BÜHNE: Warum ist „Mein ziemlich seltsamer Freund Walter“ ein Stück, das sich ruhig auch Erwachsene ansehen können? 

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Richard Panzenböck: Sibylle Berg schafft es einerseits universelle Probleme zu beschreiben, die zeitlos sind, zeigt andererseits aber auch auf, wie die Probleme der Eltern die jungen Menschen beeinflussen bzw. auffressen. Die Erwachsenen können also sehen, wie ihr Handeln das der Kinder beeinflusst.

Wie groß war die Erleichterung, als bekannt gegeben wurde, dass das Stück nun doch noch in dieser Spielzeit gezeigt werden kann? 

Ich würde es nicht als „Erleichterung” bezeichnen, sondern als Freude, dass wir bald Premiere haben werden. Denn eine Erleichterung ist für mich etwas, wo man froh ist, dass es endlich vorbei ist. Ich habe die Probenzeit mit dem Ensemble und dem großartigen Team sehr genossen und freue mich, dass wir unsere Arbeit nun zeigen können, auch wenn man es noch nicht so ganz glaubt. Die Premiere wurde sehr oft verschoben und ich befinde mich momentan noch in dem Modus „Ich glaube es erst, wenn wir die Premiere wirklich spielen”. 

Gemeinsames Seherlebnis

Was macht für Sie den Reiz daran aus, bei einem Stück Regie zu führen, das sich an Kinder, Jugendliche und Familien richtet? 

Man spricht ein breiteres Publikum an, und im Idealfall schafft man es, verschiedene Generationen in ein gemeinsames Gespräch über das gerade Gesehene wie auch über bereits erlebte und private Dinge zu führen. Theater soll zum Diskurs anregen und nicht nur der Beschallung dienen. Die Erwachsenen müssen sich darauf also wirklich einlassen, denn ein Theater ist kein Ort, an dem man seine Kinder kurz absetzt, damit diese beschäftigt sind. Die gemeinsame Seherfahrung und das Gespräch darüber – auch über unangenehme Themen – ist meiner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil in der Entwicklung und Erziehung.

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Inwiefern ist es Sibylle Berg mit ihrem Text gelungen, für Kinderstücke typische Klischees zu umgehen? 

Frau Berg hat eine wunderbare Sprache, die ihr Stück von anderen „Kinderstücken“ absetzt. Auf dem ersten Blatt des Werks betitelt sie es als „Stück für junge Menschen“ und spricht somit dem jungen Publikum bereits mehr Mündigkeit zu, als das bei der Bezeichnung „Kinderstück“ der Fall ist. Und das zieht sich letztendlich durch das ganze Stück, denn Frau Berg verkauft das junge bzw. jung gebliebene Publikum nicht für dumm. Sie behandelt Themen in einer schnörkellosen, direkten Art, die man nur sehr selten sieht oder liest. Statt eine Lösung für alle Probleme präsentieren zu wollen, leitet sie zur Selbsthilfe an, um sich in Zukunft aus schwierigen Situationen selbst bewegen zu können.

Offen kommunizieren

Wie würden Sie Ihre Art Regie zu führen beschreiben? 

Direkt. Ich versuche immer zu kommunizieren, ohne um den heißen Brei herum zu reden. Kreativ. Ich interessiere mich für neue Formen, die ich mit Bewährtem vermenge, sodass es für mich und vor allem für jene Kolleg:innen, mit denen ich schon öfter gearbeitet habe, frisch bleibt und wir nicht in unserer eigenen Suppe schwimmen. Fordernd. Ich finde es gut, über meine Grenzen hinauszuwachsen, um ständig besser zu werden und dazu lade ich alle an einer Produktion beteiligten Personen auch ein, die sich darauf einlassen möchten. Respektvoll. Mir ist ein respektvoller Umgang mit dem Ensemble und allen Abteilungen sehr wichtig, genauso wie eine offene Kommunikation. Niemand sollte Angst davor haben, die eigene Meinung kundzutun.

Gibt es ein bestimmtes Stück, bei dem Sie unglaublich gerne Regie führen würden? 

Da gibt es einige. „The Inheritance“ von Matthew Lopez, „Die Sieben Todsünden“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill, „The Lieutenant of Inishmore“ von Martin McDonagh zum Beispiel. Ich entwickle auch gerne eigene Produktionen wie das preisgekrönte Stück „Paperman“, das auch auf Festivals zu sehen war.

Foto: Robert Rainer

Zur Person: Richard Panzenböck

Der gebürtige Wiener absolvierte seine Ausbildung zum Puppenspieler in London und studierte u.a. Theater-, Film-, Medienwissenschaft an der Universität Wien. Er war sieben Jahre Hauptpuppenspieler des ORF, wo er auch das Puppendepartment leitete. Seine Arbeiten führten ihn quer durch Europa an die unterschiedlichsten Theaterhäuser und Fernsehsender. Er arbeitete u.a. an der Serie Wiener Stimmung mit, die für einen Nestroypreis nominiert wurde. Nach „Mein ziemlich seltsamer Freund Walter“ von Sibylle Berg inszeniert er im Sommer die Oper „Il Signor Burschino“ von Gioachino Rossini.

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Mehr Infos zu „Mein ziemlich seltsamer Freund Walter" auf der Burgtheater-Website

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