Plötzlich Theater-Prinzipalin: Wie fühlt sich das an, Frau Happel?
Von Sandra Cervik bis Michael Maertens: So werden die Festspiele Reichenau. Ein Monolog von Maria Happel über ihre neue Aufgabe als Intendantin.
„Na ja, ab einem gewissen Alter denkt man ja: Wie tut man weiter? Ich war immer in der glücklichen Lage, ein Typ zu sein, und da kann man auch noch im Alter Kinder- oder Hosenrollen spielen. Aber trotzdem verändert sich was. Die erste Stufe war der Schritt ins Reinhardt Seminar. Der Publikumsliebling hat ein anderes Gegenüber, es ist nicht mehr nur das Publikum, sondern es sind kritische Student*innen. Und Leitung bedeutet auch, man ist der Kopf von einem Ganzen, und man hält auch den Kopf hin, und zwar in beide Richtungen.
Wäre doch gelacht: Maria Happel im Porträt
Für Maria Happel ist unser Gespräch in ihrer Garderobe auch eine Rückkehr in ihr „Wohnzimmer". Mit all den wunderbaren Erinnerungen, die damit verbunden sind. Weiterlesen...
Ich habe in Reichenau inszeniert und gespielt. Ich kenne die Umgebung und die Struktur, die vorhanden ist. Es ist für mich eine logischen Fortsetzung der Arbeit im Reinhardt Seminar: die Möglichkeit zu haben, junge Leute ans Theater zu bringen und an der Entwicklung eines Theaters mitbeteiligt zu sein. In dieser Wechselwirkung träume ich davon, in Reichenau Programm zu machen.
Die Jungen kommen aus dem Reinhardt-Seminar, die Alten spielen die Lehrer und Eltern."
Maria Happel
Das Schöne ist, dass es oft Verknüpfungen gibt. Es schließen sich für mich immer die Kreise. Es ist wie ein Trapez, das ich unter alles zu spannen versuche. Reichenau war im Sommer wie ein großes Klassentreffen. Das soll so bleiben. Meine erste Idee war, ‚Frühlingserwachen‘ zu machen. Auch hier mischt es sich: Die Jungen kommen aus dem Reinhardt-Seminar, die Alten spielen die Lehrer und Eltern (lacht).
Inszenieren wird Christian Berkel. Ihn habe ich zufällig in Deutschland getroffen; ich hab dort einen Film gemacht und ihn nach einem langen Gespräch gefragt, ob er inszenieren möchte. Er tut’s. In der Regie von Torsten Fischer (‚‚Was ihr wollt‘ an der Josefstadt) habe ich mit 23 in Bremen die Piaf gespielt. Wie der Zufall es will, hat meine Tochter ebenfalls mit 23 jetzt in seiner ‚Dreigroschenoper‘ die Lucy gegeben. Wir haben uns dadurch wiedergefunden und spielen neben alten Hasen wie Sandra Cervik mit Absolventen vom Reinhardt Seminar.
Ich werde mit Michi Maertens ‚Über unsere Verhältnisse‘ machen. Sein Vater war in Hamburg mein Schauspiellehrer, und seit damals kennen wir uns und haben oft über unsere Verhältnisse gelebt (lacht herzlich). Ja, und meine Freundin Angelika Hager wird die Gewürzmischung für ‚Ein ungleiches Paar‘, das übrigens von Frauen gespielt werden wird: von Petra Morzé und Fanny Stavjanik. Sie sehen, die Kreise werden größer, wenn man älter wird (lacht herzlich).
Und dann gibt es noch eine Handreichung: Ich habe ‚Des Teufels General‘ übernommen. Mein Freund Stefan Jürgens von ‚Soko Donau‘ – mit dem ich vor dreißig Jahren in Bremen begonnen habe, Theater zu spielen – wird die Rolle des Harras übernehmen. Auch hier schließt sich wieder ein Kreis. Schön."