Er war Superstar. Er war populär. Und ist es nicht zuletzt auch dank des ihm und seinem turbulenten Leben gewidmeten Musicals im Ronacher nach wie vor. Rund 250.000 Karten wurden für „Rock Me Amadeus – Das Falco Musical“, das am 7. Oktober 2023 seine Weltpremiere feierte, bisher ans Publikum gebracht. Das täglich ausverkaufte Ronacher spricht Erfolgsbände. Wesentlich zu dieser Bilanz trägt Moritz Mausser bei, der direkt vom Hörsaal der MUK auf die große Bühne katapultiert wurde und die Hauptrolle des Hans Hölzel / Falco auch in der neuen Saison übernommen hat.

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„Der Druck war immens“, erinnert er sich an seine Anfänge als unbekannter Newcomer, „aber es gab zum Glück viele Menschen in meinem Leben, die mich gestärkt und unterstützt haben. Trotzdem kannst du dich nicht darauf vorbereiten. Rückblickend bin ich froh, dass alles so gelaufen ist, wie ich es mir erhofft habe.“ Nach der letzten Vorstellung im Juni spielte Moritz Mausser noch Erzherzog Rudolf in der konzertanten „Elisabeth“- Aufführung vor Schloss Schönbrunn. „Danach habe ich versucht, für etwa zwei Monate wirklich abzuschalten und künstlerisch fast nichts zu arbeiten. Ich wollte Freude am Sommer haben und kann rückblickend sagen, dass es geklappt hat.“

Frisch erholt und mit viel Vorfreude ging es also am 14. September neu ans Werk. „Ich finde Hans Hölzel extrem menschlich und deshalb sehr nachvollziehbar. Aber am Ende des Tages kann ich nicht behaupten, ihn zu verstehen, weil man dafür in seiner Haut stecken müsste “, beantwortet Moritz Mausser die Frage, mit welchen Aspekten der Falco-Persönlichkeit er sich nicht identifizieren könne.

Moritz Mausser
Moritz Mausser ist gebürtiger Wiener, stand schon mit neun Jahren auf der Theaterbühne, studierte an der MUK, war Mitglied des Musicalvereins teatro und trat an der Bühne Baden – u. a. in „Peter Pan“ – auf. Im Sommer 2023 und 2024 war er als Kronprinz Rudolf in „Elisabeth“ vor Schloss Schönbrunn zu sehen.

Foto: Marco Sommer

„Ich merke immer wieder, wie viel dieser Mensch den Leuten bedeutet. Es gibt Situationen, da werde ich behandelt, als wäre ich er, was mich sehr irritiert.“ Frei durch die Stadt bewegen könne er sich allerdings nach wie vor. „Ich werde schon immer wieder einmal erkannt, aber es hält sich in Grenzen.“

Was hat ihn an Falco am meisten überrascht? „Wie stur er künstlerisch sein konnte. Als er zum Beispiel Madonna eine Abfuhr für ein gemeinsames Lied erteilt hat. Oder dass er trotz Anratens seines Managers lange keinen Bock hatte, Lieder für den amerikanischen Markt zu adaptieren.“

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Moritz Mausser steht altersbedingt noch immer am Anfang seiner Laufbahn. Welche Musicalrollen würde er auf eine persönliche Bucket List schreiben? „Ich möchte liebend gerne einmal in ‚Der Glöckner von Notre-Dame‘ den Quasimodo spielen und fände es auch spannend, den Tod in ‚Elisabeth‘ neu und anders zu interpretieren.“

Engel der Lieder

Im Raimund Theater läuft zeitgleich das mit 130 Millionen Besuchern weltweit erfolgreichste Musical aller Zeiten.„Das Phantom der Oper“ feierte in der Neuproduktion von Cameron Mackintosh am 15. März 2024 seinen Wien-Start und verkaufte bereits kurz nach der Premiere 120.000 Karten, was Intendant Christian Struppeck dazu veranlasste, erstmals den Juli, sonst Urlaubszeit, als Vorstellungsmonat einzuschieben.

Anton Zetterholm ist eine deutlich jüngere und diversere Phantom-Figur – und nicht zuletzt auch deshalb enorm erfolgreich. Den verkürzten Sommer verbrachte er mit seiner Familie. „Wir waren zwei Wochen in Schweden und zwei Wochen in England, wo meine Frau herkommt. Ein perfekter Mix, fernab der großen Hitze. Ehe es am 6. September wieder losging, habe ich mich eine Woche lang täglich durch das gesamte Material gesungen. Ich bin sehr froh, das getan zu haben, denn ein kalter Start mit acht Shows in der ersten Woche hätte für mich definitiv nicht funktioniert.“

Rock me Amadeus
Gefeierter Popstar. Mit Songs wie „Jeanny“ oder „Rock Me Amadeus“ wurde Hans Hölzel alias Falco weltberühmt. Moritz Mausser (im Bild mit Ensemble und Katharina Gorgi) erweckt ihn musikalisch zu neuem Leben.

Foto: Deen van Meer

Welche Erfahrungen hat er bis dato in der anspruchsvollen Partie des Phantoms gemacht? „Ich hatte große Angst davor, diese Rolle zu übernehmen, und es hat viel Überzeugungsarbeit gekostet, bis ich es tatsächlich getan habe. Jetzt bin ich froh, dass ich das Risiko eingegangen bin.

Ich bin sehr stolz auf das erste halbe Jahr, das wir zusammen verbracht haben – das Phantom und ich –, und ich hoffe, dass ich im nächsten Sommer das Gleiche sagen kann.“ Er entdecke jeden Tag neue Aspekte an dieser Rolle. „Meiner Meinung nach ist Theater nie ‚fertig‘, sondern etwas Lebendiges, das sich mit uns Schauspielern weiterentwickelt.“

Theater ist nie ‚fertig‘, sondern etwas Lebendiges, das sich mit uns Schauspielern weiterentwickelt.

Anton Zetterholm, Schauspieler & Sänger

Das Phantom ist ein außergewöhnliches Wesen, bei dem vieles fremd bleibt. Welche menschlichen Seiten hat Anton Zetterholm an ihm kennengelernt? „Er macht jeden Abend eine wunderbare Reise – ausgehend vom geheimnisvollen, manipulativen und chauvinistischen Mann hin zum sehr einsamen, sensiblen und gebrochenen Menschen, den wir am Ende der Show sehen. Es ist schwierig, das auszubalancieren, aber in unserer Version fällt es meiner Meinung nach leichter, mit ihm zu sympathisieren. Wir lernen eine Seite von ihm kennen, mit der sich die meisten Menschen identifizieren können, aber er ist auch ein Mörder.“ Ironisches Fazit: „Ein echtes Stockholm-Syndrom.“

Musical ist Leistungssport. Welche Ventile stehen Anton Zetterholm zur Verfügung, um Stress abzubauen? „Ich fürchte, das ist eine Nuss, die ich erst noch knacken muss. Mit zwei kleinen Jungs zu Hause, zwei und drei Jahre alt, würden die meisten Eltern wohl zustimmen, dass die Arbeit weniger stressig sein kann als der Alltag. „Zur Zeit probt meine Frau sieben Wochen lang für ein Musical in Deutschland, und ich versuche, die Eingewöhnung in einen neuen Kindergarten zu managen. Dennoch weiß ich, wie viel Glück ich habe, einen Job wie diesen und zwei gesunde Kinder zu haben – und ich würde es nicht anders wollen.“

Anton Zetterholm
Anton Zetterholm stammt aus Schweden und wurde mit der Titel- rolle im Musical „Tarzan“ bekannt. Es folgten u. a. die Hauptrolle in „Wicked“, Alfred in „Tanz der Vampire“ und Kronprinz Rudolf in „Elisabeth“. 2013 gab er sein West-End-Debüt in „Les Misérables“. Aktuell spielt er auch Tony in „West Side Story“ an der Volksoper.

Foto: Stefan Fürtbauer

Rollentausch

Könnte sich Moritz Mausser vorstellen, die Partie des Phantoms zu übernehmen? Und hätte Anton Zetterholm Lust auf Falco?

„‚Das Phantom der Oper‘ war tatsächlich eines der ersten Musicals, mit denen ich jemals in Kontakt kam. Das Stück liegt mir schon ziemlich nah am Herzen. Klar würde mich das Phantom reizen, aber ich glaube, das ist für einen Mann in diesem Beruf nichts Ungewöhnliches, weil diese Rolle dermaßen ikonisch und spannend ist“, erklärt Moritz Mausser.

Von Anton Zetterholm gibt es hingegen eine freundliche, aber klare Absage. „Ich hatte leider noch nicht die Zeit oder das Privileg, ‚Rock Me Amadeus‘ zu sehen. Als Schwede bin ich auch gar nicht vertraut mit Falcos Musik. Aber ich höre von allen Seiten, dass Moritz einen ausgezeichneten Job macht.“

Hier geht es zu den Spielterminen von Rock me Amadeus und Das Phantom der Oper!