Die Welt brennt, nicht nur unsere Seelen. Es ist nicht ein leidenschaftliches Brennen, ein Für-etwas-Brennen, es ist mehr ein chaotisches Glosen an allen Ecken und Enden, mit Eruptionen der vernichtenden Gewalt da und dort, mit rußgeschwärzten Flecken verbrannter Erde. Dem Globus geht’s nicht gut, er glüht ebenfalls. Wir alle kranken.

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Die Zukunft rückt, wie jeden Tag, näher und näher. Aber wie wird sie sich zeigen? Wird sie Erlösung bringen oder eine Lösung, die das Ende bedeutet? Lohnt es sich denn noch überhaupt, zu lieben, zu kämpfen, zu tun und zu versuchen? Die Antwort lautet natürlich: Ja, verdammt noch mal, immer und zu jeder Zeit – ja!

Um jeden einzelnen Tag. Um jede einzelne Idee. Um jede Liebe, die man erfüllen könnte, um jede Erfahrung, die man machen muss, um jeden Akt der Barmherzigkeit und der Kreativität, die einen umtreiben. Ja, ja und nochmals ja! Aber was, wenn die Welt, heute noch fiebernd, morgen schon in Schutt und Asche liegt?, möchte man einwerfen. Was dann? War dann alles vergebens? Unnötige, anstrengende Liebesmühe?

Nichts ist vergebens, was man begehrt und umgesetzt hat. Nichts ist verloren, was man erreicht hat, auch wenn unsere Leben, verglichen mit der Milchstraße und dem Sonnensystem, nur Momente der Zeit darstellen, kleine erbärmliche Zeitsplitter, lächerlich und verschwindend im Vergleich zu der Bedeutung, die sich die Menschheit einräumt – und doch. Doch etwas Einzigartiges. Für die Ewigkeit.

Die Relativitätstheorie, jüdisch erklärt

Halt nicht für die Ewigkeit der Einzelnen. Aber, wie schon Einstein und ein jüdischer Witz in aller Weisheit festhielten: Alles ist relativ. Der jüdische Witz hatte dann auch eine schöne Deutung der Relativitätstheorie parat.

Sitzt du mit dem nackten Toches auf dem Objekt deiner Begierde, kommt dir eine Stunde wie eine Sekunde vor. Sitzt du aber mit dem nackten Toches auf einer heißen Herdplatte, kommt dir eine Sekunde vor wie eine Stunde!

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Wobei ich annehmen muss, dass Einstein diesen Witz entweder nicht kannte oder aber jedenfalls nicht meinte, als er von der Relativität sprach. Vielleicht sind aber diese meine Gedankengänge auch nur relativ. Relativ deppert halt. Was hatten wir also schon, als kleinen Ausblick für die Zukunft?

Einstein, einen nackten Hintern, die Sorge vor einer Welt, die in Flammen untergeht, und den – von mir jedenfalls – kategorisch gesetzten Imperativ: zu sein und zu tun, was immer auch kommen möge.

Leben.
Hoffen.
Mensch sein.

Das ist definitiv nicht immer einfach. Zwischen der Anbetung einer Vogel-Strauß-Politik und dem gebannten Starren eines Karnickels auf mögliche Gefahren sollte reichlich Spannweite diverser Flügel. vorhanden sein.

Ich hoffe es. Und schon wären wir bei der vielleicht wichtigsten Zutat für die Zukunft, der Hoffnung. Denn ohne Hoffnung ist sie nichts. Wenn der Mensch nicht gehofft hätte, wäre das kleine haarige Säugetier, kurz nachdem es sich erdreistete, sich auf die Hinterbeine zu erheben, vermutlich ausgestorben.

Man kann – streng genommen – schon dieses Erheben über die Vierpfotigkeit hinaus als einen Akt der Hoffnung für die Zukunft betrachten. Mag sein, dass es Mitgetier gab, das damals verächtlich die Mäuler schürzte und dem Erhobenen sinnlose Arroganz vorwarf: Denkt wohl, es sei etwas Besseres!

Mag sein. Ich aber bin absolut überzeugt davon, dass die Hoffnung auf Großes, die Hoffnung auf das Überleben durch Beschreiten völlig neuer Wege die treibende Kraft der Menschwerdung gewesen ist. Und die werden wir wieder brauchen. Haben wir immer gebraucht.