Paul Abrahams „Roxy und ihr Wunderteam“ verbindet auf amüsante Weise zwei Sparten, die normalerweise wenig miteinander zu tun haben: Fußball und Musiktheater. Denn in dieser Vaudeville-Operette aus den 1930ern folgt eine geflohene Braut der erfolgreichen ungarischen Nationalmannschaft ins Trainingslager am Plattensee, wo sie und die Besucherinnen eines Mädchenpensionats den Sportlern den Kopf verdrehen. Das Stück ist ab 11. September an der Wiener Volksoper zu sehen.

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Gerade dass es sich um eine so gut wie nie da gewesene Mischung handelt, mache unter anderem den Reiz des Werks aus, ist Regisseur Andreas Gergen überzeugt: „Es wird dem Publikum Spaß machen, weil es so eine ungewöhnliche Kombination ist.“ Dies nicht nur weil Fußball eine Rolle spielt, sondern auch weil der Komponist verschiedenste Stile in seinem spritzigen, witzigen Werk vereinte. „Paul Abraham suchte sich Themen, die für die Zeit unüblich waren, und brachte viel Jazziges ein, auch Comedian-Harmonists-Artiges. Er wandte sich ganz bewusst von der gängigen Operettentradition ab.“

Rückbesinnung auf die Operetten des Goldenen Zeitalters

So werden Puszta-Melodien und Ragtime ebenso zu hören sein wie symphonische Stellen, die an Filmmusik erinnern – und einiges, das ans Musical gemahnt: „Christian Struppeck (Musical-Intendant der VBW, Anm.) sagte zu mir: ‚Das ist doch ein Musical!‘ Natürlich bedient es alle Regeln des Musicals im Bezug auf Timing, Bogen und Rhythmus – und ist doch eine Rückbesinnung auf die Operetten des Goldenen Zeitalters.“

Andreas Gergen ist überzeugt, dass gerade die ungewöhnliche Kombination aus Fußball und Vaudeville-Operette dem Publikum Spaß machen wird.

Foto: Volksoper/Barbara Pálffy

Der Sex-Appeal von Männern

Für Gergen ist klar: „Wir wollen den Stil der 20er- und 30er-Jahre einfangen. Es soll so hip, hot und sexy sein, wie es damals gemeint war.“ Und damit spielt er erstens auf die elf Darsteller an, die die Fußballer verkörpern (unter ihnen Jörn-Felix Alt und Peter Lesiak). „Wo Miss Saigon den Hubschrauber und das Phantom der Oper den Kronleuchter hat, haben wir elf tolle Jungs und pures Testosteron. Es geht durchaus um den Sex-Appeal von Männern.“

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Und zweitens spielt er natürlich auf seine Hauptdarstellerin an, nach deren Pfeife die Fußballer tanzen. Katharina Gorgi spielt Roxy, die sich – auf der Flucht vor ihrem Verlobten – in die Mannschaftskabine verirrt und schon bald vorgibt, wie der Hase, äh, Sportler läuft. „Roxy ist nicht nur schön, sondern auch cool und emanzipiert“, sagt Gorgi. „Sie ist eine toughe Frau, die immer ihre Meinung sagt. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge – wie ich.“

Roxy entscheidet sich unter den elf Männern schnell für den Mannschaftskapitän, doch der hat nur Fußball im Kopf. „Sie ist von ihm fasziniert, weil sie nicht gewohnt ist, dass sich jemand für etwas anderes interessiert als für sie. Er kümmert sich nur um Fußball. Und dann kommt Roxy, um ihn mit ihrer Leichtigkeit herauszuholen und zu sagen: Schluss mit den ständigen Regeln, haben Sie doch auch mal Spaß!“ 

Die erste Eindrücke aus den Proben im Sommer. Am 11. September ist Premiere von „Roxy und ihr Wunderteam" an der Volksoper.

Foto: Volksoper/Barbara Pálffy

Rückkehr an die Volksoper

Für Gorgi ist die Hauptrolle in Paul Abrahams Stück eine Heimkehr. Sie war bereits als Kind im Kinderchor der Volksoper und spielte zehnjährig Brigitta von Trapp in „The Sound of Music“. Später war sie die Louisa im selben Stück sowie ein Mitglied der Damenkapelle in „Ein Walzertraum“.

Auch während ihres Studiums (Musikalisches Unterhaltungstheater und Violine – von Letzterem bekommt man in „Roxy“ auch eine Kostprobe) war sie parallel dazu immer wieder auf der Volksopern-Bühne zu sehen: „Dieses Haus ist mein Zuhause. Wenn ich beim Bühnenportier hineingehe oder die Probebühnen betrete, kommen viele Erinnerungen hoch. Für mich fühlt es sich an, als wäre ich kurz weg gewesen und nun wieder da.“

Dabei waren es mehr als 10 Jahre, die Gorgi nicht hier tätig war – und in denen sie beispielsweise Emma Carter in „I am from Austria“ als Cover und Sophie im ABBA-Musical „Mamma Mia!“ gespielt hat. Mit Gergen arbeitete sie schon bei „I am from Austria“ zusammen. 

„3:1 für die Liebe“ hieß das Stück bei der Uraufführung. In der Volksoper steht es als „Roxy und ihr Wunderteam" am Programm.

Foto: Volksoper/Barbara Pálffy

Nun als Roxy zurückzukommen sei dreifach schön. Erstens, weil es die erste große Rolle nach der langen Pause ist: „Nachdem man monatelang kaum jemanden sah, ist man nun wieder mit Kollegen gemeinsam auf der Bühne. Das ist so ein gutes Gefühl!“ Zweitens, weil sie mit Fußball durchaus etwas anfangen kann, spielt sie doch selbst ab und zu zum Spaß mit Freunden im Park. Vor allem aber, weil Roxy nicht den oft in Operetten vorkommenden Klischees entspricht: Denn während traditionell die Geschlechterrollen klar verteilt sind, gibt hier die Frau den Ton an. Und man wird sehen, ob die Fußballer am Ende der großen Show, in der die Lebensfreude sprühen darf, schlussendlich mit ihrer Hilfe das Match gewinnen.

Volksoper: Roxy und ihr Wunderteam

Die Premiere ist am 11. September 2021 in der Wiener Volksoper

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