Wer ins Theater geht, kennt ihn. Zum Beispiel aus der „Dreigroschenoper“, wo er den Münzmatthias gibt, als herrlich exzentrischen Diener Phipps in „Der ideale Mann“ oder in der Rolle des Rechtssachverständigers Litten in Ferdinand von Schirachs Sterbehilfedrama „Gott“. Seit 2018 ist Paul Matić – geboren in Wien, aufgewachsen in Berlin – Ensemblemitglied im Theater in der Josefstadt und ebendort bzw. in den Kammerspielen aktuell in fünf Produktionen zu sehen. TV-Aficionados ist er zudem aus der Krimiserie „Soko Donau“ bekannt, in der er seit 2005 als Staatsanwalt Paul Seiler präsent ist. 

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Musikalisches Coming Out

Bald könnte sich der Bekanntheitsgrad des Schauspielers auch in der Musikszene beträchtlich steigern, liegt mit „A Road Like This“ doch sein erstes Album vor, das zwar bereits im März 2023 veröffentlicht und von Kritikern euphorisch besprochen wurde, allerdings erst jetzt offiziell vorgestellt wird. „Mir wäre auch lieber gewesen, wir hätten die Präsentation schon früher gemacht, aber es ist einfach an Terminen gescheitert“, erklärt Paul Matić.

Nun ist es aber so weit. Und wie! Heather Nova, die auf dem Album im Duett mit dem Singer-Songwriter „Stop All The Clocks“ intoniert, hat ihr Kommen zugesagt und wird gemeinsam mit ihm und seiner Band in den Kammerspielen performen. „Arnulf Lindner, unser musikalischer Leiter, hat sie in London getroffen und einfach gefragt, ob sie Lust hätte, nach Wien zu kommen.“ Sie hatte. Als weiterer Gast steht bereits Maria Ma, die wahrscheinlich außergewöhnlichste Hackbrettspielerin des Universums, fest. Und möglicherweise gesellt sich auch noch ein/e Schauspielkollege/in dazu, um einen lyrischen Beitrag zu leisten. 

Paul Matic
Künstlerische Weggefährten: Paul Matić und der Produzent und Multiinstrumentalist Arnulf Lindner, der auch den Kontakt zu Heather Nova herstellte.

Foto: Moritz Schell

Mit Bleistift und Notizbuch

Angesprochen auf seine Arbeitsweise, bekennt sich Paul Matić zu gediegenen Methoden. „Ich habe immer zuerst eine Songfarbe im Kopf, die sich dann langsam um die Texte und Harmonien wickelt. Meist weiß ich im Vorhinein, in welche Richtung eine Nummer gehen soll, der Rest ergibt sich wirklich im stillen Kämmerlein an der Gitarre und am Notizbuch. Ich mache das nicht digital, sondern mit Bleistift und Schreibheft, meist am Tag, weil ich da frischer bin als abends.“

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Eine Schwierigkeit sei, dass er durch die Theaterarbeit viele andere Verpflichtungen habe. „Aber ich versuche nun, mir einen fixen Stundenplan zu machen, weil ich ja weiter an neuen Songs schreibe.“ Melodien nicht zu verlieren, sei eine zusätzliche Herausforderung, weshalb man ihn auch schon mal – in sein Mobiltelefon pfeifend – auf der Straße antreffen könne. „Ich werfe jedenfalls keine Idee weg, sodass mein Notizbücher-Haufen ständig größer wird.“

Die meisten Songs, die er aktuell schreibe, seien, anders als jene auf dem Album, in deutscher Sprache. „Ich habe gerade eine deutsche Phase, die mir viel Spaß macht, weil Deutsch natürlich die mir vertrautere Sprache ist. Das Englische kam eigentlich dadurch zustande, dass ich mit englischer Musik aufgewachsen bin. Die klassischen Singer-Songwriter sind nun einmal englischsprachig, und von ihnen habe ich mir viel abgeschaut und ausgeliehen. Aber auch von Shakespeare oder Dylan Thomas, weil es einfach nichts Besseres gibt.“ 

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Motivierender Neubeginn 

Warum hat er sich so lange Zeit damit gelassen, diese vielversprechende zweite Karriere in Angriff zu nehmen? „Ich weiß, dass ich spätberufen bin“, lacht er, „wirklich ernsthaft zu schreiben und aktiv Musik zu machen begonnen habe ich erst mit Mitte 40. Wahrscheinlich hatte ich vorher nicht den Mut dazu. Die Zeit war auch notwendig, weil ich nicht mit halben Sachen an die Öffentlichkeit gehen wollte. Man muss sich schon auf seinen Hintern setzen, wenn man einen guten Song schreiben möchte, denn von allein passiert gar nichts.“

Wie geht es mit Paul Matić, dem Musiker, Sänger und Songwriter, nun also weiter? „Sobald ich genug neues Material gesammelt habe, werde ich ein zweites Album aufnehmen. Und ich wünsche mir sehr, dass man uns auch für Konzerte bucht, weil ich glaube, dass wir sowohl in großer als auch in kleinerer Besetzung schöne Abende gestalten können. Ich habe den festen Vorsatz, die Musik wirklich ernsthaft weiter zu betreiben.“ 

Infos & Karten: 
josefstadt.org 
paul-music-world.com