Wilhelm Tell von Friedrich Schiller
Wer kennt sie nicht, die Szene des berühmten Apfelschusses Wilhelm Tells. Woher Schiller allerdings die Idee zu seinem Schauspiel hatte und worum es dabei genau geht, wird hier in einer Zusammenfassung erklärt.
Inhalt
Der Habsburgische Kaiser hat in den Schweizer Waldstätten Landvögte eingesetzt, die das Volk nun terrorisieren. Ein besonders grausamer Herrscher ist der Landvogt Gessler in Altdorf, der seinen Hut auf einer Stange befestigt und den Befehl gibt, alle Vorbeikommenden sollen sich davor verbeugen. Ein Aufstand der Schweizer wird geplant, auf dem Rütli schwören sich die Vertreter der Kantone Uri, Unterwalden und Schwyz einen Eid darauf, sich gegenseitig zu unterstützen.
Der Titelheld Wilhelm Tell hat seine Mithilfe dabei versprochen. Als er sich jedoch nicht vor dem Hut Gesslers verbeugt, zwingt der ihn, mit seiner Armbrust einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen. Dies gelingt ihm, doch er wird trotzdem verhaftet. Er kann jedoch aus dem Gefängnis entkommen und erschießt Gessler, um sich zu rächen.
Zum gleichen Zeitpunkt wird der Kaiser von seinem Neffen getötet und der Aufstand ist in vollem Gang. Die Vögte können vertrieben werden und Wilhelm Tell wird als Befreier der Schweiz gefeiert.
Werkgeschichte
Die spätere Frau Schillers, Charlotte von Lengefeld, machte ihn bereits 1789 mit der Tell-Sage bekannt. Auch Goethe, der die Schweiz einige Male bereiste, berichtete Schiller von diesem Sagenstoff. Dieser dachte zunächst daran, die Geschichte selbst zu bearbeiten. Schließlich verfasste aber Schiller zwischen 1803 und 1804 sein Teildrama in fünf Akten. Er selbst betitelte es einfach als "Schauspiel". Die Hauptquelle ist die Schweizer Chronik von Tschudi.
In der Nazizeit war das Drama zunächst beliebt und wurde in die Propaganda eingebettet. Später, als es bereits mehrere Attentate auf Hitler gegeben hatte, kehrten sich die Nazionalsozialisten jedoch mehr und mehr davon ab, da in Schillers Werk ja auch ein Tyrannenmord im Fokus steht.
Aufführungsgeschichte
Am 17. Mai 1804 wurde das Drama am Weimarer Hoftheater uraufgeführt.
2004 erfolgte im Zuge des 200-jährigen Jubiläums erstmals eine Aufführung auf dem Rütli durch das Deutsche Nationaltheater Weimar.
2006 sorgte die Inszenierung von Samuel Schwarz am Theater St. Gallen für Aufmerksamkeit: Er thematisierte den Missbrauch des Nazis der Tellsage für ihre Propagandazwecke und verknüpfte dies mit antiamerikanisch-antiisraelischen Mainstreamgedanken. Er vergleicht Tell mit einem Amokläufer.
1989 inszenierte Claus Peymann eine gelungene Aufführung des Stücks mit Josef Bierbichler und Gert Voss. In der Schweiz werden 2022 wieder die Tellspiele stattfinden.
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