V°T//Rote Bar
UNTERWEGER
Jack Unterweger: Als Mörder verurteilt, für seine Literatur gefeiert, vermeintlich resozialisiert – und trotz seiner Verbrechen von vielen Frauen angehimmelt. Regisseur Branko Janack und Autor Marcus Peter Tesch schaffen mit UNTERWEGER keinen True Crime-Abend über die Geschichte des Mörders, sondern eine Auseinandersetzung mit der Faszination an ihm.
\[MEHR]
„Erlaube mir, dass ich Jacky sage – das kommt mir von Herzen her.”
Während seiner ersten Inhaftierung, zu der er wegen Mordes an einem 18-jährigen Mädchen verurteilt war, begann Jack Unterweger zu schreiben: den Roman FEGEFEUER ODER DIE REISE INS ZUCHTHAUS (1983), der ihm sofort Anerkennung und Ruhm verschaffte – auch wenn heute angenommen wird, dass die Autorin Sonja von Eisenstein ihn verfasst hat, die Unterweger literarisch betreute und später erfolglos vor ihm warnte. Sein Theaterstück ENDSTATION ZUCHTHAUS wird 1985 am Volkstheater Wien aufgeführt, zu einer Aufführung erhält er durch eine Sondergenehmigung Freigang. Unter dubiosen Umständen kommt er nach 15 Jahren Haft frei – als Paradebeispiel für eine „geglückte Resozialisierung“. Zu den Unterzeichner*innen einer Petition für Unterweger gehören Elfriede Jelinek, Ernst Jandl und Günter Grass.
Zwei Jahre später: Nach einer turbulenten Zeit im Rampenlicht der österreichischen Kulturschickeria gerät Unterweger erneut ins Visier der Polizei, wird abermals des Mordes bezichtigt und sitzt nach einer Flucht nach Miami wieder in Untersuchungshaft. Dort bekommt er täglich bergeweise Post. Ausgerechnet eine Strafverteidigerin meldet sich bei ihm mit den Worten: „Halten Sie durch, es haben Sie noch nicht alle vorverurteilt.“ Die beiden beginnen eine intime Brieffreundschaft. „Aber das Kribbeln und die Faszination, die Schmetterlinge im Bauch waren sofort da.“ Auch eine Nonne, Schwester Erna, aus dem Schweigekloster meldet sich bei ihm, schickt ihm eine Kassette. Auf Seite A befindet sich die heilige Messe, auf der B-Seite leise flüsternd eingesprochene Liebesbotschaften. Ihr Schweigegelübde brechend für den vermutlich bekanntesten Serienmörder Österreichs.
Häfnpoet, Frauenschwarm, Journalist, verurteilter Mörder. Jack Unterweger spielte im Laufe seines Lebens viele Rollen. Zuletzt, wenig überzeugend, den unschuldigen Intellektuellen, dessen zweite Verurteilung, diesmal für die Morde an neun weiteren Frauen, zu seinem Suizid im Jahr 1994 führte. Auch nach seinem Tod wird er für „seine“ Texte und seinen Charme verehrt. Trotz allem.
UNTERWEGER ist kein True-Crime-Abend über die Geschichte des Mörders, sondern eine Auseinandersetzung mit der Faszination an ihm. Regisseur Branko Janack und Autor Marcus Peter Tesch fragen gemeinsam mit der Schauspielerin Birgit Unterweger: Was zieht uns am Bösen an? Wieso identifizieren wir uns bereitwillig und sogar lustgewinnend mit dem Monster? Und wann begegnen wir einem Menschen mit Barmherzigkeit? Ein Abend über Lust und (Mit-)Leid, der uns auf die Suche nach dem tiefsten, innersten Verlangen mitnimmt – wo wir Gefahr laufen, auf unheimliche Geständnisse zu treffen.
In Kooperation mit dem DRAMA FORUM von uniT Graz
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„Erlaube mir, dass ich Jacky sage – das kommt mir von Herzen her.”
Während seiner ersten Inhaftierung, zu der er wegen Mordes an einem 18-jährigen Mädchen verurteilt war, begann Jack Unterweger zu schreiben: den Roman FEGEFEUER ODER DIE REISE INS ZUCHTHAUS (1983), der ihm sofort Anerkennung und Ruhm verschaffte – auch wenn heute angenommen wird, dass die Autorin Sonja von Eisenstein ihn verfasst hat, die Unterweger literarisch betreute und später erfolglos vor ihm warnte. Sein Theaterstück ENDSTATION ZUCHTHAUS wird 1985 am Volkstheater Wien aufgeführt, zu einer Aufführung erhält er durch eine Sondergenehmigung Freigang. Unter dubiosen Umständen kommt er nach 15 Jahren Haft frei – als Paradebeispiel für eine „geglückte Resozialisierung“. Zu den Unterzeichner*innen einer Petition für Unterweger gehören Elfriede Jelinek, Ernst Jandl und Günter Grass.
Zwei Jahre später: Nach einer turbulenten Zeit im Rampenlicht der österreichischen Kulturschickeria gerät Unterweger erneut ins Visier der Polizei, wird abermals des Mordes bezichtigt und sitzt nach einer Flucht nach Miami wieder in Untersuchungshaft. Dort bekommt er täglich bergeweise Post. Ausgerechnet eine Strafverteidigerin meldet sich bei ihm mit den Worten: „Halten Sie durch, es haben Sie noch nicht alle vorverurteilt.“ Die beiden beginnen eine intime Brieffreundschaft. „Aber das Kribbeln und die Faszination, die Schmetterlinge im Bauch waren sofort da.“ Auch eine Nonne, Schwester Erna, aus dem Schweigekloster meldet sich bei ihm, schickt ihm eine Kassette. Auf Seite A befindet sich die heilige Messe, auf der B-Seite leise flüsternd eingesprochene Liebesbotschaften. Ihr Schweigegelübde brechend für den vermutlich bekanntesten Serienmörder Österreichs.
Häfnpoet, Frauenschwarm, Journalist, verurteilter Mörder. Jack Unterweger spielte im Laufe seines Lebens viele Rollen. Zuletzt, wenig überzeugend, den unschuldigen Intellektuellen, dessen zweite Verurteilung, diesmal für die Morde an neun weiteren Frauen, zu seinem Suizid im Jahr 1994 führte. Auch nach seinem Tod wird er für „seine“ Texte und seinen Charme verehrt. Trotz allem.
UNTERWEGER ist kein True-Crime-Abend über die Geschichte des Mörders, sondern eine Auseinandersetzung mit der Faszination an ihm. Regisseur Branko Janack und Autor Marcus Peter Tesch fragen gemeinsam mit der Schauspielerin Birgit Unterweger: Was zieht uns am Bösen an? Wieso identifizieren wir uns bereitwillig und sogar lustgewinnend mit dem Monster? Und wann begegnen wir einem Menschen mit Barmherzigkeit? Ein Abend über Lust und (Mit-)Leid, der uns auf die Suche nach dem tiefsten, innersten Verlangen mitnimmt – wo wir Gefahr laufen, auf unheimliche Geständnisse zu treffen.
In Kooperation mit dem DRAMA FORUM von uniT Graz
SchauspielerInnen
- Mit
- Birgit Unterweger
Künstlerisches Team
- Regie
- Branko Janack
- Bühne
- Michael Sieberock-Serafimowitsch
- Kostüm
- Mona Ulrich
- Dramaturgie
- Shalyn Hempowicz