Zeitzonen und Zeitreisen bei jung & jede*r in Salzburg
„jung & jede*r“, die Jugendschiene der Salzburger Festspiele, bietet heuer drei Produktionen für Kinder und Teenager – unter anderem mit der aufstrebenden Dirigentin Anna Handler. Wir haben uns das Programm genauer angeschaut.
Wie bleibt Jugendlichen neben Social Media, Schule und Sport noch genug Zeit für Gefühle? Dieser Frage geht man heuer bei den Salzburger Festspielen nach: In „Zeitzone JETZT“ bekommen zwei junge Menschen von einem Postboten seltsame Briefe überreicht – und ihr Leben gerät ganz schön durcheinander. Mit diesem Stück für Zuschauerinnen und Zuschauer ab 10 Jahren möchten die Salzburger Festspiele nicht nur die beiden Figuren, sondern auch das Publikum zum Nachdenken über Freundschaft, Liebe und Verlust bringen – und darüber, wie schnell oder langsam das Leben manchmal vorangeht. Das Musiktheaterwerk wird von Benjamin Truong inszeniert und von Pianoforte und Klarinette begleitet.
Ebenfalls in die Lebenswelt eines jungen Menschen bringt „Liebe Grüße…oder Wohin das Leben fällt“, in dem ein Bub in die Vergangenheit zurückversetzt wird. Er kann dadurch Familienmitglieder einmal von einer anderen Seite kennenlernen. Fürsorge, Liebe und die Frage, was einem im Leben fehlt, sind Themen des Schauspiels für Kinder von Theo Fransz, kündigen die Festspiele an. Carla Maria Schmutter inszeniert mit Nina Stehlin, Rabea Egg und Ben Engelgeer.
Grimmsches Märchen als Oper über Macht und Ohnmacht
Während diese beiden Aufführungen bereits als mobile Produktionen im Bundesland Salzburg gezeigt wurden, ist die Opernproduktion „Die Kluge“ eine echte Premiere bei „jung&jede*r“. Carl Orff hat das Märchen der Gebrüder Grimm vertont, in Salzburg bringt man eine adaptierte Version von Wilfried Hiller und Paul Leonhard Schäffer für 15 Musikerinnen und Musiker. Diese werden von der jungen, vielversprechenden Dirigentin Anna Handler geleitet, die zuletzt als Dudamel Fellow des Los Angeles Philharmonic Orchestras bei Dirigenten wie Gustavo Dudamel und anderen Erfahrungen sammelte und ab September für zwei Jahre stellvertretende Dirigentin beim Boston Symphony Orchestra ist. Dort wird sie auch bei Andris Nelsons assistieren können.
Regie bei „Die Kluge“ führt wie im Vorjahr bei der Kinderopernproduktion der Salzburger Festspiele Giulia Giammona. Gesungen und gespielt wird von Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Young Singers Project, der festspieleigenen Kaderschmiede, in der junge Talente Auftrittsmöglichkeiten und Meisterklassen bekommen.
Im Mittelpunkt der Oper steht eine kluge Bauerstochter, die ihrem Vater, der unverdient vom König eingesperrt wurde, hilft. Zu schaffen macht ihr die Frage, woran sie im Leben am meisten hängt. Außerdem sind Recht und Unrecht, Macht und Ohnmacht Themen, mit denen sich das junge und ältere Publikum anhand von „Die Kluge“ auf Anregung der Festspiele beschäftigen soll.
Wer bei all diesen Angeboten von „jung &jede*r“ inspiriert wurde, selbst künstlerisch aktiv zu werden, hat dazu bei Schauspiel- und Operncamps die Gelegenheit. Diese werden heuer zu „Sternstunden der Menschheit“ nach Stefan Zweig sowie zu den Opern „Capriccio“, „Der Idiot“ und „Les Contes d`Hoffmann“ durchgeführt.