Operetten-Raritäten und Altbekanntes im neuen Kleid
„Der Graf von Luxemburg“ und „Frühjahrsparade“ in der Sommerarena Baden, „Im Landes des Lächelns“ in Langenlois, „Madame Pompadour“, „Schön ist die Welt“ und „Der Vogelhändler“ in Bad Ischl – der Operettensommer bringt Raritäten, Temporeiches und Herzschmerz.
Wer kennt ihn nicht, den Film „Die Deutschmeister“ mit Romy Schneider, Hans Moser und Paul Hörbiger? Dass Robert Stolz daraus eine Operette namens „Frühjahrsparade“ machte, ist weniger Menschen bewusst. Das möchte Michael Lakner, Intendant der Bühne Baden, ändern und bringt heuer dieses Stück als zweite Operettenpremiere in die Sommerarena. Zuvor hat schon „Der Graf von Luxemburg“ dort Premiere. Wie so oft hat Lakner also eine Rarität und ein bekanntes Werk auf dem Programm.
Robert Stolz’ Lieder wie „Wien wird schön erst bei Nacht“ und „Im Frühling, im Prater, in Grinzing, in Wien“ hat manch einer vielleicht von dem Film nach Texten von Ernst Marischka und Hugo Wiener im Ohr. Wie dieser dreht sich auch die Operette „Frühjahrsparade“ um den Deutschmeisterkorporal Willi, der einen Marsch namens „Frühjahrsparade“ komponiert hat. Dieser darf aufgrund eines Aufführungsverbots nur gespielt werden, wenn der Kaiser es persönlich anordnet. Doch die junge Marika, im Film gespielt von Romy Schneider, weiß, wie sie ihn dazu bringen kann.
„Ich habe den Film sehr oft gesehen und fand die Geschichte einfach entzückend. Dass sie zu einer Operette umgearbeitet wurde, habe ich selbst erst später herausgefunden – und ich muss sagen, nicht nur die Handlung, sondern auch die Musik geht einfach ans Herz“, sagt Michael Lakner, der auch selbst inszenieren wird. „Hier hört man einen zauberhaften Schlager nach dem anderen, von denen man eigentlich geglaubt hat, dass es Volkslieder seien".
Wienerisches Ambiente
Für die Sommerarena hat er eine knappe, knackige Form gefunden und Handlung sowie Musik ein wenig gekürzt. „Wichtig ist, dass das ganze wienerische Ambiente gut erhalten bleibt, das die Leute so lieben – vom Prater über Schönbrunn bis zum Heurigen, wobei auf dem Weg dorthin ‚Jung samma, fesch samma‘ angestimmt wird. Alle, die diese alten Wiener Filme lieben, werden diese Operette auch besonders ins Herz schließen“, ist Lakner überzeugt.
Er verstehe nicht, warum das Stück nicht öfter gespielt wird: „Für mich ist es von allen Stolz-Stücken das Meisterwerk schlechthin. Es war viel zu lange in den Truhen der Archive, was mir unbegreiflich ist. Denn sowohl Libretto als auch die zündende Musik sind genial.“
Während „Frühjahrsparade“ Wiener Flair in die Sommerarena bringt, versetzt „Der Graf von Luxemburg“ sein Publikum ins Quartier Latin in Paris. „Hier bauen wir eine riesige Katze auf die Bühne, die fast als Einheitsbühnenbild wirkt, sich aber auch gut umbauen und drehen lässt. In der Regie von Thomas Smolej wird unsere Inszenierung auch von wortwitzreichen Dialogen und schnellen Wuchteln leben und sehr heutig angelegt sein, wobei das französische Flair im Vordergrund steht“, so Bühne-Baden-Intendant Michael Lakner.
In „Der Graf von Luxemburg“ spielen Sieglinde Feldhofer und Iurie Ciubano die Hauptrollen, in „Frühjahrsparade“ sind neben Verena Barth-Jurca, die Romy Schneiders einstige Rolle übernimmt, Ricardo Baudisch, Clemens Kerschbaumer, Oliver Baier, Roman Frankl und – in einer Travestierolle – Gerald Pichowetz zu sehen. Günter Tolar schlüpft in die Rolle des Kaisers. „Frühjahrsparade“-Premiere ist am 30. Juli, „Der Graf von Luxemburg“ über eine Sängerin und den Plan ihrer Scheinehe mit einem verarmten Adeligen kommt bereits am 16. Juni heraus.
Zirkus-Flair in Langenlois
Ein zwar bekanntes Stück hat man sich bei Operette Langenlois vorgenommen, dieses aber in ein neues Umfeld versetzt. Regisseur Florian Hurler siedelt Franz Lehárs „Das Land des Lächelns“ mit Hits wie „Dein ist mein ganzes Herz“ und „Meine Liebe, deine Liebe“ nun in der Welt des chinesischen Wanderzirkus in den 1950ern an. Aus der originalen Geschichte rund um Lisa, die es aus der Wiener Gesellschaft, die sie als beengend empfindet, der Liebe wegen in die Ferne zieht, wird eine über eine Frau, die sich einem Zirkus anschließen möchte und sich zum Prinzipal hingezogen fühlt. „Ich habe eine Lösung gesucht, bei der ich mich politisch korrekt fühle“, sagt Hurler im Interview. „Letztlich geht es ja darum, dass Lisa in eine fremde Welt entflieht, deren schönes Bild aber nach und nach zerbröckelt. Das lässt sich auch gut an das mit Illusionen arbeitende, aber letztlich harte Geschäft des Zirkus umlegen. Und auch die berühmte Arie ‚Immer nur lächeln‘ ließ mich an einen weißen Clown denken.“
Suche nach Freiheit
Für ihn sei Lisa eine Frau, „die nach Freiheit sucht, ob nun in China oder im Zirkus. Und wenn man das als Stück im Stück macht, kann man vieles behaupten.“ In Langenlois werden Cornelia Horak und Jörg Schneider als Protagonisten zu erleben sein, durch die beiden Volksoperntänzer Mila Schmidt und Keisuke Nejime werden Lisa und Sou-Chong außerdem gedoppelt. Denn Hurler hat sich außerdem eine Rahmenhandlung überlegt, bei der Lisa ihrer Tochter, verkörpert von Schmidt, ihre tragisch endende Liebesgeschichte erzählt.
Diese träumt nun ihren eigenen Traum von der Liebe, was mit viel Tanz umgesetzt wird, kommt Hurler doch als ehemaliges Mitglied des Staatsballetts ursprünglich von Tanz und Choreografie. Bei „Dschungelbuch“ in der Volksoper hat er bereits Regie geführt, im Herbst folgt dort seine Inszenierung von „Aristocats“.
Als Buffopaar in den Rolle von Mi und Gustl werden weitere Volksopern-Stars besetzt sein, Juliette Khalil und Jakob Semotan. Lorenz C. Aichner hat die musikalische Leitung inne, auch ihn kennt man von der Volksoper.
Jazzig und rasant in Ischl
Revueatmosphäre wird es heuer beim Lehár-Festival in Bad Ischl geben. Intendant Thomas Enzinger inszeniert „Madame Pompadour“ von Leo Fall in einer speziell für seine Bühne geschaffenen Adaption. Diese soll noch jazziger, rasanter und frivoler als gewohnt werden, es spielen Julia Koci und Maximilian Mayer sowie Kaj-Louis Lucke in Hauptrollen.
Als zweites Werk hat man „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller programmiert, daraus hat das Publikum schon vorab Melodien wie „Ich bin die Christel von der Post“ und „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ im Ohr. Anette Leistenschneider inszeniert mit David Sitka und Jennifer Lary in den Hauptrollen. Und auch eine Rarität ist in Bad Ischl auf dem Programm, Franz Léhars „Schön ist die Welt“ wird mit Sieglinde Feldhofer in der Hauptrolle zu sehen sein.