Inhalt

In der Kleinstadt Güllen wartet man auf die Ankunft der Multimillionärin Claire Zachanassian. Sie wuchs einst hier auf, nach 45 Jahren und zahlreichen Ehen kehrt sie zurück. Heute ist die Stadt verarmt und heruntergekommen, man erhofft sich durch ihre finanzielle Hilfe eine Rehabilitierung. Tatsächlich bietet Claire den Bewohnern an, eine Milliarde zu stiften, wenn sie sich dafür "Gerechtigkeit" kaufen könne. Einst war der Kaufmann Ill ihr Liebhaber. Er ließ sie aber nicht nur mit einem Kind sitzen, sondern bestach im Rahmen eines Vaterschaftsprozesses auch Zeugen, die beschworen, ebenfalls ein Verhältnis mit "Kläri" gehabt zu haben.

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Zuerst weigert man sich, Claires Bedingung anzunehmen, doch bald ist eine Veränderung in der Stadt zu bemerken. Die Bewohner beginnen auf größerem Fuß zu leben: Der Bürgermeister gibt den Bau eines neuen Stadthauses in Auftrag, der Pfarrer kauft eine neue Glocke, die Menschen lassen anschreiben. Selbst Ills Familie kauft einen teuren Pelzmantel und ein schnelles Auto. Als Claires Haustier, ein schwarzer Panther, entkommt, bewaffnen sich die Leute. lll will die Stadt verlassen, scheitert jedoch. Die Bürger bilden eine Gasse aus ihren Körpern und als sich diese schließt und wieder öffnet, ist Ill tot - und niemand weiß, wie es genau zuging. "Herzschlag" und "Tod aus Freude" sagen Arzt und Bürgermeister. Claire überreicht den Scheck.

Werkgeschichte

Friedrich Dürrenmatt hat in seinem Stück Elemente der Tragödie und der Komödie, der Groteske und der Satire vermischt. Zahlreiche Bezüge zur antiken Tragödie sind unübersehbar, auch bezeichnet er die Heldin im Text als eine "von antiker Größe". Zu dem Stück über die Korrumpierbarkeit der Gesellschaft durch Geld wurde er möglicherweise durch die Schweizer Seeland-Dörfer Ins und Kerzers inspiriert.

Aufführungsgeschichte

"Der Besuch der alten Dame" wurde am 29. Jänner 1956 in Zürich uraufgeführt. Für Friedrich Dürrenmatt war das Stück der Durchbruch zum Welterfolg. Es wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt und wird bis heute international gespielt. 1971 brachte Gottfried von Einem eine Oper heraus, die auf dem Stoff basiert und in Wien uraufgeführt wurde. 2013 kam eine Musical-Version des Stoffes, zu dem Christian Struppeck das Buch schrieb, in Thun zur Uraufführung. Dieses wurde ab 2014 in Wien gezeigt.

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Prominente Namen

Verfilmungen gibt es unter anderem mit Ingrid Bergman und Anthony Quinn (1964), wobei für diese unter dem Titel „Der Besuch“ die Handlung verändert wurde. 1982 kam eine Filmversion mit Maria Schell sowie 2008 eine heimische Fassung mit Christiane Hörbiger und Michael Mendl heraus.  Auch Lars von Triers „Dogville“ hat Bezüge zu Dürrenmatts Stück.

Andrea Jonasson

Auftritt einer Magierin

Andrea Jonasson verwandelt Worte in Kunst. Das tut sie seit sechs Jahrzehnten mit ungebrochenem Erfolg. ­Unzählige Rollen in zwei Sprachen festigten ihren Ruf der begnadeten Bühnenalchemistin. Nun entfacht sie als Gutsbesitzerin in „Der Wald“ Wiedersehensfreude. Weiterlesen...