, in dem die 10- bis 14-Jährigen ihre gesanglichen und schauspielerischen Fähigkeiten weiter ausbauen können. Bei der Frage, welche Momente zu den schönsten seines Arbeitsalltags gehören, muss Johannes Mertl schmunzeln. Nach einer kurzen Pause erklärt er, dass es sich dabei eher um einen emotionalen Zustand handelt. „Es ist dieses Gefühl, wenn der Klang aufgeht und die Gänsehaut kommt. Sich plötzlich eine eigene Welt eröffnet und ein Zauber entfaltet. Diese Momente sind nicht an Aufführungen gebunden, sondern können auch während der Proben passieren.“
JUBILÄUMSWOCHENENDE
Eröffnungskonzert in der Peterskirche, 15.10., 20.30 Uhr
Konzert im Gustav Mahler-Saal der Oper, 16.10., 15.00 Uhr
Matinee in der Wiener Staatsoper, 17.10., 11.00 Uhr