Jan Philipp Gloger, derzeit noch Schauspieldirektor am Staatstheater Nürnberg, wird ab der Spielzeit 2025/26 die Leitung des Wiener Volkstheaters übernehmen. Der 1981 in Hagen geborene Theatermacher sei ein „Verbinder und Ermöglicher, dem völlig bewusst ist, dass das Wiener Volkstheater nicht ohne Wien funktioniert“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Sie traue ihm zu, das Haus bis auf den letzten Platz zu füllen – „mit lustvollem, aber gleichzeitig künstlerisch anspruchsvollem Theater.“

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„Ich möchte ein sinnliches und aufwühlendes Theater für eine breite Bevölkerung machen, im Sinne eines Volkstheaters, das Teilhabe ermöglicht, aber auch angriffslustig sein kann, und das Komplexität und Differenziertheit gegen populistische Vereinfachung und Vereinnahmung setzt“, bringt Gloger seine Vision für das Volkstheater auf den Punkt.

Er hätte bereits in Deutschland gezeigt, dass er ein Haus mit mutigen Setzungen prominent in einer vielstimmigen Theaterlandschaft zu positionieren in der Lage ist, ergänzt Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler im Rahmen der Pressekonferenz, die am Donnerstagvormittag in der Roten Bar des Volkstheaters stattfand.

„Wo aus Sinn Irrsinn wird“

Er selbst fühle sich „am richtigen Haus in der richtigen Stadt“, hält der zukünftige Volkstheater-Intendant, der sich Wien bereits sehr verbunden fühlt, fest. Zweimal hat er bereits in in der österreichischen Hauptstadt inszeniert – „Die Dubarry“ in der Volksoper und „Die Nebenwirkungen“ im Burgtheater. Darüber hinaus lässt die Liste seiner Inszenierungen auf eine durchaus enge Beziehung zur österreichischen Dramatik schließen – Gloger zeichnete, neben Inszenierungen von Texten von Peter Handke und Thomas Köck, unter anderem für die Uraufführung des Textes „Das Licht im Kasten“ von Elfriede Jelinek verantwortlich. Dazu passt, dass er Stücke spannend findet, in denen Sprache zu Klang wird – „wo mit Sinn gespielt wird, Sinn freigesetzt wird und Sprache spielerisch wird.“ Kurz: „Wo aus Sinn Irrsinn wird.“

Einer von mehreren Programmschwerpunkten wird daher die Verschränkung von Schauspiel und Musik sein, so Gloger, der die Eckpfeiler seines Programms vollkommen floskelfrei und mit großer Unverblümtheit präsentiert. Namen von Regie-Personen oder Stücktitel möchte der zukünftige Intendant mehr als ein Jahr vor seiner ersten Wiener Programmpräsentation noch keine verraten. Zwei Namen hat er jedoch bereits im Gepäck: Rieke Süßkow, die mit ihrer Nürnberger Inszenierung „Übergewicht, unwichtig: Unform“ zum diesjährigen Berliner Theatertreffen eingeladen wurde, wird regelmäßig am Volkstheater inszenieren. Außerdem wird der Musiker Kostia Rapoport das Haus in musikalischer Hinsicht prägen.

Darüber hinaus ist Jan Philipp Gloger davon überzeugt, dass es möglich ist, Komplexität, Kunstfühligkeit und Breitenwirksamkeit miteinander zu verschmelzen, um aufregendes, aufwühlendes Theater zu machen, das in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung für Momente der Verbundenheit sorgt. Auch durch gemeinsames Lachen – für Gloger ohnehin eine der Grundqualitäten von Theater.

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„Ich habe bei Heiner Goebbels in Gießen studiert, aber dann bei Dieter Dorn begonnen. Meine Studienzeit bestand aus Avantgarde bei Goebbels und – um als Keyboard-Alleinunterhalter Geld zu verdienen – Rumba auf Silberhochzeiten. Das ist eine Mischung, die ich gut finde“, sagt er lachend. Scheinbar wohnen also zwei Seelen, ach, in Jan Philipp Glogers Brust. Und vielleicht auch eine (versteckte) Wiener Seele.

Jan Philipp Gloger Volkstheater
(v.l.n.r) Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler; Jan Philipp Gloger; Cay Urbanek, kaufmännischer Direktor des Volkstheaters; Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer und Stiftungsvorstand Roland Geyer.

Foto: Marcel Urlaub

Insgesamt hatten sich 47 Personen bzw. Teams für den Posten beworben, der Anteil von Männern und Frauen hielt sich dabei die Waage. Elf Bewerbungen kamen aus Österreich, die übrigen aus dem deutschsprachigen Ausland.