Ritter Rüdiger: Vom Wohnzimmer in die Burg
Zwei Stunden dauert der letzte Teil um „Ritter Rüdiger“, dessen Vorhang von 2. bis 11. August 2024 in der Burgarena Reinsberg fallen wird. Regisseurin Victoria Rottensteiner hat uns im Interview mehr über das mittelalterliche Abenteuer für Jung und Alt erzählt.
Wie geht es dir und wo erwischen wir dich gerade?
Mir geht’s heute richtig gut. Wir haben einen probenfreien Tag und ich bin in meiner Wohnung in Wien.
Kannst du uns den Inhalt des Stücks kurz zusammenfassen?
Es spielt im Mittelalter und es geht um Ritter Rüdiger. Es gibt drei Teile und Ritter Rüdiger erlebt in jedem ein großes Abenteuer mit seinen Freund*innen. Da gibt es zum Beispiel das Burgfräulein Isabella, ihren Verlobten Bertrand von Bordeaux und den Esel Zacharias – das ist die Kerngruppe. Und der dritte Teil „Ritter Rüdiger und Maximilian“ handelt davon, dass Besuch auf die Burg kommt, nämlich Pater Bertl mit seinem Novizen Maxi, die von Burg zu Burg reisen. Gleichzeitig kommt auch der Bösewicht auf die Burg, der sich für seinen Bruder, der in den ersten zwei Teilen der Bösewicht war und ums Leben gekommen ist, rächen möchte. Der stellt natürlich alles auf den Kopf und am Ende erfährt man, dass der kleine Maxi nicht nur ein Novize ist, sondern der Thronfolger – der neue Kaiser Maximilian. Es geht also hauptsächlich um Freundschaft und wie man Probleme gemeinsam als Gruppe löst.
Du hast die ersten zwei Teile schon 2022 und 2023 auf die Bühne gebracht. Was wird dieses Jahr anders werden bzw. gleich bleiben?
Das Bühnenbild bleibt ähnlich und trotzdem ein wenig anders. Dieses Jahr haben wir oben ein neues Turmzimmer, das sich automatisch öffnet, das hatten wir die letzten Jahre nicht. Wir haben auch diesmal Schiebetüren. Die Besetzung ist ähnlich, also die Hauptrollen bleiben die gleichen wie in den letzten Jahren, was mich sehr freut. Ritter Rüdiger wurde diesmal neu besetzt und wird diesmal von James Park gespielt, der das großartig macht. Ich freu mich über das Ensemble und dass ich James dazubekommen habe. Vielleicht noch zu ihm: James habe ich durch die Volksoper kennengelernt und er ist teilweise schon Ritter Rüdiger selbst. Ich habe das Gefühl, er muss ihn gar nicht erst spielen. Und Kilian Berger begleitet mich schon im dritten Jahr, der war von Anfang an dabei. Ich glaub, er war einer der ersten, den ich vor drei Jahren gefragt hab, ob er dabei sein möchte. Es ist auch schön, mit Freunden zusammenzuarbeiten. Kilian kenne ich schon seit über 10 Jahren.
Wann haben die Proben begonnen?
Wir haben am 8. Juli begonnen. Also wir sind recht knackig unterwegs mit vier Wochen Probenzeit, da man normalerweise immer so sechs Wochen Probenzeit hat. Aber da wir alle vor Ort sind – die Darsteller*innen schlafen quasi auf der Burg – können wir jeden Tag proben. Ich schaue dann auch, dass die ganzen Choreografien schon fertig stehen, wenn wir mit den Proben beginnen. Die Choreografien sind hier in meiner Wohnung entstanden (lacht), und ich habe sie selbst konzipiert, so funktioniert das dann doch ganz gut. Das Stück dauert um die zwei Stunden.
Warum ist Theater wichtig für Kinder?
Wir haben ein Jugendensemble, also unsere Tänzer*innen sind die Kinder, die in diesem Ort leben. Und man merkt, was sie gemeinsam dadurch erschaffen. Sie sind so motiviert von den letzten Jahren, dass sie über das ganze Jahr weiter getanzt haben. Sie haben sich bei mir kennengelernt und haben dann beschlossen, dass sie im Laufe des Jahres weiter Tänze proben wollen, sodass wir im Sommer eine noch bessere Choreografie auf die Beine stellen können. Das ist das Schöne an Theater: dass so tolle Freundschaften entstehen und die Motivation, an sich selbst zu arbeiten oder sich Gedanken über verschiedene Themen zu machen. Ich versuche auch mit ihnen über Themen zu reden, die ich aus dem Stück herausgenommen oder verändert habe.
6 Jedermann-Fakten zum Angeben
Mit Anstieg der Außentemperaturen schießt in der Regel auch das kollektive Jedermann-Fieber in ungeahnte Höhen. Wir haben sechs Fakten, mit denen Sie beim Abendessen mit Freund*innen punkten können. Weiterlesen...
Wie ist es, zu proben, während alle in Urlaubsstimmung sind?
Ich muss sagen, es ist wie ein bisschen Urlaub, vor allem, weil alle hier wohnen. Und Reinsberg ist im Gegensatz zu Wien sehr klein, deshalb ist es wie ein Urlaub am Land. Ich versuche uns auch immer ein bisschen Zeit zu geben: gemeinsam für paar Stunden an den Lunzer See fahren, gemeinsam essen. Wie ein kleiner Heimaturlaub.
Wie sehen deine Strategien für einen kühlen Kopf aus?
Bis jetzt fällt es mir ganz leicht, weil alles super ohne Stress funktioniert hat. Aber ich achte auch darauf, dass wir regelmäßig Pausen machen und den Kopf durchlüften. Das gilt für alle.
Bleibt da noch Zeit für Freizeit?
Ein bisschen. Ich schaue, dass wir alle in der Woche einen Tag frei haben. Weil ich aus Erfahrung gemerkt habe, dass es jeder braucht. So startet man viel besser in die Proben am nächsten Tag. An diesem Tag kann jeder seine Zeit nutzen, sei es Sport machen, Freunde sehen – und dann freut man sich gleich auf den nächsten Probentag.
Wir würdest du die Atmosphäre auf der Burgarena Reinsberg beschreiben?
Super familiär. Auch der Bühnenaufbau: da kommen die Eltern der Kinder, die das Bühnenbild aufbauen. Und jeder packt dort mit an. Also sehr familiär und entspannt.
Wie reagiert das Publikum im Sommer? Anders als sonst?
Ich kann das gut mit der Volksoper vergleichen, weil ich jetzt seit zwei Spielzeiten dort arbeite. Am Land in Reinsberg sind die Menschen viel motivierter, die gehen total mit. Sie hinterfragen nicht alles, sondern freuen sich, im Publikum zusammenzusitzen. In Wien ist das ein wenig kritischer, was natürlich auch gut ist und seine Berechtigung hat, aber das hat mehr mit Arbeit zu tun. Das Publikum fordert mehr. Dadurch entwickeln wir uns weiter, aber es ist oft kein Fest, in eine Vorstellung zu gehen.
Mit welchem Gefühl soll das Publikum aus dem Abend herausgehen?
Pure Freude darüber, einen schönen Abend gehabt zu haben. Vielleicht mit einem kleinen Tränchen, weil wir sehr viele süße Szenen haben. Auf jeden Fall mit einem Glücksgefühl.
Wie fühlst du dich, da es der letzte Teil von Ritter Rüdiger ist?
Ein lachendes und ein weinendes Auge. Ab nächstem Jahr wird es wer anderer machen. Ich freue mich, dass ich alle drei Teile machen durfte, das waren drei tolle Sommer. Aber klar, es ist auch eine kleine Familie dort geworden, man hat quasi miterlebt, wie die Kinder ein Stück älter geworden sind.
Dein Lese-, Musik- oder Podcasttipp für den Sommer?
Ich höre derzeit bei der Autofahrt, die eineinhalb Stunden dauert, „Kaulitz und Kaulitz“ auf Spotify, was wahnsinnig unterhaltsam ist. Perfekt für eine Autofahrt, den zwei Jungs zuzuhören, wie sie sich abhauen und nur Spaß haben. Das ist vielleicht die Stimmung des Sommers: miteinander zu lachen und viele Dinge nicht so ernst zu nehmen.