Volksoper bietet jungem Publikum digitale Appetithäppchen an
Tanzen wie in „Vivaldi“, Sprechübungen machen wie Eliza in „My Fair Lady“, sich per Instagram Papagenos Schnabel aufsetzen: Die Volksoper richtet sich im Lockdown mit einem breiten Angebot an Kinder und Jugendliche.
Wie tanzt man die Choreografie aus dem Finale von „Vivaldi – Die fünfte Jahreszeit“? Wie macht man künstliches Blut wie jenes, das auf der Treppe in „Das Gespenst von Canterville“ immer wieder auftaucht? Wie wird ein Sänger in die Knusperhexe von „Hänsel und Gretel“ verwandelt? Wie hört es sich an, wenn man selbst Sprechübungen wie Eliza in „My Fair Lady“ ausprobiert?
Das Team der „Jungen Volksoper“ verkürzt auf der Homepage die Wartezeit bis zur Wiedereröffnung. Angeboten werden Videos, Rätsel, Bastelanleitungen und didaktisches Material zu zahlreichen Stücken, die ohne Corona gerade Tausende Kinder und Jugendliche in die Volksoper gelockt hätten. So kann man zumindest die Erinnerung an Produktionen auffrischen und Vorfreude auf diese bekommen.
Junges Publikum auch im Lockdown erreichen
Zielgruppe des breit gefächerten Angebots seien „einerseits Kinder und Jugendliche, die Produktionen der Volksoper kennen und lieben. Andererseits sollen auch jene erreicht werden, die dadurch erst auf den Geschmack gebracht werden“, sagt Nina Moebius, Leiterin der Musiktheatervermittlung der Volksoper. Sie hat die Inhalte der Site gemeinsam mit ihrer Kollegin Heidemarie Dude erstellt.
Ausgangsbasis dafür war das Material, das ursprünglich für Schulklassen und die im Regelfall häufig stattfindenden Workshops der Abteilung für Musiktheatervermittlung kreiert wurde. Mittlerweile kam einiges extra für JungeVolksoper@home Erdachtes dazu.
So können Kinder und Jugendliche, die bereits in dem Ballett „Coppélia“ von Léo Delibes waren, ihr Wissen zu diesem vertiefen. Oder sie hinterfragen es, wenn sie beispielsweise für Kreuzworträtsel überlegen sollen, was Coppélius Franz anhand eines Zauberspruchs rauben möchte. In einem Quiz ist man gefragt, wo das Klassische Ballett entstanden ist oder aus welchem Werk der „Blumenwalzer“ stammt. Hätten Sie es gewusst? „Nussknacker“, „Schwanensee“ oder „Coppélia“?
Auf Instagram zu Papageno werden
Nicht nur jene, die Henry Masons im Herbst zur Premiere gekommene Inszenierung von Mozarts „Die Zauberflöte“ kennen, werden ihren Spaß dabei haben, sich via Instagram einen Papageientaucher-Schnabel aufzusetzen, wie ihn Papageno trägt. In einem Video erfahren Interessierte außerdem, wie die Puppenspieler arbeiten. In einem Kreuzworträtsel ist man hier gefragt, wer Tamino vor dem wilden Tier rettet und wer Pamina gefangen hält.
Spaziergang auf Vivaldis Spuren
Im Paket zu „Vivaldi – Die fünfte Jahreszeit“ von Christian Kolonovits, das gerade bei Jugendlichen zum Kult-Stück wurde, gibt es neben dem Video, bei dem man die Choreografie aus dem Finale gemeinsam mit Mitgliedern des Jugendchors der Volksoper lernt, auch Erklärungen und ein Quiz zu musikalischen Gattungsbegriffen wie Sonate, Menuett und Kantate. Kenner können ein Rock-Rätsel lösen. Wem nach einem Ausflug zumute ist, der druckt sich den Stadtspaziergang aus und begibt sich auf Vivaldis Spuren in Wien.
Fans von „Das Gespenst von Canterville“ von Marius Felix Lange nach dem Roman von Oscar Wilde können künstliches Blut erzeugen sowie eine Klanggeschichte oder ein Gespenster-Gedicht selbst erstellen und diese sogar einsenden. „Mir war wichtig, etwas Partizipatives dabei zu haben“, sagt Moebius.
Für Jüngere ist die Munchkin-Choreografie aus „Der Zauberer von Oz“ von Harold Arlen, Schritt für Schritt von einem Kinderchor-Mitglied erklärt, eine lustige Sache. Und auch auf „Kiss me Kate“, „Peter Pan“, „Sound of Music“, „Carmen“ und „Hänsel und Gretel“ wird mit Rätseln, altersgerechten Inhaltsangaben, Bastelanleitungen, Steckbriefen der Hauptfiguren, Videos und mehr Lust gemacht.
Kinder sollen sich als Teil der Volksoper fühlen
„In allen Workshops ebenso wie in unseren online-Aktivitäten geht es darum, dass sich die Kinder und Jugendlichen als Teil der Volksoper fühlen und wir ihnen Identifikationsfiguren geben“, sagt Moebius. „Wie Direktor Robert Meyer schon oft betont hat, sind die Teilnehmer für ihn und uns nicht das Publikum von morgen, sondern das von heute.“
Natürlich seien die aktuellen online-Maßnahmen dazu da, diese Zuschauer und Workshop-Besucher zu binden, „aber auch einfach dazu, die Freude, die wir an den Produktionen und auch an den Vermittlungsmaterialien haben, weiterzugeben.
Großes Repertoire an Stücken für junges Publikum
"In der ersten Corona-bedingten Theatersperre im Frühjahr ins Leben gerufen, wurde die JungeVolksoper@home-Site auch danach weiter betrieben und ausgebaut. Moebius: „Je länger wir daran arbeiten und je mehr wir online stellen, desto mehr denke ich mir: Die Site sollte auch nach der aktuellen Schließzeit weiter bestehen bleiben – weil sie einfach Freude macht.“ Und da das Repertoire an Stücken für junges Publikum in der Volksoper ja sehr groß ist, gehen dem Team die Ideen für digitale Appetithäppchen noch lange nicht aus.
Das gesamte Angebot der Volksoper
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