Der kaukasische Kreidekreis von Bertolt Brecht
Verfasst im amerikanischen Exil 1944, wird Brechts „Kaukasischer Kreidekreis“ bis 1947 nicht aufgeführt. Heute gehört es zu den meistgespielten Stücken des Dramatikers. Auch bei den Salzburger Festspielen diesen Sommer kommt das Brecht-Drama auf die Bühne. Eine Zusammenfassung.
Inhalt
Eine Handlung in der Handlung: Die Rahmenhandlung spielt im Jahre 1944 in einer Provinz in Georgien. Es entbrennt ein Streit zwischen zwei Bauernschaften um die Nutzungsrechte an einem Tal. Nachdem sich beide Parteien versöhnt haben, wird die Versöhnung mit einer Theateraufführung gefeiert.
In dieser erzählt ein Sänger namens Arkadi Tscheidse die Binnenhandlung, die den Großteil des Stücks einnimmt: Die Geschichte beginnt mit den Hinrichtungen aller Gouverneure Grusiniens (Georgien) nach einem Staatsstreich gegen den Großfürsten. Auch der Gouverneur Abaschwil fällt diesen zum Opfer.
Seine Ehefrau Natella flieht, lässt jedoch ihren Sohn Michel zurück, da die Mitnahme von Kleidern ihr wichtiger erscheint. Fortan kümmert sich das Küchenmädchen Grusche um Michel. Grusche flüchtet mit ihm in die Berge, muss jedoch für die Legitimation ihres Pflegekinds eine Scheinehe mit einem Nachbarn namens Jussup eingehen, obwohl Grusche bereits mit einem Kindheitsbekannten namens Simon verlobt ist. Simon begegnet Grusche und wirft ihr Untreue vor. Trotz ihrer Erklärung zur Scheinehe löst er die Verlobung auf.
Im zweiten Teil der Binnenhandlung kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung mit dem Dorfschreiber Azdak und dem Großfürsten. Letzterer wird von Azdak nach seiner Flucht aufgenommen, ohne seine Identität zu offenbaren. Als Azdak erfährt, dass es sich um den Großfürsten handelt, klagt er sich selbst an, bekommt jedoch keine Strafe, da die Stadt keinen Richter hat. Durch Zufall übernimmt Azdak selbst den Richterstuhl, wobei er bei Prozessen eher seinem Gefühl vertraut.
Sowohl Natella als auch Grusche erheben Anspruch auf Michel, wobei der Fall zu Azdak kommt. Mit Hilfe des titelgebenden Kreidekreises entscheidet der Richter, wem das Kind gehört, in dem es dieses in den Kreis stellt. Die „wahre“ Mutter soll Michel aus dem Kreis ziehen können.
Nachdem Natella Michel an sich reißt und Grusche ihn voller Mitgefühl loslässt, wird schließlich entschieden, dass Michel zu Grusche kommt; der „mütterlichen“ Frau und nicht der „amtlichen“ wird das Kind zugesprochen. Azdak verjagt Natella und lässt die Scheinehe von Grusche scheiden, damit sie Simon heiraten kann.
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Werkgeschichte
Angelehnt wurde Brechts Stück sowohl auf das chinesische Kreidekreis-Drama aus dem 13. Jahrhundert als auch Klabunds Fassung des Stoffes sowie das Urteil Salomos in der Bibel.
„Der kaukasische Kreidekreis“ entstand 1944/45 in Santa Monica, USA, bis 1974 wurde das Stück nicht aufgeführt. Der deutsche Komponist Paul Dessau komponierte die Musik zur Inszenierung, in der Brecht Regie führte.
Die Schauspielerin Luise Rainer erzählte 2009 in einem Interview, Brecht hätte das Stück für sie geschrieben. Die Hauptrolle lehnte die Oscar-Preisträgerin jedoch ab.
Aufführungsgeschichte
Am 4. Mai 19 wurde das Stück in englischer Sprache in Northfield (Minnesota) im Nourse Little Theatre, Carleton College uraufgeführt. Als eigentliche Uraufführung nahm Brecht die Inszenierung 1951 am Stadttheater in Göteborg wahr. Weiters wurde der „Kaukasische Kreidekreis“ in den USA, England, Finnland und Schweden auf die Bühne gebracht.
Erst am 7. Oktober 1954 kam im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin zur deutschen Erstaufführung, Helene Weigel übernahm die Hauptrolle. Inzwischen gehört der „Kaukasische Kreidekreis“ zu Brechts meistgespielten Stücken. 2023 ist die Inszenierung in der Regie von Helgard Haug bei den Salzburger Festspielen zu sehen.