BÜHNE: Wie geht es dir und wo erwischen wir dich gerade?

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Chris Pichler: Das ist ja eine mittlerweile selten gestellte Frage, sofern sie ernst gemeint ist und die Antwort auch gehört werden möchte. Keine Angst, meine Antwort wird kurz und knackig – und positiv! Es geht mir bestens. Ich befinde mich in einem herrlichsten Gebiet Österreichs: Gutenstein hat ein fantastisches Naturpanorama, Berge, Täler, saftige Wiesen, mit besonderen Pflanzen, ich habe ein wunderbares Quartier und wir sind ein total cooles gutes Team. Also kann es mir nur bestens gehen.

Wie ist es, zu proben, während andere ihren Urlaub planen bzw. bereits am Strand liegen?

Oh, diese Frage an mich, die eine Urlaubsmuffelin ist – also insofern, als dass ich das ganze Jahr über viel unterwegs bin und wenn ich frei habe, nicht auch noch reisen will. Ich genieße es, meine Zeit auch mal länger an einem Ort zu verbringen. Aber natürlich auch zu schlendrianen und freie Zeit zu vertrödeln.

Wie sehen deine Strategien für einen kühlen Kopf aus? 

„Es gibt zwischen Reiz und Reaktion die Möglichkeit einer Sekunde – wenn man die abwartet, und dann erst reagiert, bewahrt man leichter einen kühlen Kopf.“ Das sprichwörtlich. Und was die Hitze betrifft, mir macht sie nicht so viel aus, ich fühle mich da eher noch mal in südliche Gefühle versetzt – und muss nicht reisen (lacht).

In welchem Stück bist du diesen Sommer zu sehen und wen spielst du?

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„Der Verschwender“ von Ferdinand Raimund. Ein Stück, das aufzeigt, wie sich das jeweilige gesellschaftliche, wirtschaftliche bzw. pekuniäre Interesse an einer Person – die scheinbar „eh genug hat und alles verschwenden kann“ – festmacht. Die einen wollen an dem Reichtum partizipieren, die anderen intrigieren darum, die anderen laufen einfach mit, andere haben es nicht not und wieder andere sind mit ihrem eigenen Leben genug beschäftigt oder man kann auch sagen, zufrieden sind, dass sie gar nicht auf die Idee kämen, nutznießen zu wollen. So kann jeder Zuseher sich sein eigenes Bild von der Thematik „Der Verschwender“ machen.

Könntest du uns deine Rolle ein wenig beschreiben?

Zur letzteren Gruppe würde ich das Paar Valentin und Rosa zählen. Ich spiele die Figur der Rosa, ein Kammermädchen, sie ist mit dem Diener Valentin liiert, der „ein guter Latsch“ ist, wie sie ihn liebevoll bezeichnet. Sie weiß über die Machenschaften im Haus ihres Herrn Bescheid und rät Valentin darum dringend sich rauszuhalten. Und doch können sie das Rad der Intrige nicht aufhalten, sie geraten in den Strudel der Interessenszwänge und werden rausgeschmissen. Mir ist wichtig, ein Paar erlebbar zu machen, das zusammenhält und trotz Widrigkeiten integer bleibt und gemeinsam ihren „Menschen stellt."

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Bleibt neben den Proben noch Zeit für Freizeit?

Ja, auf jeden Fall. Nach der Premiere am 10. Juli sind logischerweise keine Proben mehr, wir spielen abends und meist von Donnerstag bis Sonntag. So können wir tagsüber und an den freien Tagen, alles aushecken, worauf wir Lust haben. Ich freue mich besonders, in den Wald und auf die Berge zu gehen. Vor allem bin ich „Schwammerl-narrisch“, wenn ich mal eines gefunden habe, lässt es mich nicht mehr los ... Aber keine Angst ich schneide nur die ab, die ich auch wirklich kenne.

Wie würdest du die Atmosphäre in Gutenstein beschreiben?

Ich habe gleich nette „Tratsch“-Bekanntschaften im Schwimmbad gemacht, auch Bekannte von früher getroffen. Die Bewohner hier empfinde ich als sehr entspannt, offen und „down to earth“. Und unser gesamtes Team ist ein echter Glücksfall!

Welche neue Begegnung hat dich besonders überrascht oder begeistert? 

Unser Bühnenbildner hat einen wunderschönen Hund, namens Trefas – „Komiker“. Er machte seinem Namen Ehre, klaute unserer Kollegin einen Socken und sprang damit so verschmitzt und verspielt herum – ohne ihn wieder herzugeben. Unsere Produktionsleiterin zeigte ihre Fertigkeit als Hundetrainerin und entriss ihm das genüsslich zerkaute Ding. Was es alles für Leidenschaften gibt.

Wie reagiert das Publikum im Sommer? Anders als sonst?

Das wird sich herausstellen, wir sind erst vor der Premiere. Aber bis jetzt erlebte ich es immer, wenn sich Leute Karten für ein Sommertheater besorgt haben, dann hatten sie auch Lust darauf, freuten sich, einen schönen Abend zu erleben und wir, ihnen den zu bieten.

Dein Buch-, Musik- oder Podcasttipp für den Sommer?

Ich stehe gerade voll auf den Foxtrott von Chris Howland „Das hab ich in Paris gelernt“.

So ganz grundsätzlich: Lieber Sommer oder lieber Winter?

Ich musste bei den unerhörten Energiepreisen des öfteren an Ninas Aussage in Cechovs „Die Möwe“ denken, die berichtet, „sie habe ein Engagement für den Winter!“ Das können sicherlich viele nun nachempfinden – so werden Stücke auch aktuell. Aber die Jahreszeit, wann sie gespielt werden, spielt keine Rolle, sondern wie, mit welcher Spielfreude, Kreativität und Ernsthaftigkeit. Ich spiele am liebsten das ganze Jahr über.