Theater im Zentrum
Niemand ist gerne Mitglied im Klub der Verlierer, doch was bleibt einem anderes übrig, wenn man plötzlich eine Projektgruppe am Hals hat? Man kennt ihn für die einprägsamen Darstellungen des ausgelieferten Individuums im aussichtslosen Kampf gegen ein übermächtiges Kollektiv: Die Rede ist von Franz Kafka, der von 1933 bis 1945 in der Liste verbotener Autoren der NS-Diktatur als »Erzeuger von schädlichem und unerwünschtem Schriftgut« angeführt wurde und der vor genau hundert Jahren in Klosterneuburg starb.
Und in der Tat ging Kafka mit seinen surreal skurrilen Szenarien einer zentralen Frage nach, die uns alle beschäftigt: Wo ist mein Platz in der Gesellschaft?
Weniger bekannt als seine literarischen Texte sind hingegen seine Tagebücher, die er zwischen 1909 und 1923 führte. Bedeutend mehr als eine bloße autobiographische Selbstbetrachtung, eröffnen sie einen neuen Blick auf den Prager Schriftsteller. Sie zeigen nicht nur einen düster verstimmten jungen Mann mit Vaterkonflikt, sondern einen mitunter sehr hoffnungsfrohen, komisch-ironischen und dem Sinnlichen zugewandten Franz Kafka, wie man ihn fallweise nicht erwartet.
Seine bisweilen verfremdeten Darstellungen von einer Welt, wie wir sie kennen, und das Aufbrechen unserer Wahrnehmungen führen nicht selten zu einem neuen Verständnis von vermeintlich Alltäglichem.
Durchwoben mit fiktionalen Geschichten bringen die Tagebücher die thematische Essenz seiner literarischen Schriften zum Ausdruck und offenbaren einen abgründigen Kosmos, der den Begriff »kafkaesk« um viele neue Nuancen erweitert.
Aufführungsrechte: Aufführungsrechte: Theater der Jugend, Wien
Künstlerisches Team
- Autor
- nach Franz Kafka von Gerald Maria Bauer
- Regie
- Gerald Maria Bauer