Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang von Goethe
Goethes „Iphigenie“ knüpft an den antiken Mythos der Tantaliden an. Seine Titelfigur ist Sinnbild für die Kraft von Aufklärung und Humanismus. Happy End inklusive. Eine Zusammenfassung.
Inhalt
Iphigenies Vater möchte seine Tochter der Göttin Diana opfern, doch diese entführt sie ins ferne Tauris. Iphigenie, die dem Geschlecht der Tantaliden entstammt, dient ihrer Retterin fortan als Priesterin und genießt in ihrer Rolle hohes Ansehen. Dennoch sehnt sie sich nach ihrer Heimat Griechenland und nach einem freien, selbstbestimmten Leben. Auf der Insel, wo ein barbarischer König herrscht, fühlt sie sich dessen beraubt. König Thoas macht ihr einen Heiratsantrag, doch Iphigenie zweifelt: Im Schatten eines Mannes bliebe sie für immer in ihrer passiven Rolle gefangen.
Schließlich gelingt es ihr, dem König ein Versprechen abzuringen: Sollte sich für sie einmal die Möglichkeit ergeben, in die Heimat zurückzukehren, muss Thoas sie ziehen lassen. Er willigt ein. Als ihr Bruder Orest auf Tauris strandet, wächst ihre Hoffnung auf Rettung. Die gemeinsame Flucht kann jedoch nur gelingen, wenn der König hintergangen und bestohlen wird. Am Ende gelingt es, mit allen Lügen aufzuräumen und Wahrheit und Freundschaft siegen. Außerdem zeigt Goethe auf diese Weise, dass es auch in der Macht des einzelnen Menschen liegt, frei und mündig zu leben.
Entstehungsgeschichte
In „Iphigenie bei den Taurern“ beschäftigte sich schon Euripides mit dem Stoff. Goethe setzte sich vermutlich bereits 1776 mit der Geschichte der Iphigenie auseinander. Zuerst schrieb er eine Prosafassung, die er erst ab 1986 in ein Versdrama umformulierte. 1787 schickte Goethe eine Abschrift an Herder mit der Bitte, sich einige Stellen anzusehen und diese auch mit Charlotte von Stein zu besprechen. Im selben Jahr erschien das Drama im dritten Band von Goethes Werkausgabe. Eine von Friedrich Schiller bearbeitete Version wurde am 15. Mai 1802 erstmals auf die Bühne gebracht.
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Bearbeitungen
Der deutsche Autor Gerhard Hauptmann beschäftigte sich in seinem Stück „Iphigenie in Delphi“ ebenfalls mit dem Iphigenie-Stoff. Das Stück wurde 1941 uraufgeführt. Rainer Werner Fassbinders Bearbeitung der Iphigenie ist vom Gestus der Studentenrevolution geprägt. Er collagiert die klassischen Texte mit Zitaten von Mao, Paul McCartney und Fritz Teufel. Volker Brauns Fassung „Iphigenie in Freiheit“ wurde 1992 uraufgeführt. In einer Koproduktion mit dem Thalia Theater zeigen die Salzburger Festspiele 2022 eine Bearbeitung des Iphigenie-Stoffes von Joanna Bednarczyk. Goethes Überschreibung ist nur ein Teil der Inszenierung.
Christoph Willibald Glucks Oper mit dem Titel „Iphigénie en Aulide“ wurde 1774 in Paris uraufgeführt. In Richard Wagners Bearbeitung der Gluck-Oper ist Iphigenie vor allem Projektionsfläche.
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