So wird die Spielzeit 2022/23 am Volkstheater
„Volkstheater ist Erlebnistheater“, mit dieser Einordnung und einem kurzen Ausflug durch das Programm, präsentierten Kay Voges und Calle Fuhr ihre Überlegungen zur Spielzeit 2022/23.
Das Spielzeitbuch, das pünktlich zur Pressekonferenz zur Spielzeit 2022/23 druckfrisch in der Roten Bar aufliegt, möchte Volkstheater-Direktor Kay Voges als „Hoffnungsbekundung“ verstanden wissen. Nach zahlreichen Sanierungs- und Covid-bedingten Verschiebungen, glaubt er fest daran, dass Theater nun wieder stattfinden kann. Im Falle des Volkstheaters als „Erlebnistheater“, wie er betont. „Wir wollen ein Ort sein für Vielfalt und Schönheit, für Komik und Tragik, für Literatur und Grenzerfahrung, für Utopien und Pop. Ein Raum, der das Hier und Jetzt im Blick behält“, kann in den Presseunterlagen zur Saison 2022/23 nachgelesen werden.
Kay Voges’ steiler Weg nach oben
Vor einem Jahr ist das Raumschiff Volkstheater in Wien gelandet. Obwohl es einen holprigen Start hingelegt hat, mauserte sich das von Kay Voges geführte Theater zur spannendsten Bühne der Stadt, schreibt Theaterkritikerin Karin Cerny. Weiterlesen...
Verschränkung von Theater und bildender Kunst
Dieser Anspruch findet einerseits in der Stückauswahl, andererseits in der großen Bandbreite an künstlerischen Zugängen und Genres seinen Ausdruck. „Wie geht Theater in pandemischen und in postpandemischen Zeiten, und wie geht Theater in Kriegszeiten?“ lauten jene Fragen, denen sich das Volkstheater mit insgesamt 21 Premieren annähern möchte. Neun davon sind Uraufführungen, eine davon eine Welturaufführung. Für diese zeichnet erneut Jonathan Meese verantwortlich, der auch in der kommenden Saison wieder ein Stück auf die Bühne bringen wird, das Theater und bildende Kunst zu einem Abend verschmilzt.
Wir wollen ein Ort sein für Vielfalt und Schönheit, für Komik und Tragik, für Literatur und Grenzerfahrung, für Utopien und Pop.
Kay Voges
Außerdem konnte für das Bühnenbild von Sebastian Baumgartens Interpretation des Buñuel -Films „Der Würgeengel“ der deutsche Künstler Tobias Rehberger, 2009 mit dem Goldenen Löwen der Biennale in Venedig ausgezeichnet, gewonnen werden. Auch das Stück, das Anfang September die Spielzeit 2022/23 eröffnet, schlägt eine Brücke zwischen bildender Kunst und Theater: US-Künstler Paul McCarthy zeigt ab 3. September an fünf Abenden sein Projekt „NV / Night Vater / Vienna“ gemeinsam mit der Schauspielerin Lilith Stangenberg.
Verweile doch! du bist so schön!
Aber auch ein Klassiker der Weltliteratur steht bereits ab Herbst auf dem Programm. Kay Voges inszeniert Goethes „Faust“, ein Stück, das „zurecht im Ruf steht, zumindest erahnen zu lassen, was die Welt im Inneren zusammenhält“. Passend zum Faust-Zitat „Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön!“ rückt die Inszenierung die Augenblickskunst schlechthin, die Fotografie, in den Fokus. Eine weitere fotografische Auseinandersetzung findet in der Dunkelkammer statt, die sich mit dem Monolog „Die Scham“ von Annie Ernaux in eine tatsächliche Dunkelkammer verwandelt.
Der belgische Regisseur Luk Perceval nimmt sich gleich fünf Shakespeare-Stücken an und bündelt diese zu einem Abend mit dem Namen „Rom“. Außerdem werden sich Sascha Haweman und Manuela Infante mit dem Themenkomplex Öl auseinandersetzen. Letztere in der Form eines „Noise Essay“. „So etwas habe ich vorher noch nie gesehen und so etwas werden Sie auch zum ersten Mal sehen“, macht der Volkstheater-Direktor neugierig.
Komödienoffensive
„Es wird lustig werden“, versprach der Theaterleiter im Zuge der Pressekonferenz außerdem und kündigte in diesem Zusammenhang unter anderem eine Inszenierung von Molières Klassiker „Der eingebildete Kranke“ an. „Inszeniert von dem Komödienexperten im deutschen Sprachraum schlechthin, Leander Haußmann“, so Voges. Außerdem kommt mit „Apokalypse Miau“ eine Weltuntergangskomödie zur Uraufführung. Beim „Destroy-Theaterpreis warten die größten Theatermacher*innen auf ihre Preise, während draußen die Welt untergeht“, umreißt Kay Voges das Stück.
In den Bezirken
In den Bezirken möchte Leiter Calle Fuhr den bereits eingeschlagenen Paradigmenwechsel weiterhin verfolgen. Das bedeutet unter anderem, dass weiterhin Stücke und Stückentwicklungen auf dem Programm stehen werden, die aus der Verbindung von Theater und Journalismus entstehen. Im engen Austausch mit dem Publikum hat sich außerdem ergeben, dass sich die Besucher*innen der Bezirke-Tourneen auch bereits veröffentliche und bekannte Texte wünschen. In der nächsten Saison möchte man diesem Wunsch mit einer Dramatisierung des Romanfragments „Bilder einer großen Liebe“ von Wolfgang Herrndorf nachkommen. Doris Weiner, die langjährige Leiterin der Bezirke-Tournee, wird Ehrenmitglied des Volkstheaters.