Ursprung

Gegründet wurde das epische Theater in den 19020er-Jahren vom Dramatiker Bertolt Brecht. Gemeinsam mit dem Regisseur Erwin Piscator setzte er sich mit neuen Formen des Theaters auseinander und experimentierte mit diesen. Piscator verlieh dabei dem epischen Theater den politischen Einschlag. Brecht selbst verwendete neben dem „epischen Theater“ den Begriff „dialektisches Theater“.

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Ziel des epischen Theaters ist es, sich bewusst von den herkömmlichen Regeln des klassischen Theaters zu distanzieren, das Publikum dazu anzuregen, die Gesellschaft zu verbessern und dabei noch zu unterhalten. Zu den Themen, die das epische Theater behandelt, gehören Krieg, soziale Missstände und wirtschaftliche Probleme.

Aufbau

Die Einheiten von Ort, Zeit und Handlung werden aufgehoben. Es wird somit als Gegenstück des klassischen Theaters verstanden, in welchem die drei Einheiten einheitlich bleiben und das sich auf das Werk „Poetik“ des griechischen Philosophen Aristoteles stützt.

Beim epischen Theater werden zwei literarische Gattungen, das Drama und die Epik, miteinander verbunden und die Grenzen beider verwischt. Zudem reihen sich die Szenen meist locker aneinander. Dabei werden sogenannte „Verfremdungseffekte“ wie Kommentare, Spruchbänder oder Lieder verwendet. So werden die Zuschauer*innen daran gehindert, sich mit dem Bühnengeschehen zu identifizieren. Dazu zählt auch die direkte Publikumsanrede, auch „Durchbrechen der vierten Wand“ genannt.

Meist kommt es zu einem offenen Ende. Statt sich in die Handlung des Stücks einzufühlen, wird das Publikum animiert, mitzudenken, was eine aristotelische Reinigung (Katharsis) ausschließt.

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Stücke

Obwohl es einige Dramatiker*innen im 20. Jahrhundert gab, werden beim Begriff des epischen Theaters meist nur Brecht und seine Stücke referenziert.

Die bekanntesten Stücke Brechts, die sich dem epischen Theater bedienen, sind die „Dreigroschenoper“ (1928), „Mutter Courage und ihre Kinder“ (1941), „Der gute Mensch von Sezuan“ (1943) und „Der kaukasische Kreidekreis“ (1948).