„Ein fulminantes Finale": Das WERK X-Petersplatz präsentiert neue Stücke
Im WERK X-Petersplatz stehen von März bis Juni die Themen Zeitzeug*innenschaft, Erinnerung und Asyl im Vordergrund. Erstmals bietet das Theater auch InstaWalks an, die sich an den Stückthemen orientieren.
Anfang März präsentierte das WERK X-Petersplatz die Details zu den Produktionen, die von März bis Juni auf dem Spielplan jenes Theaters im ersten Bezirk stehen, das sich als Ort für innovative, zeitgenössische Theaterproduktionen einen Namen gemacht hat. Den Beginn macht Leni Plöchls digitales Maskenspiel „Da war ich nicht mehr da", das am 16. März Premiere feiert. In ihrem Stück arbeitet sie mit dem Filmmaterial, das sie von 2013 bis 2018 für ihren Dokumentarfilm „Wo man singt, da lass dich nieder" gesammelt hat.
Die Aufnahmen stammen von Senior*innen – ihren Erinnerungen, Geschichten und Liedern. Durch ihre Erzählungen berichtet die Regisseurin auch von ihrer eigenen Geschichte. „Die Wahrheit" zeigt sich als nicht greifbar. Das deckt sich mit den Erfahrungen der Protagonist*innen: „Man kann nie wissen, wie es wirklich war." Ein Abend, der uns, so Leni Plöchl, „im Hier und Jetzt abholt und uns zu einer Spiegelbegegnung mit uns selbst herausfordert."
„Ode" von Thomas Melle: Die Bilder zum Stück
Das Stück „Ode" von Thomas Melle wirft Fragen zur Debatte rund um die Freiheit der Kunst auf. Regisseur András Dömötör inszeniert es im Kasino am Schwarzenbergplatz. Weiterlesen...
Auch in der Stückentwicklung „Blackout" des Theaterkollektivs kochen.mit.wasser geht es um Zeitzeug*innenschaft. Wenn auch auf etwas andere Weise. Das Stück rekonstruiert anhand von Gesprächen mit Zeitzeug*innen einen realen Mordfall, der für wenige Tage in den regionalen Boulevardmedien für Aufsehen sorgte, dann aber wieder im Dunkel des Vergessens verschwand. Premiere ist am 31. März.
Regisseurin Klara Rabl und Autor Marc Carnal ließen sich von Clemens Setz – der dem Vorhaben wohlwollend zustimmte – zu ihrem neuen Stück „Das Zigarettenreich" inspirieren. Folgende Frage ist Ausgangspunkt des Stückes: Wohin verschwinden eigentlich all die Männer, die „nur mal schnell Zigaretten holen" gehen und dann nie wieder zurückkehren? Der Text nehme, so die beiden Künstler*innen im Pressegespräch, diese Fragestellung sehr wörtlich. Es sei, fügt Carnal hinzu, „ein Brückenschlag zwischen Komik und Klaustrophobie". Außerdem erwartet das Publikum bei diesem mitunter sehr musikalischem Abend „ein fulminantes Finale", ergänzt Klara Rabl lachend. Die Premiere findet am 21. April statt.
Zur Person: WERK X-Petersplatz goes InstaWalk
Mit März 2022 startet das Theater in Kooperation mit IgersAustria eine Reihe von InstaWalks. Hintergrundinformationen und Geschichten zu aktuellen Produktionen stehen im Vordergrund. Der erste InstaWalk zum Thema „Jüdisches Wien" findet am 18. März anlässlich der Uraufführung von „Da war ich nicht mehr da" statt.
Martina Gredler, die unter anderem schon am Burgtheater (z.B. „Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen") inszenierte, bringt „Trümmerherz" von Bernhard Bilek auf die Bühne des Werk X-Petersplatz. Die sehr körperlich angelegte Arbeit basiert auf biografischen Episoden der mit knapp 90 Jahren verstorbenen Großmutter des Autors. „Trümmerherz" ist die erste gemeinsame Produktion von Gredler und Bilek, die zusammen den Verein „Wiener*innen Wahnsinn" gegründet haben – eine Projektplattform für Frauen, queere und nicht-binär definierte Künstler*innen. Premiere ist am 12. Mai.
Nach zweimaliger Verschiebung kommt am 1. Juni endlich die Romanbearbeitung von „Gruber geht" zur Premiere. Das Theater Kukukk hat eine Bühnenfassung entwickelt, die Humor und Sprachrhythmus der Autorin Doris Knecht beibehält. Noch ohne genauen Premierentermin, aber ebenfalls für Juni geplant: „Frühlings NEUerwachen. Eine ewig dauernde Kindertragödie frei nach Frank Wedekind". Die Koproduktion von MERT Theater und dem WERK X-Petersplatz wurde gemeinsam mit Bewohner*innen und Betreuer*innen des Haus Wieden erarbeitet. Die Senior*innen finden sich in einer ähnlichen Situation wie die Jugendlichen in Wedekinds bekanntem Stück wieder: Während die einen noch als Kinder wahrgenommen werden, gelten alte Menschen nicht mehr als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft.
„Ein Rechtsstaat bleibt ein Rechtsstaat", erklärte der Österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer. Das Theaterkollektiv Hybrid wirft die Frage in den Raum, ob dies auch für den Asylbereich gilt. „Asyl Tribunal – Klage gegen die Republik" wird von Alireza Daryanavard inszeniert und findet im öffentlichen Raum statt. Es ist ein öffentlicher theatraler Gerichtsprozess, an dessen Ende ein Urteil gefällt und dieses auch gegenüber der Republik verkündet wird. Das Stück wird erstmals am 20. Juni gezeigt, das Verfahren ist jedoch mehrtägig.
Zur Person: Zum Theater: Werk X-Petersplatz
Das WERK X-Petersplatz ist ein Kooperationshaus für zeitgenössisches, innovatives Theater und gesellschaftspolitisch relevante Kulturveranstaltungen im Zentrum von Wien. Als progressives Sprechtheater für junge, aber auch etablierte Gruppen, hat sich das Haus einen Namen gemacht. Künstlerische Diskurse und Ausdrucksmöglichkeiten werden aber auch über andere zeitgenössische Formensprachen verhandelt. Ziel ist es, die Türen zu diesem Zukunftsraum für alle Kunstschaffenden wie interessierten Besucher:innen weit offen zu halten und die erfrischende Vielfalt und Diversität der Künstler:innen wie auch die des Publikums vor Ort zu fördern und zu fordern.