Bei den Proben von Into the Woods: Tanz der Märchenfiguren
Die BÜHNE war exklusiv bei den Proben zu „Into the Woods“ an der Wiener Volksoper dabei und hat Drew Sarich, Juliette Khalil, Robert Meyer und Co beim Arbeiten zugesehen. Premiere ist am 27. Mai.
Da tummeln sich die Märchengestalten in der Volksoper. Wenn „Into the Woods“ von Stephen Sondheim geprobt wird, streift Drew Sarich im Outfit des Wolfs durch die Garderobengänge. Da verwandelt sich Direktor Robert Meyer in einen waldmenschartigen, geheimnisvollen Mann, dort Bettina Mönch in eine unansehnliche Hexe, hier schminkt sich Julia Koci in ihrer Garderobe für ihren Auftritt als Bäckersfrau, während Juliette Khalil als Rotkäppchen über die Bühne flitzt.
Wenn alle Wünsche erfüllt werden
Doch Märchenzauber ist bei Sondheim nur bedingt angesagt. Sein 1987 uraufgeführtes Musical nach dem Buch von James Lapine nimmt das berühmte „happily ever after“ gehörig auf die Schaufel. In Anlehnung an bekannte Stoffe von „Rapunzel“ über „Rotkäppchen“ und „Aschenputtel“ bis hin zu „Hans und die Bohnenranke“ wird in diesem charmanten, aber auch doppelbödigen Märchen-Mischmasch-Musical hinterfragt, was passiert, wenn nun alle Wünsche der Figuren erfüllt werden.
Denn die Stimmung schlägt bald um: Da wird Rotkäppchen bisweilen aggressiv, Rapunzel psychisch labil, ein Prinz würde das eroberte Aschenputtel doch lieber gegen eine andere tauschen, und sogar der Tod lauert den Figuren auf. Die heile Märchenwelt bröckelt. Mit Intelligenz und bitterbösem Witz bricht der US-amerikanische Musicalmeister Sondheim mit Klischees und Erwartungen und projiziert menschliche Schwächen auf die Märchenfiguren.
Wenn an der Volksoper nun nach „Die spinnen, die Römer!“ und „Sweeney Todd“ ein weiteres Sondheim-Musical auf dem Plan steht, das 2014 in der Verfilmung mit Meryl Streep und Johnny Depp auch die Kinosäle erreichte, inszeniert Olivier Tambosi. Lena Weikhard hat Kostüme geschaffen, die Aufsehen erregen werden. Neben den Genannten sind auch Oliver Liebl als Hans, Peter Lesiak als Bäcker, Martina Dorak als Aschenputtels böse Stiefmutter und viele mehr mit von der Partie – und verkörpern Figuren, die sich lieber zu Herzen genommen hätten, dass man gut überlegen sollte, was man sich wünscht.