Es sind einerseits die großen Namen der internationalen Tanzszene – und andererseits neue, die das Programm des ImPulsTanz-Festivals alljährlich interessant machen. Heuer bringt man die 41. Ausgabe und will sich den „subversiven Charakter“, wie Gründer und Leiter Karl Regensburger das nennt, ebenso bewahren wie die „Offenheit, Dinge zuzulassen“. Es sei, so Regensburger, immer „wichtig, dass in ein Festival frisches Blut kommt“, wie er in einem Interview sagt.

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Ab 11. Juli kann in Wien wieder einen ganzen Monat lang zeitgenössischer Tanz genossen werden. Als große Bühnen werden Volks- und Burgtheater genutzt, dazu kommen noch mehr als 10 weitere Spielorte.

Impulstanz
Der Belgier Sidi Larbi Cherkaoui lässt drei Tänzer*innen, die aus ganz unterschiedlichen Weltgegenden stammen – Australien, Japan und Kolumbien – solistisch über die heikelsten Ereignisse ihrer Länder reflektieren.

Foto: Filip Van Roe

Südafrika im Fokus

Im Burgtheater selbst startet man mit einem Südafrika-Schwerpunkt. Einerseits hat man die Österreichische Erstaufführung von William Kentridges „The Great Yes, The Great No“ zu bieten, in der historische Figuren auf eine surrealistisch-realistische Reise von Marseille in die Karibik geschickt werden. Unter Kentridges „Passagieren“ sind Frida Kahlo, Josephine Baker und Josephine Bonaparte sowie Anna Seghers und Claude Lévi-Strauss. Eine Uraufführung hat man mit Dada Masilos „Hamlet“ auf dem Programm. Die Choreografin bringt nach ihren Versionen von „Schwanensee“, „Carmen“, Giselle“ und „The Sacrifice“ ihre eigene Version des Shakespeare-Dramas. Sie tanzt darin selbst Ophelia – und nennt „Hamlet“ ein „dunkles Stück, das schwarzen Humor enthält.“ Der trügerische Sinn des Gesagten sowie Verrat und Intrigen stünden für sie im Vordergrund. „Hamlet“ wird bei ihr zu einer Performance mit Tanz, Gesang, Violine und Percussion.

Ein bekanntes Werk der Musikgeschichte hat die Grand Dame des Tanzes, Anne Teresa De Keersmaeker, im Fokus: „Die Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi wird von den Tänzerinnen ihrer Kompanie Rosas interpretiert. De Keersmaeker hinterfragt dabei auch, wie aktuelle Klimaveränderungen unser Leben beeinflussen. Ein emotionales Werk mit der bekannten choreografischen Sprache von De Keersmaeker wird versprochen, für dieses namens „Il Cimento dell' Armonia e dell' Inventione“ arbeitet sie mit ihrem Co-Choreografen Radouan Mriziga zusammen. Außerdem wird in „Vocabularium“ eine Zeitreise durch die vergangenen vier Jahrzehnte der Kompanie Rosas ermöglicht.

Impulstanz
Die versierte Bewegungskomponistin Lucy Guerin interessiert sich dafür, wie sehr formale künstlerische Verfahren soziale Strukturen oder Interaktionen betreffen können.

Foto: Gregory Lorenzutti

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Von Pina Bausch und Isadora Duncan inspiriert

Mit Tanzgeschichte beschäftigt sich außerdem „Non human dances“ von Jérôme Bel und Estelle Zhong Mengual. Die beiden Künstler wollen die Verbindung von Bühnentanz mit der Natur zeigen – und sich auch von bestehenden Choreografien wie „Nelken“ von Pina Bausch und „Water Study“ von Isadora Duncan inspirieren lassen.

Wim Vandekeybus und Ultima Vez werden in „Infamous Offspring“ die Antike zum Umfeld machen. In dem Stück bricht Flamenco-Star Israel Galván als Tiresias, der blinde Seher, auf in die Welt der Mythen. Gier, Eifersucht, Eitelkeit und Rachegelüste werden am Beispiel der Nachkommen von Zeus und Hera auf die Bühne gebracht – wie von Ultima Vez gewohnt, höchst energiegeladen.

Ins Volkstheater kommt auch Sidi Larbi Cherkaoui. Er lässt drei Tänzerinnen und Tänzer, die aus unterschiedlichen Ländern stammen, über diese reflektieren. Die Ausbeutung australischer Urwälder durch Industriekonzerte soll ebenso Thema werden wie die traumatischen Folgen der US-Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Auch dieses Werk, genannt „3S“ ist eine heimische Erstaufführung.

An weiteren zwölf Spielorten treten nationale und internationale Größen des zeitgenössischen Tanzes auf, darunter sind Trajal Harrell, Liquid Loft, Christine Gaigg und Michikazu Matsune.

Und nicht nur Neuheiten, sondern auch liebgewonnene und bejubelte frühere Produktionen gibt es zu sehen: Unter dem Label ImPulsTanz Classic bringt das Festival von Publikum und Kritik geschätzte Produktionen erneut auf die Bühne, darunter „(M)IMOSA“, unter anderen von Trajal Harrell.

Insgesamt sind mehr als 60 Produktionen bei ImPulsTanz zu sehen. Und wer selbst auch Tanzen möchte, hat dazu bei mehr als 250 Kursen die Gelegenheit. Kostenlose Tanzklassen im Freien finden neben Wien auch in Klagenfurt, Linz und Salzburg statt.

Zum Programm von ImPulsTanz 2024!