„Restor(y)ing the body“ lautet der Titel eines kleinen Festivals, das noch bis 21. Dezember im Kunstraum eindorf im fünfzehnten Bezirk stattfindet. Linda Samaraweerová wird die von ihr kuratierte Veranstaltung im Laufe unseres Gesprächs, das vor Beginn des transdisziplinären Events stattfindet, auch als „Salon“ bezeichnen. Der Titel stand schon recht früh fest, erzählt sie. „Er beinhaltet für mich die ganze Breite und unterschiedliche Facetten unseres Festivals. Und das durchaus lustvoll und provokant. Denn: Gibt es überhaupt den einen Körper? Ist das nicht bereits eine europäische Eingrenzung? Hier denken wir vor allem an den physischen Köper aus Fleisch und Knochen. Wenn man allerdings im Yoga über den Körper spricht, fächert sich das auf – in den physischen, den emotionalen, den intellektuellen, den energetischen oder den glückseligen Körper“, so Samaraweerová. Als Choreografin und Tänzerin hätte sie gelernt, den Körper sehr komplex zu denken, unterschiedliche Körperkonzepte zu verstehen und ihr Wissen und ihre Erfahrungen ständig zu erweitern, ergänzt sie.

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Restorying the body
Venuri Perera und Zwoisy Mears-Clarke zeigen ihren Film „Porcelain White“.

Foto: Venuri Perera und Zwoisy Mears-Clarke

Den Körper neu zusammensetzen

Ein Gedanke, der eng mit dem genreübergreifenden Anspruch von „Restor(y)ing the body“ verflochten ist. „Ich verstehe dieses kleine Festival, besser Salon, als einen Ort, der uns zu neuen Erfahrungen führt, der intim ist, gemütlich, durchaus privat und trotzdem eine ungeheure Dimension hat an Begegnungen, Erfahrungen und Wissen. Menschen mit unterschiedlichsten Herkünften treffen hier aufeinander“, hält Samaraweerová fest. Wie sich das im Programm niederschlägt, verrät ein schneller Blick auf den Timetable: Neben Workshops und Vorträgen zum Thema „Receptive Music Therapy“ gibt es unter anderem einen Artist Talk von Valentina Desideri und eine Lecture Performance des in Wien lebenden Künstlers Ujjwal Kanishka Utkarsh. Am Samstag endet das Festival mit einer Performance von Ondine Cloez und Kotomi Nishiwaki – und einem daran anschließenden Dinner. Den Kern des Programmes bildet ein Labor, zu dem sieben internationale Choreograf*innen und bildende Künstler*innen eingeladen sind.

„Es ist spannend, die Perspektiven auf unser Verständnis von Körper mit Wissenschaftler*innen, Philosoph*innen, Künstler*innen zu teilen, in den Austausch zu gehen. Diese Neugierde, in andere geografische und inhaltliche Welten einzutauchen, hat mich von Beginn weg angetrieben. So kommt es, dass man den Körper immer wieder neue zusammensetzt, neu betrachtet, neu entwickelt – eben neu erzählt“, sagt die Künstlerin.

Schön während ihrer Ausbildung an der international renommierten Tanzschule PARTS in Brüssel hätte es ihr geholfen, sich nicht nur auf Technik und Fähigkeiten zu konzentrieren, sondern ihr Verständnis von Kunst, Gesundheit und Menschsein täglich zu erweitern. Kurz: „In Bewegung zu bleiben.“

Solche Orte sind wichtig und vielleicht der Nährboden, damit Neues entstehen kann. In einer Atmosphäre, die viel zulässt und nicht zu viel vorgibt.

Linda Samaraweerová über den Kunstraum eindorf
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Ein Möglichkeitsraum

Die Verbindung von zeitgenössischer Kunst und spirituellem Wissen ist für Linda Samaraweerová schon seit vielen Jahren ein zentraler Punkt ihrer künstlerischen Arbeit. „Die Spiritualität ist für mich mittlerweile die Quelle der Inspiration schlechthin geworden. Die indische Philosophie bietet mir einen wichtigen Baustein für neue dramaturgische und choreographische Methoden.“

Die Programmauswahl selbst ist intuitiv entstanden. Mit vielen der eingeladenen Künstler*innen hat Samaraweerová in der Vergangenheit bereits gearbeitet, gleichzeitig wollte sie unterschiedliche Erzählungen und Perspektiven nebeneinander positionieren – „damit ein Dialog möglich wird, Fragen entstehen können und Grenzen neu verhandelt werden.“

Die Tänzerin, Choreografin und Kuratorin von „Restor(y)ing the body“ hat das eindorf gemeinsam mit dem Regisseur Daniel Zimmermann und der bildenden Künstlerin Guadalupe Aldrete gegründet. Den Raum gab es, unter anderem Namen, jedoch schon davor. „Solche Orte sind wichtig und vielleicht der Nährboden, damit Neues entstehen kann. In einer Atmosphäre, die viel zulässt und nicht zu viel vorgibt“, sagt Linda Samaraweerová. „Unser Ziel ist es, als aktive Künstler*innen ein Feld zu schaffen, das für Kunstexperiment und Dialog offen ist und einen Möglichkeitsraum zu kreieren, der fern von den Zwängen der repräsentativen Kunstinstitution angesiedelt ist.“

Wer sich selbst von dem Raum und einem kleinen Teil seiner Möglichkeiten überzeugen möchte, kann beispielsweise bei „Restor(y)ing the body“ vorbeischauen.

Zum Programm von „Restor(y)ing the body“ im eindorf!