Gemeinsam für mehr Lichtblicke
Maximilian Pellert inszeniert Raphaela Bardutzkys Klima-Stück „Das Licht der Welt“ mit jungen Laienschauspielerinnen und -schauspielern des Studioensembles – und lässt damit diese Generation für sich selbst sprechen. Am 13. April ist Premiere im Vestibül.
BÜHNE: Was ist das Besondere daran, ein Stück für ein Publikum ab vierzehn auf die Bühne zu bringen?
Maximilian Pellert: Ich habe als Jugendlicher nichts mehr gehasst, als wegen meines Alters unterschätzt zu werden. Und: Werden starke Geschichten so gut wie möglich umgesetzt, haben sie meiner Meinung nach ein Publikum jeden Alters verdient. In Bezug auf „Das Licht der Welt“ möchte ich aber einen konkreteren Punkt herausgreifen. Als Jugendlicher waren meine Tage von einem Gefühl absoluter Zeitlosigkeit geprägt – ein unendlicher Nachmittag mit Freund*innen folgte auf den nächsten. Wir haben uns unsterblich gefühlt, wenn wir gemeinsam draußen unterwegs waren. Meine Politisierung fand erst sehr spät statt.
Wenn Sie sich heute mit Vierzehnjährigen unterhalten, sind die viel politischer, als ich es war, aber auch geprägt von einer Zukunftsangst. Jugendliche sind sich sehr wohl bewusst, dass wir in einer Zeit multipler Krisen leben, von denen die Klima- und Biodiversitätskrise wahrscheinlich die dominierenden sind. Diese können aber nicht von den Jugendlichen selbst gelöst werden, sondern müssen in der Breite der Gesellschaft von der Eltern- bzw. Großelterngeneration bearbeitet werden. Sie besitzen aktuell die politische Macht, notwendige Veränderungen zu bewirken. Dementsprechend hoffe ich, dass uns Menschen jeden Alters besuchen, Kinder mit Eltern, Enkel mit Großeltern – Menschen, die bereit sind, ins Gespräch zu kommen.
Ist es trotz der ernsten Themen, die darin verhandelt werden, auch ein lustiges Stück?
Es gibt eine Erwartung, dass mit der Entscheidung, sich zu engagieren, sofort extrem viel Action stattfindet. Doch obwohl die Aktivist*innen im Auge des Hurrikans leben, sind sie vor allem mit Warten beschäftigt, mit Komposttoilettenputzen und Blumenkohlschneiden. Wenn Erwartung und Realität so weit auseinanderklaffen, hat das durchaus ein gewisses komisches Potenzial.
Warum finden Sie es wichtig, dass im Theater solche aktuellen Themen behandelt werden?
Der Club of Rome sagte vor fünfzig Jahren ziemlich präzise den klimatischen Zustand unserer Welt voraus. Fünfzig Jahre später schlittern wir als Gesellschaft im gleichen Tempo in Richtung einer weltweiten Katastrophe, die innerhalb der nächsten fünfzig Jahre die Umwelt für über eine Milliarde Menschen unbewohnbar machen wird. Aber in seiner letzten Veröffentlichung „Earth for All“ beschreibt der Club of Rome Möglichkeiten, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Dafür sind breite gesellschaftliche Allianzen nötig. Klassisches Lagerdenken führt uns hier nicht weiter. Ich finde es großartig, dass „Das Licht der Welt“ im Vestibül des Burgtheaters stattfindet. Früher war das ein extrem exklusiver Ort – die Privatgarderobe für den Erzherzog. Heute können sich dort alle gesellschaftlichen Schichten treffen.
Wie sind Sie zum Theater gekommen?
Als ich sehr jung war, zeigte mir mein Papa „Star Wars“. Ich war begeistert und wollte unbedingt selbst solche fantastischen Geschichten erzählen. Bei „Star Wars“ kann man einen Planeten im Namen des Guten oder Bösen komplett verwüsten, steigt dann in ein Raumschiff und sucht sich einfach einen neuen. Wir können das leider nicht und müssen demnach mit unserem einen Planeten auskommen, was ein deutlich schwierigerer Prozess ist und immer wieder mehr Fragen aufwirft, als es Antworten liefert.
Was hilft, wenn die Hoffnung schwindet?
Musik. Es gibt so berührende, schöne, kraftvolle, wütende Lieder.