Münchhausen
In einem Monolog von Armin Petras wird Volkstheater-Ensemblemitglied Claudio Gatzke zum Seiltänzer zwischen Wahrheit und Fiktion.
„Es ist ja ein Stück über mich / also nicht direkt / aber eben auch doch zum großen Teil schon / also nicht ich, sondern ich als Figur / wenn ich das richtig verstehe“, heißt es im Monolog „Münchhausen“ des Regisseurs und ehemaligen Intendanten Armin Petras. In der Roten Bar des Volkstheaters schlüpft Ensemblemitglied Claudio Gatzke in die Rolle des monologisierenden Schauspielers, der immer wieder betont, auf jenen Kollegen zu warten, mit dem er eigentlich „Münchhausen“ aufführen sollte. Es könne gut sein, erklärt er, dass er als Ikea-Mitarbeiter in der supermodernen Filiale am Westbahnhof feststeckt oder wieder einmal seine Zwillinge vertauscht hat.
Verstecken? Fehlanzeige.
Von Verwechslungen verschiedenster Ausformungen ist auch der Grundton des Abends geprägt. Doch bevor man überhaupt dazu ansetzen kann, Fragen nach dem Verhältnis von Wahrheit und Fiktion mit längst verblassten Wissenshäppchen früherer Theaterwissenschaftsvorlesungen zu unterfüttern, geht die Reise durch Höhen und Tiefen des Theateralltags auch schon wieder weiter. Claudio Gatzke freut sich sehr, dass diese lustvolle und mit zahlreichen Überhöhungen angereicherte Abhandlung über das Theater an sich kurzfristig in den Spielplan des Volkstheaters aufgenommen wurde.
Die starke Verbindung zum Publikum ergab sich einerseits durch den Text, andererseits aber auch durch die Intimität der Roten Bar. Für den in der deutschen Kleinstadt Altena geborenen Schauspieler war die Möglichkeit dieser verstärkten Interaktion mit den Zuschauer*innen einer jener Punkte, die ihn an dieser Arbeit gereizt haben. „Die Rote Bar ist ein kleiner Raum, da spürt man die Reaktionen ziemlich ungefiltert. Verstecken? Fehlanzeige.“
„Druck ist gut, Angst nicht“
Auf die Frage, ob so ein Solo-Abend eine andere Art von Druck mit sich bringt, antwortet er mit einem Zitat aus dem Text: „Druck ist gut, Angst ist nicht gut.“ Er lacht und ergänzt, dass es für ihn, falls man überhaupt von Druck sprechen kann, ein gänzlich positiver war. Genauso wie auf diesen Monologabend freut er sich jetzt schon wieder auf die nächste Arbeit mit größerem Ensemble. Als Nächstes steht für ihn „Der Würgeengel“ nach dem gleichnamigen Film von Luis Buñuel auf dem Programm.
Zur Person: Claudio Gatzke
Der Schauspieler wurde in Altena geboren und studierte an der Zürcher Hochschule der Künste. Es folgten Engagements am Stadttheater Klagenfurt, am Theater Trier und am Stadttheater Ingolstadt. Bevor er in der Spielzeit 2020/21 ans Wiener Volkstheater wechselte, gastierte er an der Volksbühne Berlin.