Nino Machaidze: „Ich lebe auf der Bühne"
Beinahe ein Opfer der diebischen Elster – am Ende die glückliche Heldin. Die georgische Sopranistin Nino Machaidze lässt „ihre“ Ninetta stimmlich strahlen und zeichnet sie als ebenso ehrliche wie smarte Überlebenskünstlerin.
Ein silberner Löffel als Todesurteil. Ninetta erwartet der Galgen auch deshalb, weil sie ihren Prinzipien treu bleibt. „Sie ist ein interessanter Charakter“, meint Nino Machaidze, die mit dieser Rolle 2015 beim Rossini Opera Festival in Pesaro erstmals Bekanntschaft machte und sie nun erneut in Wien singt. „Denn sie ist ein ehrliches, gutherziges Mädchen, das aber auch ziemlich klug ist. Denn als es darum geht, zu lügen, um ihren Vater zu schützen, ist sie sehr schnell dabei.“
Die Musik sei traumhaft, das Regiekonzept von Tobias Kratzer außergewöhnlich. Nino Machaidze, geboren in Georgien und seit vielen Jahren in Mailand heimisch, ist es ebenfalls rätselhaft, weshalb „La gazza ladra“ so selten gespielt wird. „Man weiß nicht, warum manche Opern in Vergessenheit geraten und andere, die wir Sänger oft gar nicht so sehr mögen, auf der ganzen Welt rauf und runter gespielt werden.“ Möglicherweise erlebt die diebische Elster ja am MusikTheater an der Wien eine gebührende Renaissance.
Mit den Augen der Elster
Tobias Kratzer inszeniert bei seinem Wien-Debüt eine Oper, die kaum jemand kennt: „La gazza ladra“ wird selten gespielt, sollte aber dringend erlebt werden. Der Regisseur garantiert rege Fantasie, rigorosen Witz und sinnlichen Mut. Weiterlesen...
Gesangliches Suchtverhalten
Schon als Kind wollte sie Sängerin werden, eine Alternative war ausgeschlossen. „In Georgien ist es Tradition, seinen Kindern eine musikalische Ausbildung zukommen zu lassen. Es ist auch ganz normal, dass bei einer Feier plötzlich alle zu singen beginnen“, erzählt Nino Machaidze. Als sie mit 17 einen Gesangswettbewerb gewinnt, ist sie bereits Solistin an der Oper in Tiflis. Das ist beinahe 23 Jahre her.
Seitdem sang sie u.a. „Roméo et Juliette“ mit Rolando Villazón bei den Salzburger Festspielen, die Titelrollen in Rossinis „Armida“, in Verdis „La Traviata“ sowie in Massenets „Thaïs“ und „Manon“, gab die Micaëla in Bizets „Carmen“ oder Inès in Meyerbeers „L’Africaine“. Im MusikTheater an der Wien war sie zuletzt in Rossinis „Otello“ zu erleben. Was muss man tun, um so lange an der Spitze zu bleiben? „Disziplin ist wichtig, die richtige Technik. Man muss professionell sein und wissen, wann man zu einem Angebot Nein sagt. Gleichzeitig muss man aber auch manchmal zu Sachen, vor denen man Angst hat, Ja sagen, denn das bringt einen weiter. Herausforderungen machen stärker.“
Zur Person: Nino Machaidze
Geboren und ausgebildet in Georgien, debütierte sie 2007
an der Mailänder Scala. Seitdem ist sie an allen großen Häusern – von der New Yorker Met über die Berliner und die Wiener Staatsoper bis zur Opéra National de Paris und der Los Angeles Opera – in den wichtigsten Sopran-Partien zu erleben.