Die Handlung ist keine unbekannte: Der Zauberer Prospero, der immer wieder als Alter Ego Shakespeares gedeutet wurde, ist mit seiner Tochter Miranda von seinem Bruder Antonio auf eine Insel verbannt worden – die Zeit für Rache ist nun gekommen. Hilfe bekommt er dabei vom Ungustl Caliban und dem Luftgeist Ariel, welcher den titelgebenden Sturm schickt. Das Stück endet im Guten, es kommt zur Versöhnung der Brüder.

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Die Inszenierung von Regisseur Moritz Franz Beichl hat ein reduziertes Ensemble, nur drei Darsteller*innen sind auf der Bühne zu sehen; Josephine Bloéb, Sona MacDonald und Sebastian Wendelin. Dabei stellt Bloéb nicht nur die Figur Caliban, sondern mit Wendelin, der Ariel verkörpert, auch Prosperos Tochter Miranda sowie die schiffbrüchigen Matrosen dar.

Der Zauber(er) Shakespeare

So stürmisch die Handlung auch ist, der Probenbeginn war es nicht. Diesen hat Bloéb als entspannt empfunden. „Vor Probenbeginn war ich einige Wochen in London bei einem Actors Training und habe mich unter anderem mit Shakespeare Texten auf Englisch auseinandergesetzt und mich auf Caliban vorbereitet.“ In dieser Zeit lief zufällig der „Sturm“ im Globe Theatre, die Inszenierung hat sich die Schauspielerin gleich angeschaut. „Beim Rausgehen dachte ich mir, dass ich das ganz anders und viel wilder machen würde. Mir war das alles viel zu brav.“

Wenn ich Shakespeare-Stücke probe, bin ich immer wieder aufs Neue darüber überrascht, wie wir Menschen in einer unendlichen Zeitschleife wieder und wieder dieselben Fehler machen.

Josephine Bloéb, Schauspielerin

Was ein Shakespeare-Stück so besonders macht? Josephine Bloéb zeigt sich begeistert von der Sprache des englischen Dichters: „Shakespeares Sprache ist extrem subtil und abwechslungsreich. Er war verbal irrsinnig geschickt, er hat seinen Figuren immer die richtigen Worte in den Mund gelegt. Wenn ihm mal keine Worte eingefallen sind, hat er einfach welche erfunden.“

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Dabei bleiben seine Charaktere von der Handlung nicht verschont. „Hier werden Beobachtungen über die Menschheit mit einer so klaren Wahrheit ausgedrückt, dass es fast ein schmerzhafter Weg ist. Wenn ich Shakespeare-Stücke probe, bin ich immer wieder aufs Neue darüber überrascht, wie wir Menschen in einer unendlichen Zeitschleife wieder und wieder dieselben Fehler machen.“

Zudem kommen bei Shakespeare auch queere Figuren auf die Bühne. „Shakespeare ist einer der queersten Schriftsteller von damals. Die Aufführungen der Stücke zu seiner Zeit waren Drag Shows.“

Leidenschaft im Blut

Josephine Bloéb, aus einer bekannten Künstler*innenfamilie stammend – ihr Vater ist Gregor Bloéb, ihr Onkel Tobias Moretti –, hatte anfangs selbst nicht den Wunsch, Schauspielerin zu werden. Irgendwann wurde doch ihr Interesse geweckt: „Hierbei das Mensch-Sein zu erforschen hat mir Spaß gemacht, es war quasi mein ,need‘, um mich lebendig zu fühlen.“ Auch verspürte Bloéb in sich den Wunsch, zu einem Team zu gehören, das zusammenhält und das kollektiv an einer Theater- oder Filmproduktion arbeitet. „Ich hatte Freude daran, herauszufinden, wie ich einem Publikum eine Figur ans Herz lege, auch wenn diese unausstehlich ist und grausame Sachen macht.“

Josephine Bloéb
Ab 2024 ist Schauspielerin Josephine Bloéb in einer Gastrolle in der Serie "We Were the Lucky Ones"

Foto: Hilde van Mas

Und diese Freude trägt sie weiterhin in sich. Ihre Leidenschaft für das Schauspiel hat Bloéb schon auf verschiedene Bühnen gebracht, unter anderem war sie schon in Häusern wie dem Niederösterreichischen Landestheater oder im Theater in der Josefstadt engagiert.

Dabei stofflich besonders ansprechend für sie: Historische Frauenfiguren, basierend auf wahren Begebenheiten. „Es gab und gibt genug Stoff von und für FLINTA*s. Deren Geschichten sollten mehr erzählt werden.“

Und weiter?

Neben Theaterproduktionen steht die 30-jährige Schauspielerin auch vor der Kamera. Im März 2023 wurde Bloéb zum ersten Mal für ein internationales Projekt besetzt und spielte eine Gastrolle in der Miniserie „We Were The Lucky Ones“, welche von den Streamingdiensten Hulu/Disney+ produziert wird und auf den gleichnamigen Bestseller von Georgia Hunter basiert.

Ein Wunsch, den sie für den Theaterbetrieb hat? „Niemals endende Gültigkeit. Ich will, dass für immer ein Austausch stattfindet, dass die Theaterarbeit von den Menschen wahrgenommen wird, dass Zuschauerräume gefüllt sind. Ich wünsche es mir radikal, irritierend und überfordernd. Und weiterhin ermutigend.“

Ein gutes Schlusswort, wie wir finden.

Hier zu den Spielterminen von „Der Sturm“ im Stadttheater Klagenfurt!