Die Leut’ wollen zurzeit einfach nur lachen“, sagt er. Wir treffen Alexander Jagsch, den alle nur „Ali“ rufen, in einem kleinen Espresso im 7. Bezirk in Wien. Wir haben ihm gerade zu seinen erfolgreichen letzten Monaten gratuliert: Sommertheater Kobersdorf ausverkauft. „Sargnagel – Der Film“ erfolgreich angelaufen, davor der Independent-Streifen „Lovecut“. Wir kennen Dutzende Schauspieler:innen, die nach so einem Sommer um zwanzig Zentimeter mehr Ego hätten.

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Ali Jagsch ist anders. Er gehört zu den komödiantischen Ausnahmetalenten, die auf der Bühne nur schauen müssen, und der Saal lacht oder ist berührt. „Ich hab halt das Glück, dass ich ‚Funny Bones‘ und ein spielendes Gesicht habe.“

Jagsch grinst: „Der Schottenberg hat mal gesagt: ‚Mach nix! Hör einfach auf zu schauen, weil das ist schon zu viel.‘“ Damals spielte er mit Maria Bill und Heribert Sasse „Noch ist Polen nicht verloren“. 

Ich versuche, an Komödienrollen so ranzugehen, als wäre es das ernsteste Stück der Welt, und damit bekommt es eine andere Tiefe."

Alexander Jagsch

Der Unterschied zu anderen schauspielerischen Größen ist ein entscheidender: Alexander Jagsch schmiert nicht. Wo andere ein Pfurzkissen (metaphorisch gemeint) bemühen, um Lacher zu generieren, dosiert Jagsch sein komödiantisches Spiel. Es ist ein sehr englischer Zugang, den der gebürtige Wiener pflegt, und den hat er sich hart erarbeitet. „Irgendwann haben meine gelernten Schubladen funktioniert, der Applaus war da. Es wurde technisch. Der Spaß ging verloren.“ Und dann trifft er auf den Regisseur Henry Mason: „Er hat von der ersten Probe an gesagt: ‚Nein, so nicht.‘ Es war, als würde ich erneut in die Schauspielschule gehen. Das war schmerzhaft.“ 

Und jetzt? „Ich versuche, an Komö­dienrollen so ranzugehen, als wäre es das ernsteste Stück der Welt, und damit bekommt es eine andere Tiefe. Zusammengefasst kann man sagen: kein Outrieren und die Komik nur aus der Situation entstehen lassen und nicht aus dem Hosenrunterlassen.“

Boulevard-Knaller

Zurzeit schreibt Jagsch mit Gregor Seberg an einem Drehbuch, im nächsten Frühjahr spielt er in Klagenfurt „Was ihr wollt“ und dann im Sommer „Das seltsame Paar“ gemeinsam mit Gregor Seberg in Berndorf. Ein paarmal hat er schon Regie geführt – „Ich will nicht, dass man mich mit 90 von der Bühne zerren muss“ –, und jetzt eben spielt er im Oktober „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ gemeinsam mit seiner ehemaligen Lehrerin Doris Weiner und unter der Regie von Multitalent Andy Hallwaxx, der ebenfalls ein erfolgreiches Gewächs des Hauses an der 2er-Linie ist.

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Ein bisserl wichtig hab ich mich immer g'macht."

Doris Weiner

Nach 43 Jahren auf der Bühne des Volkstheaters verabschiedet sich „die“ Weiner mit einem Boulevard-Knaller. „Als ich vor fünf Jahren meinen offi­ziellen Pensionsantrag gestellt habe, hat der Beamte gesagt: ‚Warum kommen Sie erst jetzt, Sie könnten schon seit sechs Jahren in Pension sein!‘ Darauf hab ich gesagt: ‚Lieber Herr, bei uns am Theater ist alles ein bisserl anders …‘“ Jetzt ist endgültig Schluss, zumindest mit den offiziellen Ämtern: „Ab sofort bin ich freischaffende Künstlerin und hoffe auf Engagements.“ Das Stück passt zwar nicht mehr ganz in die neue Ausrichtung des neuen Volkstheaters, aber Kay Voges verneigt sich damit vor der Frau, die an seinem Theater als Balletttänzerin begann, dann Schauspielerin wurde, später Leiterin der Volkstheater-­Studios, Leiterin der Schauspielschule, Leiterin des Volkstheaters in den Bezirken, Betriebsrätin oder wie die Grande Dame lakonisch sagt: „Ein bisserl wichtig hab ich mich immer g’macht.“

Foto: Michaela Fidanzia/F6 - The Open Factory

Zur Person: Alexander Jagsch

Alexander Jagsch spielte in über 50 Filmen und TV-Serien, lernte am Volkstheater und gilt als einer der besten Komödiendarsteller des deutschsprachigen Raums: „Ich gehe an ­Komödien ran, als wären es die ernstesten Stücke der Welt. Das schafft eine andere Tiefe.“

Zum Spielplan des Volkstheaters