Wer hat Angst vor Virginia Woolf? von Edward Albee
Diese zum modernen Theaterklassiker gewordene Zurschaustellung einer Ehehölle lässt mehrfach denken, dass es ärger nicht mehr gehe - und setzt dann noch einen drauf. Eine Zusammenfassung.
Inhalt
Der wenig bedeutsame Geschichtsprofessor George und seine Frau Martha, die die Tochter seines Rektors ist, kommen mitten in der Nacht von einer Party heim. Martha hat noch das Kollegenehepaar Nick und Honey eingeladen, alle sind schon reichlich betrunken. Zum Zeitvertreib spielen sie "Gesellschaftsspiele", die immer mehr von Demütigung und Niedertracht gezeichnet sind. Erst sind die Besucher noch erstaunt, dann werden sie immer mehr hineingezogen. Aus Flirts werden Partnertausch, aus Neckereien heftige Beleidigungen und Obszönitäten. George weiß, dass die Kinderlosigkeit neben seinem beruflichen Misserfolg der Grund dafür ist, dass seine Partnerschaft zur Hölle wurde und seine Frau ihn laufend spüren lässt, was für eine Null er ist. Und ihm ist klar, dass die Ehe eigentlich nur mehr durch das Konstrukt eines erfundenen Sohnes besteht. Schlussendlich verkündet er, dass dieser Sohn gestorben sei - und raubt Martha die lebensnotwendige Illusion. Am Ende bleiben die beiden alleine - gefangen in ihrer Verlorenheit und Hassliebe.
Werkgeschichte
Mit der gleichnamigen Autorin Virginia Woolf hat das Drama eigentlich nichts zu tun. Vielmehr wollte Edward Albee seine Zurschaustellung einer Ehehölle "The Exorcism" nennen. Er sah aber, so lautet eine Anekdote, auf einem Spiegel in einer Bar in Greenwich Village die Worte "Who´s Afraid of Virginia Woolf?" und spielt selbst in dem Stück mit der Abwandlung des Kinderliedes. Albee brachte sein Drama 1962 heraus.
Aufführungsgeschichte
"Who´s Afraid of Virginia Woolf" wurde am 13. Oktober 1962 im Billy Rose Theater in New York uraufgeführt. Die deutschsprachige Erstaufführung fand am 1963 in Berlin statt. Das Stück begründete Albees Ruhm und gilt als moderner Klassiker der Bühnenwelt. Berühmt wurde das Werk auch durch die Verfilmung mit Elizabeth Taylor und Richard Burton 1966. Der Film unter der Regie von Mike Nichols gewann fünf Oscars.
Zum Autor
Edward Albee wuchs als Adoptivsohn eines Theaterunternehmers im Bundesstaat New York auf. Mit dem Schulbesuch dürfte er es nicht genau genommen haben, auch aus der Militärakademie wurde er bald nach Eintritt wieder entlassen. Er jobbte als Verkäufer im Warenhaus Bloomingdales, als Werbetexter und Barmann. Eine kleine Erbschaft ermöglichte ihm, nach Florenz zu gehen. Dort schrieb er erste Stücke, die den "american way of life" scharf kritisierten und in denen er sich gegen Rassendiskriminierung richtete. Aus dieser Zeit stammen "Die Zoogeschichte" und "Der Tod von Bessie Smith". Von Berlin aus setzte er sich als Dramatiker durch.
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