Werk im Fokus: 3 Fragen an Anne Aschenbrenner
Nach mehr als 100 Ausgaben des Online-Talk-Formats lässt sich zweifelsfrei behaupten: „Werk im Fokus“ ist zu einem Pflichttermin für Theaterinteressierte geworden. Wir haben mit Anne Aschenbrenner, die das Format entwickelt hat, gesprochen.
Ein Online-Talk-Formats als Pflichttermin für Theaterinteressierte. Jeden Donnerstagabend ab 18.45 Uhr plauderte die Dramaturgie des Burgtheaters gemeinsam mit Gästen und dem Publikum über Stücke aus dem Repertoire des Burgtheaters. „Uns war es sehr wichtig, die Rolle des Publikums mitzudenken. Formate werden oft als traditionelle Sender-Empfänger-Formate konzipiert. Der digitale Raum lebt aber von der Begegnung, von der Interaktion. Nicht zuletzt beziehen Digitalformate auch Publikum mit ein, das einfach aus verschiedenen Gründen nicht ins Theater gehen kann.
Es ist gut, auch diese Menschen zu erreichen“, erzählt Anne Aschenbrenner, die das Format entwickelt hat. Dazu kamen die äußeren Umstände. „Der Theaterbetrieb zu Beginn der Spielzeit 2021/22 konnte nur unter sehr strengen Auflagen stattfinden – Stückeinführungen waren zu dieser Zeit nicht möglich. Wir hatten daher digitale Einführungen auf Zoom ausprobiert und rasch festgestellt: Das Prinzip funktioniert, aber wir brauchen mehr Interaktion“, so Aschenbrenner, die jede der bislang 112 Ausgaben moderierte. Als überraschend empfand sie unter anderem, wie aktiv und mit wie wenig Scheu sich das Publikum einbrachte. Das Online-Talk-Format wird in der kommenden Spielzeit fortgesetzt. Zudem werden bis 13. Juni wöchentlich Videopodcasts veröffentlicht, die die Schwerpunkte der Direktion Martin Kušejs beleuchten. Sie sind über die Website des Burgtheaters, YouTube, Spotify und SoundCloud abrufbar. Und auch das reguläre Format läuft bis Ende der Saison weiter. Am 27. Juni gibt es den großen „Schlussapplaus“.
Welche Ausgaben hatten die meisten Teilnehmer*innen?
Zu Beginn hatten wir in manchen Ausgaben „nur“ 15 Gäste. Das hat uns aber nicht gestört, der Rahmen war so einfach noch exklusiver. Mittlerweile hat sich das auf etwa 70 Personen eingependelt. Die Spitzen der regulären Ausgaben waren mit Tobias Moretti und Peter Simonischek, da nahmen über 150 Personen teil. Peter Simonischek schrieb mir hinterher mit Zwinker-Smiley eine WhatsApp-Nachricht: „Und, hatte ich mehr als der Moretti?“ Ich antwortete: „1 mehr.“ Er sendete Lach-Emojis.
Welches Entwicklungspotenzial gibt es?
„Werk im Fokus“ wird es auch unter Bachmanns Intendanz geben, das Format wird sich aber weiterentwickeln. Bleiben wird das persönliche Gespräch, der intime Rahmen, die Zeit, die wir uns nehmen werden, um mit den Künstler*innen und dem Publikum gemeinsam über Kunst und Kunstmachen zu sprechen. Das Publikum hätte vor allem gerne alles zum Nachhören: Aktuell produzieren wir sechs Episoden in einer innovativen Form als Videopodcast, der zusätzlich zur Live-Ausgabe jeden Donnerstagabend erscheint. Es gibt immer zwei Varianten, eine als reinen Podcast, den man auf SoundCloud und Spotify anhören kann, und eine mit Bewegtbild, die auf YouTube zu finden ist.
Die lustigste Situation, an die Sie sich erinnern können?
Wir hatten viele besondere Momente. Fürs Publikum war sicher ein Highlight, als Mavie Hörbiger in der Weihnachtsausgabe ihren Christbaum präsentiert hat. Bei Niki Ofczarek hat das Haustier mitgezoomt. Am lustigsten war aber sicher die Episode mit Peter Simonischek. Er hat das Format gnadenlos gesprengt, wir haben weit über die vorgesehenen 45 Minuten hinaus gesprochen.