"Ein Alltag ohne Kunst und Kultur ist für alle Menschen belastend", sagt Theater der Jugend-Direktor Thomas Birkmeir im Interview mit Ö1. Doch gerade Kinder und Jugendliche trifft es hart: Sie wollen sich ausdrücken, ausprobieren und gegen die Erwachsenen rebellieren. Die Begegnung mit Kunst und Kultur biete dabei Möglichkeiten zur Entfaltung und "über die Ränder zu sehen", sagt Birkmeir. Doch in den Theatern ist es gerade still.

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Das Theater der Jugend hat bereits im ersten Lockdown versucht, den Kontakt zu seinem jungen Publikum zu halten. So wurden zum Beispiel Märchen gelesen und Theaterpädagoginnen boten spielerische Theaterübungen für zu Hause an. Derzeit kann man sich das deutsch-italienische Filmprojekt "Wunderkinder" in deutscher oder italienischer Sprache ansehen.

Kinder und Jugendliche reisen durch Europa

In den knapp 25 Minuten erwartet die Zuseherinnen und Zuseher eine fantasievolle Reise durch Europa. Die Kinder und Jugendlichen begleiten den 14-jährigen Wolfgang Amadeus Mozart mit dem gleichaltrigen englischen Geigenvirtuosen Thomas Linley 1770 nach Florenz. Dort begegnen sie gemeinsam mit dem italienischen Mädchen Zerlina der monumentalen David-Statue des Michelangelo.

Damit wird der Internationalität von Kunst und Kultur im Laufe der Jahrhunderte nachgespürt. Denn wer verkörperte die Idee des europäischen Künstlers besser, als Wolfgang Amadeus Mozart? Seine Reisen führten ihn schon vor 250 Jahren quer durch Europa. Die Freundschaft zwischen Mozart und Linley wird zum Sinnbild dafür, dass Kunst bereits vor 250 Jahren im Stande war, alle Grenzen zwischen Territorien und Kunstgattungen zu überwinden.

Theater der Jugend filmte Stück

Unter der Regie von Gerald Maria Bauer (Chefdramaturg am Theater der Jugend) spielten Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaters der Jugend Szenen auf der Bühne des Renaissancetheaters in Wien. Das Theaterstück wurde gefilmt und mit Off-Texten und Szenen aus Florenz und anderen Städten, in die Mozart reiste, verwoben.

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Zeichen gegen Verstummen der Kultur

Vier europäische Institutionen haben sich für das Projekt vernetzt: Es ist eine Kooperation zwischen Theater der Jugend (Wien), Galleria dell'Accademia di Firenze (Florenz), Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz und Staatsorchester Braunschweig. „Durch Reiseeinschränkungen wird die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Künstlerinnen und Künstlern massiv erschwert. Umso wichtiger erscheint es daher, gerade jetzt ein Zeichen gegen das Verstummen von Kunst und Kultur zu setzen", heißt es von Seiten des Theater der Jugend.

Der italienische Kulturminister Dario Franceschini betonte, dass der Austausch zwischen europäischen Ländern gerade jetzt im Bereich der Kultur wichtig ist: „In einem Moment wie diesem, den wir gerade erleben mit vorübergehend geschlossenen Museen, Theatern, Kinosälen und Orten der Kultur, zeigt sich die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit zwischen prestigeträchtigen Kulturinstitutionen, wie die, die dem Onlineprojekt der Wunderkinder zu Grunde liegt.“

Freilich kann das Online-Angebot die Live-Erfahrung und den internationalen Austausch von Kunst und Kultur nicht ersetzen, betont Birkmeir. Denn ein wichtiges Element des Jugendtheaters ist es, dass es Kinder und Jugendliche gemeinsam erleben. Doch mit „Wunderkinder" gibt es nun zumindest ein wenig Kultur, um die Stille in den Theatern und Kinderzimmern zu überbrücken.

Zum Filmprojekt „Wunderkinder"

Aktuelle Informationen aus dem Theater der Jugend

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