Sträußelsäle

"Vom Stürzen und Wiederaufstehen"
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"Vom Stürzen und Wiederaufstehen"

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15. September 2024, 11.00 Uhr
Sträußelsäle, Theater in der Josefstadt

Mit Anna Badora, Sona MacDonald, Ulli Maier und Sabine Matejka (Vize-Präsidentin der Internationalen Richtervereinigung)

"Keine meiner verurteilten Gesprächspartnerinnen behauptet, sie sei unschuldig. Aber viele verstehen bis heute nicht, wie sie das Verbrechen begehen konnten. "Das bin doch nicht ich" habe ich immer wieder gehört."

Gemäß der berühmten Chaos-Theorie kann ein einziges Ereignis den Lauf der Geschichte völlig verändern – im großen, aber eben auch im kleinen, persönlichen Bereich. Anna Badora hat Frauen interviewt, die genau davon erzählen. Sie alle sitzen seit mehreren Jahren als verurteilte Straftäterinnen im Gefängnis. Doch ihre Geschichten sind nicht nur die ihrer Verbrechen. Es sind zunächst einmal Geschichten von Frauen, die sich falsch entschieden haben – mit dramatischen Konsequenzen für sie selbst, die Opfer und ihre Familien. Aber jede dieser Lebensgeschichten ist auch mit bestimmten gesellschaftlichen Realitäten verwoben und in gewisser Weise ein Spiegelbild unserer Gesellschaft.

Unterschiedlichste Wege haben diese Frauen aus einem “ganz normalen” bürgerlichen Leben in die Haftanstalt geführt. Mit dem Schließen der Zellentür drängen sich ihnen die existenziellen Fragen in den Vordergrund: "Was habe ich falsch gemacht? Was hätte ich anders machen müssen? Wo hat es angefangen?" Auch darüber berichtet dieses Buch.

Die Aktualität von Anna Badoras Buch wird unterstrichen durch den Vatikan-Pavillon auf der diesjährigen Biennale in Venedig. Er wurde auf persönliche Anregung von Papst Franziskus im Frauengefängnis auf der Insel Giudecca installiert und öffnet damit dieses Gefängnis für Biennale Besucher. "Jeder einzelne Besuch im Vatikan-Pavillon soll eine persönliche Begegnung mit Inhaftierten ermöglichen und dadurch neue Perspektiven aufzeigen", sagt Kardinal José Tolentino, Präfekt des Dikasteriums für Kultur und Bildung. "Die Künstler kamen mit leeren Händen und sammelten Lebensgeschichten der Insassinnen, die dann (…) zu einem Gleichnis wurden, das alle Existenzen erzählt." Es soll "neue Worte, neue Weltanschauungen finden, die der Menschlichkeit gerecht werden können."

"Vom Stürzen und Wiederaufstehen" mit seinem Blick hinter die Gitter der Haftanstalten offenbart eine neue Sichtweise auf das Tabuthema Gefängnis und zeigt, welche Hürden verurteilte Straftäterinnen nach der Haft überwinden müssen, um wieder Teil der Gesellschaft sein zu dürfen.

"Nachdem ich meine Strafe hier abgebüßt habe, will ich diese Anstalt mit gehobenem Haupt verlassen, mit einem Lächeln. Alles Schlechte bleibt hier. Ich möchte mich auf das, was kommt, noch freuen dürfen…"
(Gefängnisinsassin Kati)